Deutsche Eishockey Liga:Ingolstadt als Indikator

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Dank des schmeichelhaften 5:2 gegen Schwenningen ist der EHC München wieder Tabellenzweiter der DEL. Trotzdem sagt Kapitän Michael Wolf: "Die Mannschaft ist noch nicht da, wo sie sein will." Und am Freitag kommt der Meister

Von Christian Bernhard, München

Wie sehr sich Don Jackson und Dave Chambers gegenseitig schätzen, ist am Dienstag klar geworden. Chambers, 74, war als Trainer der Schwenninger Wild Wings nach München gekommen, wo er Don Jacksons EHC München 2:5 unterlag. Vor, während und nach der Pressekonferenz kamen die beiden kaum noch aus dem Verteilen von Komplimenten heraus, schon Jacksons Hallo, das von Chambers mit einem lächelnden "Ich bin immer noch da" gekontert wurde, war besonders herzlich gewesen. Chambers arbeitet seit 1969 (!) als Eishockey-Trainer, war auch in der NHL tätig, wo er in der Saison 1991/92 als Chefcoach der Quebec Nordiques arbeitete. Sein Co-Trainer damals: Don Jackson. Der EHC-Trainer war so ins Gespräch mit seinem ehemaligen Boss vertieft, dass er zusammen mit Chambers den Pressekonferenz-Raum verließ und von seinem Pressesprecher nett zurückgepfiffen werden musste, da es noch einige Fragen an ihn gab.

Dem entrückten Plausch der zwei Eishockey-Koryphäen war ein Spiel vorausgegangen, das viel knapper war, als es das Ergebnis vermuten lässt. Münchens "Must-Win-Spiel" gegen den Tabellenvorletzten, wie Jackson es nach dem 0:5 in Berlin bezeichnet hatte, der höchsten EHC-Saisonniederlage, geriet im letzten Drittel schwer ins Wanken. Wie schon beim Heimspiel gegen Straubing überließ der EHC dem Außenseiter nahezu komplett das Spiel und konnte sich mehrfach bei seinem Torhüter Niklas Treutle bedanken, dass nicht der Ausgleich fiel. Dabei hatte nach dem ersten Drittel alles auf einen lockeren EHC-Sieg hingedeutet. David Meckler (4.) und Daniel Sparre (8., Überzahl) schossen die Münchner 2:0 in Führung, von Schwenningen kam bis auf ein paar Versuche des ehemaligen EHC-Angreifers Nick Palmieri nichts. 20 Torschüsse in den ersten 20 Minuten verdeutlichten die Münchner Dominanz, Jackson sprach völlig zurecht von einem "sehr starken" Auftaktdrittel seiner Mannschaft.

Doch die Dominanz und Souveränität war nach nur zwölf gespielten Sekunden im Mitteldrittel dahin, Kyle Greentree hatte für Schwenningen zum 1:2 getroffen und aus einem einseitigen ein "sehr enges Spiel" (Jackson) gemacht. Auch das 3:1 von Kapitän Michael Wolf (26.) brachte dem EHC nicht die Leichtigkeit zurück, die Wild Wings verkürzten durch Ashton Rome abermals (34.) und drängten im Schlussdrittel vehement auf den Ausgleich. Phasenweise kam Jacksons Team kaum noch aus seiner Verteidigungszone heraus, obwohl es nicht in Unterzahl war. "Man hat gemerkt, dass die Mannschaft einfach noch nicht da ist, wo sie insgesamt sein will", sagte Wolf. Erst als Meckler, der wie Uli Maurer und die beiden U20-WM-Rückkehrer Dominik Kahun und Tim Bender wieder im Kader stand, zum 4:2 traf (59.), war die Partie entschieden. François Méthots Treffer ins leere Tor - es war sein erster Treffer im EHC-Trikot - war schmeichelhafte Ergebniskosmetik (60.).

Tim Bender und Dominik Kahun (v.re.), bei der WM in Kanada soeben abgestiegen, feiern am Dienstag den Münchner 5:2-Sieg gegen Schwenningen. (Foto: Buthmann/Imago)

Noch schwerer dürfte es für den EHC am Freitag werden, dann gastiert Meister Ingolstadt in der Münchner Olympia-Eishalle (19.30 Uhr). Jackson ist auf ein "Spiel mit Playoff-Charakter" eingestellt und lobte Ingolstadts Trainer Larry Huras, der vergangene Saison unter Pierre Pagé kurzzeitig als Gast-Trainer beim EHC tätig gewesen war. Huras sei voller Eishockey-Begeisterung, sagte Jackson, "und das überträgt er auf seine Spieler." Dass die Partie mehr als ein Derby ist, macht der Blick auf die Tabelle klar. Hinter dem souveränen Spitzenreiter Mannheim belegt der EHC seit Dienstag wieder Rang zwei, der Vorsprung auf den Vierten Ingolstadt beträgt allerdings nur fünf Punkte. "Das ist ein wichtiges Spiel für uns", betonte Jackson, "es wird uns zeigen, ob wir uns als eines der Topteams etablieren können." Kapitän Wolf erklärte, er habe die Ingolstädter im Sommer nicht so stark erwartet "aber schon nach zehn, 15 Spielen hat man gesehen, dass sie da vorne hingehören."

Meckler hat das nicht gesehen, er spielte bis Mitte November noch in Österreich und macht keinen Hehl daraus, gar nicht über den ERC im Bilde zu sein. Er wisse nichts über Ingolstadt, sagte er nach dem Schwenningen-Spiel - nicht einmal, dass die Panther aktuell Meister sind.

© SZ vom 08.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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