Eishockey:Bewegung in der Kurstadt

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Sein Treffer zum 4:1 gegen Hannover hat die Tölzer Löwen ins Halbfinale gebracht: Johannes Sedlmayr. (Foto: Oliver Rabuser)

Während Tölz auf das Playoff-Halbfinale gegen Sonthofen hinfiebert, präsentieren die Löwen zwei neue Geschäftsführer. Der eine hat eine bewegte Vergangenheit.

Von Andreas Liebmann, Bad Tölz

Mit dem Vlado hat Axel Kammerer noch zusammengespielt, damals, 1997, als er selbst aus Ratingen zu seinem Heimatklub nach Bad Tölz zurückkehrte. Vladimir Kames aus Kladno war ein Tölzer Publikumsliebling, er war Weltmeister mit der Tschechoslowakei. Inzwischen ist der ehemalige Stürmer 52, so wie Kammerer.

Man ahnt es bereits: Jener Vladimir Kames, der an diesem Dienstag mit dem Eishockey-Oberligisten ERC Sonthofen zum Start der Playoff-Halbfinalserie (19.30 Uhr, Hacker-Pschorr-Arena) nach Bad Tölz kommt, kann unmöglich Kammerers einstiger Mitspieler sein. Er ist dessen Sohn, ein Verteidiger. "Guter Mann", sagt Kammerer über den 33-Jährigen (sein eigener Sohn Maximilian ist erst 20). "Der muss ja einige Jahre in Tölz aufgewachsen sein."

Die Kurstadt im Isarwinkel ist zurzeit etwas voller als üblich, der Ostermarkt in der Fußgängerzone lockt viele Besucher an. Glaubt man Kammerer, ist Bad Tölz aber auch wegen der Tölzer Löwen in Bewegung. "Man merkt schon, dass das Interesse noch mal steigt", sagt er und berichtet, wie viele Bekannte sich zurzeit mit Kartenwünschen bei ihm meldeten; viele von ihnen dürften schon ECT-Anhänger gewesen sein, als Kames senior noch hier spielte. "So ein Halbfinale ist schon etwas Besonderes", findet Trainer Kammerer.

Selbst ihn wundert es, dass diese beiden Teams nun aufeinander treffen und jeweils Aufstiegschancen haben. "Mit beiden hätte vor der Saison niemand gerechnet", glaubt er. Mit den Bulls Sonthofen ganz sicher nicht, denn die waren mit einer 1:7-Niederlage in Bad Tölz in die Hauptrunde gestartet. Einen Sieg und acht Niederlagen später gastierten sie erneut in Bad Tölz, inzwischen hatten sie den Trainer gewechselt, dieses Mal unterlagen sie 0:8. Doch irgendwann unter dem neuen Coach Heiko Vogler haben die Allgäuer die Trendwende geschafft. "Wenn man eine Tabelle seit dem Jahresende aufstellt, dann treffen nun die beiden wahrscheinlich konstantesten Mannschaften aufeinander", sagt Kammerer. "Das ist wirklich ein starker Gegner mit hoher Qualität, mit klar erkennbarer Handschrift, mit einem guten Mix aus talentierten und erfahrenen, körperlich robusten Spielern und einer sehr disziplinierten Spielweise." Sein Team hatte eine Woche Pause, seit Freitag kennt es den nächsten Gegner, der sich mit 3:1 Siegen gegen Duisburg durchgesetzt hat. "Wir sind gut vorbereitet", glaubt Kammerer. Weder die Bulls noch die Löwen hätten nennenswerte Ausfälle zu beklagen, für Tölz eine wohltuende Abwechslung. "Letztes Jahr haben uns die vielen Verletzungen das Genick gebrochen", erinnert sich Kammerer.

Nicht nur in der Stadt, auch im Klub gibt es Bewegung. Christian Donbeck und Michael Doll sind seit Montag neue Geschäftsführer. Sie lösen den erkrankten Thomas Maban ab, dessen Vertrag aufgelöst wurde. Doll arbeitet in der Rechtsanwaltskanzlei von Birgitt Breiter, die Maban zuletzt kommissarisch vertrat. Er soll in einer Doppelspitze den wirtschaftlichen Bereich kontrollieren. Donbeck (Sport, Marketing, Vertrieb), so Breiter, "lebt Eishockey, ist ein Ass im Marketing und kennt sich toll mit Sponsoring aus". In einer Pressemitteilung betonte die Anwältin, dass sie sich zuvor sehr genau über Donbeck informiert habe.

Nicht ohne Grund: Donbeck war bis 2015 Manager des EV Landshut unter Alleingesellschafter Rainer Beck. Damit gilt er als Schlüsselfigur für ein finanzielles Chaos, das den Verein die DEL-II-Lizenz kostete. Breiter betont, "Einsicht in alle Schriftstücke" genommen und sich "ein umfassendes Bild" gemacht zu haben, die Kritik an Donbeck sei überzogen gewesen. "Wir sind uns sicher, für diesen Bereich einen guten und ehrgeizigen Mann geholt zu haben."

Zur Erinnerung: Der Immobilienunternehmer Beck war auch mal einige Monate Vizepräsident der SpVgg Unterhaching unter Manfred Schwabl, ehe er Ende 2012 zurücktrat. Christian "Wiggerl" Donbeck war in dieser Zeit Hachinger U-19-Fußballtrainer und kurz fürs Marketing zuständig. Der 44-Jährige ist als Fußballer für 1860 Rosenheim und den SB Rosenheim aktiv gewesen, wo er auch Abteilungsleiter war. Donbeck sieht "Riesenpotenzial im Sponsoring". Falls er vom Umfeld mit Skepsis empfangen werde, hätte er damit kein Problem: "Ich bin einer, der austeilt, also muss ich auch einstecken können." Ach ja: Der neue Tölzer Manager und jener Fußballtrainer Christian Donbeck, mit dem Bezirksligist Penzberg zurzeit gegen den Abstieg kämpft (man ahnt es bereits), sind weder Vater und Sohn noch Brüder oder Namensgleiche. Sie sind ein und derselbe.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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