Deutsche Eishockey-Liga:Milchkübel-Meister

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Der EHC München tankt in der Länderspielpause Energie und gute Laune. Trainer Don Jackson mahnt vor den Duellen mit Iserlohn und Spitzenreiter Mannheim aber zu mehr Disziplin - die Playoffs rücken näher

Von Johannes Schnitzler, München

Ein Ausflug an den Tegernsee ist grundsätzlich zu jeder Jahreszeit empfehlenswert. Die Landschaft ist noch einigermaßen unverschandelt dort, die Natur weitgehend intakt, das genießen nicht nur die Einheimischen. Jedes Wochenende folgen Tausende Münchner dieser Empfehlung und schieben sich in langen Autoschlangen Richtung Süden. Wenn das Brauneck ihr Hausberg ist, dann ist der Tegernsee ihr Gartenteich. Am vergangenen Wochenende etwa nutzten die Profis des EHC München die Länderspielpause zur aktiven Entspannung: Beim "Muichkandl Cup" spielten sie im malerischen Freiluftstadion unweit des Seeufers ein internes Turnier, einfach so, ohne den ganz großen Ehrgeiz. "Jeder Spieler hat ein Lächeln im Gesicht", bemerkte Bundestrainer Pat Cortina, der ein Team aus ehemaligen EHC-Cracks gegen die Hobbyspieler des EC Tegernsee zu einem lockeren 15:2 coachte.

Nicht nur für die Spieler, auch für Cortina, den Mann, der den EHC in die erste Liga geführt hat, war der Sonntag ein Tag zum Lächeln. Nach zwei Niederlagen mit der Nationalmannschaft beim Slovakia-Cup gegen den Gastgeber und gegen die Schweiz (jeweils 1:4) wirkte der DEB-Chefcoach am Sonntag gelöst wie lange nicht mehr. Sieger wurde schließlich das Team Blau um EHC-Kapitän Michael Wolf, der den Pokal, die namengebende Milchkanne, angemessen stolz in Empfang nahm.

Im April wollen sie beim EHC den Meister-Pokal der Deutschen Eishockey-Liga stemmen. Und damit zurück zur Arbeit.

Sieben Spiele müssen die Münchner in der Vorrunde noch bestreiten. Qualifiziert für die Playoffs sind sie schon, noch ist aber nicht klar, ob sie als Erster, Zweiter, Dritter oder Vierter ins Rennen gehen. Theoretisch ist sogar möglich, dass sie noch von den ersten sechs Plätzen verdrängt werden, die direkt fürs Viertelfinale qualifizieren. Dieses Wochenende dürfte dafür einen recht aussagekräftigen Fingerzeig liefern. In Iserlohn erwartet den EHC am Freitag die neben Mannheim und Hamburg heimstärkste Mannschaft der Liga, am Sonntag (17.45 Uhr, Olympia-Eisstadion) kommen die Adler Mannheim, das beste Auswärtsteam der DEL. Der EHC setzt dagegen ein Trio aus der zweiten Liga.

Niklas Treutle, Dominik Kahun und Tim Bender spielten am vergangenen Wochenende nicht mit den Kollegen am Tegernsee, sondern halfen etwa 70 Kilometer weiter südwestlich dem Kooperationspartner SC Riessersee aus. Und das durchaus erfolgreich. Kahun war mit zwei Toren sogar der Matchwinner beim 3:2 gegen Weißwasser. "Er ist ein kleines Tier", sagte Maurizio Mansi, unter Cortina Co-Trainer beim EHC und jetzt Coach des SCR. "Wenn er die Scheibe hat, ist er gefährlich." Auch Verteidiger Bender erhielt ein Lob für seine defensive Stabilität und seinen klugen Spielaufbau. Zwei Eigenschaften, die der EHC am Wochenende in Iserlohn und im Spitzenspiel gegen Mannheim gut gebrauchen kann. Zumal Verteidiger Daryl Boyle, Fachkraft für gepflegten Spielaufbau, nach seiner Disziplinarstrafe beim 3:7 in Düsseldorf noch für drei Spiele gesperrt ist.

Boyle wird damit ebenso fehlen wie die Abwehrkollegen Andy Wozniewski, Grant Lewis und Felix Petermann (alle verletzt) sowie Stürmer Evan Brophey. Dieses Quintett wird wohl auch für das Heimspiel am Dienstag gegen Nürnberg ausfallen. Nicht zuletzt deshalb mahnt Trainer Don Jackson, am Tegernsee mit Zipfelmütze unterwegs, dieser Tage zu besonderer Disziplin. "Wir müssen wirklich schauen, uns in diesem Bereich zu verbessern, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um Strafen zu vermeiden", sagte Jackson nach dem letzten Heimspiel gegen Wolfsburg (2:1), dem prompt das 0:4 in Straubing folgte.

Mit einem Milchkübel als einziger Trophäe könnte sich Jackson am Saisonende nur schwer arrangieren.

© SZ vom 13.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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