EHC München:Mexikanische Einkehrwoche

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Weit weg, um wieder voll da zu sein: Konrad Abeltshauser hat sein Spiel „neu aufgebaut“. (Foto: Markus Fischer/imago)

An seiner Zuschauerrolle bei den Olympischen Spielen hatte Konrad Abeltshauser schwer zu schlucken. Zum DEL-Finale ist der Münchner Verteidiger wieder in Form und will in der Serie gegen Berlin vorangehen.

Von Christian Bernhard, München

Der Februar 2018 wird es aller Voraussicht nach nicht in die Top-drei-Monate des Jahres von Konrad Abeltshauser schaffen. Der noch amtierende "Verteidiger des Jahres" der Deutschen Eishockey Liga (DEL) musste da nämlich mit ansehen, wie die deutsche Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang zu Silber schwebte. Abeltshauser hatte es nach einer für seine Verhältnisse schwachen, aber auch von Verletzungen geprägten Hauptrunde nicht in den Kader von Bundestrainer Marco Sturm geschafft. Sein Herz habe "mehr als nur ein bisschen" geblutet, sagt der 25-Jährige über seine verpasste Olympia-Teilnahme, "das war wirklich ganz, ganz schwer zu schlucken." Abeltshauser wählte die Ganz-weit-weg-Methode, um den sportliche Schock zu verkraften: Er flog nach Mexiko, "die sind da nicht so extrem mit den Winterspielen." Eine Woche lang schaltete er sein Handy aus. "Um ganz wegzukommen."

An diesem Mittwoch saß Konrad Abeltshauser ganz entspannt in der Kabine des EHC Red Bull München. Das liegt nicht nur daran, dass er den letzten freien Tag vor dem Trainingsauftakt zur DEL-Finalserie, die die Münchner am Freitag mit einem Heimspiel gegen die Eisbären Berlin eröffnen (19.30 Uhr), dort verbracht hat, wo er am liebsten ist: in den Bergen rund um seine Heimat Bad Tölz. Es liegt daran, dass er in den Playoffs - speziell im Halbfinale gegen die Adler Mannheim - wiedererstarkt ist. Der "alte", solide Konrad Abeltshauser ist zurück. Er habe "von vorne alles neu aufgebaut", erzählt er, das "Auf-den-Reset-Knopf-draufhauen" habe ihm gut getan. Abeltshausers Ansatz, sich in den Playoffs auch mit Blick auf die Weltmeisterschaften im Mai in Dänemark "neu zu zeigen", ist aufgegangen.

"Ich weiß, was ich kann", betont er vor der dritten Münchner Endspiel-Teilnahme nacheinander, "und wollte in den Playoffs noch mal eine Schippe drauflegen. Das ist mir bisher gut gelungen." Abeltshauser war klar, dass in den Playoffs "mehr her muss". In dieser Zeit des Jahres müsse jeder Vollgas geben, sagt er, da könne man es sich nicht leisten, "dass man mitgezogen wird. Man muss mit vorangehen."

In den Mittelpunkt stellt der Verteidiger freilich das Team: "Wir haben so viel Qualität, dass jeder es mal sein kann, der das Spiel entscheidet", betont er. So wie er mit seinem Treffer in Viertelfinalspiel vier in Mannheim, das die Wende zu Gunsten der Münchner brachte.

In der überemotionalen und überharten Serie gegen die Adler sorgte Abeltshauser auch für einen speziellen Moment, als er den benommenen Mannheimer Angreifer Matthias Plachta zusammen mit dessen Teamkollegen Marcel Goc stützend vom Eis begleitete. Plachta war zuvor von Steve Pinizzotto mit einem üblen Ellbogencheck niedergestreckt worden. Abeltshauser erhielt viel Beifall für seine faire Geste.

Spielerisch läuft es bei dem 1,96-Meter-Lulatsch wieder besser, da er mit seinem Nachfolger als Verteidiger des Jahres, Yannic Seidenberg, ein perfekt harmonierendes Abwehrpärchen bildet. "Wir ergänzen uns sehr gut", sagt Seidenberg, 1,72 Meter. Wenn sich einer der beiden in die Offensive einschaltet, was beide gerne tun, bleibt der andere als Absicherung zurück. Der ehemalige Stürmer Seidenberg schätzt nicht nur Abeltshausers Reichweite sehr: "Er gibt mir Raum, wenn man unter Druck die Gegner fernhalten muss." Auch die Tatsache, dass beide auf dem Eis viel miteinander kommunizieren, mache es "für uns beide leichter", findet Abeltshauser: "Es macht einfach Spaß, mit ihm zu spielen, es ist ein schönes Eishockey."

Der Verteidiger, der die Finals 2016 verletzt verpasst hatte, ehe er 2017 eine tragende Rolle einnahm, erwartet eine "super spannende" Serie gegen die Eisbären, in der sich beide Teams nichts schenken. Das deutete sich bereits in der Hauptrunde an, in der die Final-Kontrahenten jeweils ihre beiden Heimspiele gewannen. Einmal fiel die Entscheidung erst im Penaltyschießen. Die Eisbären seien nach einigen Jahren ohne Erfolge "wieder hungrig", sagt Abeltshauser, "sie wollen wieder hoch." So wie er.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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