EHC München:Pre-Playoffs

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Der EHC München kann am Freitag gegen Spitzenreiter Berlin die Tabellenführung in der DEL übernehmen, am Sonntag kommt der Dritte Düsseldorf - ein Vorgeschmack auf die im März beginnende K.-o.-Runde

Von Christian Bernhard, München

Ende Januar geriet die heile Welt der Eisbären Berlin zumindest für einen Abend ins Wanken. An jenem Freitag war die Düsseldorfer EG beim Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu Gast und schoss die Berliner mit 7:2 aus deren Halle. Berlins Trainer Uwe Krupp verfolgte die Schlappe ruhig an der Bande, statt aufzubrausen blieb er äußerlich gelassen. Abgeschaut hat er sich das von Ex-Eisbären-Coach Don Jackson, der nun den EHC München trainiert. Jackson sei "immer seelenruhig an der Bande gestanden", erzählte Krupp jüngst, "aber die Spieler hatten großen Respekt." Krupp, der großen Respekt vor Jackson hat und ihn vor nicht allzu langer Zeit als "vielleicht besten Trainer, der in der DEL in den letzten zehn Jahren gearbeitet hat" bezeichnete, glaubt, dass Jackson durch diese Ruhe so viele Titel eingefahren hat.

2013 ist Jackson zuletzt DEL-Meister geworden, damals noch mit den Eisbären. Jetzt, Anfang Februar, wenn die Playoffs zwar in Sichtweite, aber doch noch ein paar Wochen entfernt sind, ist es müßig zu diskutieren, ob es dieses Jahr wieder so weit sein könnte. Fakt aber ist, dass er seinen EHC am Freitag erstmals in dieser Saison auf Platz eins hieven kann. In Berlin. Beim Tabellenführer und seiner großen ehemaligen Eishockey-Liebe.

Viermal hat der EHC zuletzt in Serie gewonnen, sollte am Freitag in Berlin der fünfte Dreier gelingen, wäre er erstmals seit Dezember 2014 wieder DEL-Spitzenreiter. Für Jackson wäre das die logische Konsequenz. Ob Platz eins nun das Ziel für die letzten Hauptrunden-Wochen sei, wurde er nach dem jüngsten Spieltag gefragt. Seine Antwort: "Platz eins ist immer das Ziel." Jackson hat den EHC nach sportlich turbulenten Monaten mit seiner Gelassenheit in die Spitzengruppe geführt. Der 59-Jährige habe mit seiner "generell sehr ruhigen Art" einen Weg gefunden, "das Team super zu erreichen", sagt Angreifer Frank Mauer. Jackson sagt: "Jeder Spieler weiß, wie wir zu spielen haben", alle würden sich gegenseitig helfen. Jacksons EHC wirkt derzeit wie Jacksons Eisbären, mit denen er fünf Meistertitel geholt hat.

Zwei, die voneinander lernen können: EHC-Cheftrainer Don Jackson (li.) und Uwe Krupp (re.), Jacksons Nachfolger als Coach der Eisbären Berlin. (Foto: Imago)

Passend zur positiven Stimmung lichtet sich beim EHC auch das Lazarett weiter. Jeremy Dehner, der wegen eines Kieferbruches seit Mitte Dezember kein Spiel mehr bestritten hat, kehrt am Wochenende voraussichtlich aufs DEL-Eis zurück. In diesem Fall müsste einer der zehn EHC-Ausländer auf der Tribüne Platz nehmen, da auch der zuletzt gesperrte Jerome Samson in den Kader zurückkehrt. In Berlin wird das Richie Regehr sein, der Verteidiger fehlt aufgrund einer Erkältung. Dominik Kahun ist nach seiner Viruserkrankung wieder ins Training eingestiegen, kommt am Wochenende aber wohl kaum zum Einsatz. "Solche Spiele sind immer super, sie haben Playoff-Charakter", betont Mauer vor dem Duell Erster gegen Zweiter. Gerade jetzt, gegen Saisonende hin, wolle man sich "gegenseitig ein bisschen abtasten". Berlins Constantin Braun sieht das ähnlich, er findet: "Eine bessere Vorbereitung auf die Playoffs gibt es nicht." Die Statistik spricht schon einmal für den EHC. Gegen die Eisbären gab es nach der 3:5-Auswärtsniederlage im Oktober zwei Heimsiege im Dezember (2:1 und 3:0).

Nach dem Duell beim Tabellenführer schlägt am Sonntag die Düsseldorfer EG, die derzeit Dritter ist, zum nächsten Spitzenspiel in München auf (14.30 Uhr). Jackson hat auch zu Düsseldorf eine enge Bindung: Dort hatte er 2005 seinen ersten Cheftrainerposten in Deutschland übernommen und die DEG 2006 ins Finale geführt. Jackson war zudem der letzte DEG-Trainer an der legendären Brehmstraße. In dieser Spielzeit tat sich der EHC-Trainer gegen die Düsseldorfer aber schwer. Die DEG hat zwei ihrer bisherigen drei Saisonduelle gegen die Münchner für sich entschieden, zuletzt musste sich der EHC im Januar mit 1:4 bei den Rheinländern geschlagen geben. Am Sonntag werden die Düsseldorfer, die mit 39 Punkten das beste Auswärtsteam der Liga sind, von knapp 500 Fans begleitet, die mit einem Sonderzug anreisen.

Rotation der Münchner Ausländer: Jeremy Dehner (li.) kehrt zurück, Richie Regehr muss pausieren. (Foto: Johannes Simon)

Den aktuellen EHC dürfte all das kaum beeindrucken, schließlich führte er sogar Jackson in die Irre. Vor dem vergangenen Wochenende hatte der Münchner Trainer erklärt, für sein Team gehe es nun um den vierten Platz. Da hat sich der erfahrene und gewiefte Coach getäuscht: Für den EHC geht es in den letzten Hauptrunden-Spielen um mehr. Es geht um Platz eins.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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