Drohende Insolvenz:Politik verweigert Löwen Hilfe

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Die Münchner Löwen brauchen dringend Geld. Doch die Politik wird dem von der Pleite bedrohten Klub nicht helfen. Denn OB Ude lehnt einen Notkredit der Stadtsparkasse ab - und die FDP sperrt sich gegen ein Darlehen der BayernLB.

Andreas Burkert, Klaus Ott, Christian Krügel und Michael Tibudd

Der TSV 1860 kann nicht auf staatliche Hilfen hoffen, um eine drohende Pleite abzuwenden. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude schloss aus, dass die "Stadtsparkasse oder irgendeine andere Bank in öffentlicher Hand" dem Verein hilft, seine Altschulden abzulösen. Ein zusätzliches Sponsoring durch städtische Unternehmen lehnt er ab: "Die Möglichkeiten sind ausgeschöpft", sagte Ude der Süddeutschen Zeitung.

Der TSV 1860 München braucht dringend Geld. Auf staatliche Hilfen kann der klamme Fußballverein nicht hoffen. (Foto: dpa)

Am Freitag hatten 1860-Präsident Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer erklärt, dass der Verein in den nächsten zwölf Tagen acht Millionen Euro brauche, um eine Insolvenz und damit das Ende des Profibetriebs abwenden zu können. Sie appellierten an alle Fans und Münchner, den Verein durch Spenden und Sponsoring zu retten.

Diesem Appell waren in den vergangenen Wochen mehrere Verhandlungen mit Kommunal- und Landespolitikern vorausgegangen. Dabei sollte ausgelotet werden, ob der Verein mit Hilfe der Stadtsparkasse oder der Bayerischen Landesbank ein Umschuldungskonzept umsetzen könnte. Ude bestätigt, dass Schneider und Schäfer bei ihm vorsprachen.

Wie die SZ aus politischen Kreisen erfuhr, gab es vor drei Wochen ein Treffen in der Staatskanzlei, an dem auch Ministerpräsident Horst Seehofer und FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß teilnahmen. Ein Kredit der Bayerischen Landesbank für die Löwen soll am Veto von Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) gescheitert sein. Dieser lehnte es ab, dass die Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA) für den Kredit bürge.

Weder Seehofer noch Zeil oder Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) wollten sich am Wochenende dazu äußern. Der FDP-Landtagsabgeordnete Franz Xaver Kirschner, Mitglied in der Kontrollkommission der BayernLB, bestätigte aber das Nein seiner Partei zu einer solchen Bürgschaft: "Es gibt keine Lex 1860."

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Ähnlich klingt dies auch bei Ude. Zu keiner Zeit seien die rechtlichen Voraussetzungen gegeben gewesen, nach denen sich der Verwaltungsrat der Sparkasse überhaupt mit der Frage hätte befassen dürfen. Das öffentlich-rechtliche Kreditinstitut dürfe gar nicht für Altschulden aufkommen, und letztlich seien es nur diese, die 1860 jetzt in Zugzwang brächten. Sollte der Verein aber eine Lösung mit seinen Gläubigern erzielen und ein "tragfähiges Geschäftsmodell" vorlegen, könne man über ein Sparkassen-Darlehen für die Zukunft durchaus reden.

Die städtischen Unternehmen Stadtwerke und Stadtsparkasse sowie der Flughafen München, an dem Stadt und Staat beteiligt sind, unterstützen bereits den Verein. Mehr Sponsoring sei ausgeschlossen, sagte Ude und erinnerte daran, dass die Stadtsparkasse schon erheblich die Jugendabteilung des Vereins unterstütze.

Auch für den CSU-Fraktionschef im Stadtrat, Josef Schmid, kommt eine Hilfe der Stadt nicht in Frage. Alles andere wäre "ein Bruch in der Politik der Stadtsparkasse". Die Risiken seien "unabwägbar". Der OB solle aber persönlich aktiv werden. "Die Frage ist doch: Hat Ude alles getan, um private Initiativen zustande zu bringen?" Dieser sei als Sechziger-Fan "doch prädestiniert für diese Rolle".

Der Oberbürgermeister wies Vorwürfe, unter anderem von Bayern-Präsident Hoeneß, als absurd zurück, er sei schuld am Scheitern der Rettungsaktion: "Es ist klar, dass irgendein Schuldiger gefunden werden muss", sagte Ude der SZ.

Hep Monatzeder, Dritter Bürgermeister und 1860-Aufsichtsrat, sieht den Verein im Dilemma: "Es ist wie mit Henne und Ei: Die Banken sagen, wenn ihr die Altlasten wegbringt, können wir über ein Neuengagement reden. Die Gläubiger sagen, wir akzeptieren erst einen Forderungsverzicht, wenn es mit dem Verein weitergeht." Einen Neuanfang werde es nur geben, wenn die Gläubiger auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichteten. Auf Hilfen vom FC Bayern darf er dabei nicht hoffen: Finanzvorstand Karl Hopfner schloss diese aus. (Kommentar, Thema des Tages)

© SZ vom 21.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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