Deutsche Eishockey Liga:Heißes Rädchen

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Die Maschine rollt: Am Spiel von Seriensieger EHC München gibt es kaum noch etwas auzusetzen. Gegen Straubing tobt sich vor allem einer aus - der ehemalige Straubinger Daniel Sparre

Von Christian Bernhard, München

Folgende Fehler hat der EHC München am vergangenen Wochenende gemacht: Benedikt Brückner verlor gegen Nürnberg im eigenen Drittel leichtfertig die Scheibe, was Nürnbergs Corey Locke dankend annahm und in einen Treffer ummünzte. In Straubing kassierte der EHC viele Strafzeiten, spielte dadurch mehrfach in doppelter Unterzahl mit drei gegen fünf Feldspieler und kassierte in diesen Phasen zwei Gegentreffer durch Sacha Treille. "Viel zu undiszipliniert" sei der EHC zu Werke gegangen, beklagte Felix Petermann. "Das müssen wir abstellen", fügte Verteidigerkollege Florian Kettemer an.

Das war's. Mehr Fehler hat der EHC nicht gemacht. Besser gesagt: Diese zwei Kritikpunkte waren die einzigen am dritten Wochenende in Serie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), das die Münchner mit zwei Siegen abschlossen. Die Torhüter Niklas Treutle und Florian Hardy machten ihre Sache gewohnt gut, die Angreifer tobten sich wieder einmal aus: Elfmal ließen sie es in den zwei Derbys gegen Nürnberg (4:1) und in Straubing (7:2) klingeln.

Nach dem deutlichen Sieg beim Tabellenletzten Straubing hob Trainer Don Jackson die Reihe um Topscorer Garrett Roe hervor. Sie sei "sehr stark" gewesen, sagte der 57-Jährige, was bei den fünf Treffern, die auf ihr Konto gingen, kaum verwunderte. Der auffälligste war diesmal aber nicht Roe, sondern Daniel Sparre: Der 30-Jährige erzielte gegen seine ehemalige Mannschaft zwei Tore selbst und bereitete drei weitere vor - er war also an fünf maßgeblich beteiligt. Sparre sprach hinterher nicht über sich, sondern hob das starke penalty killing seiner Mannschaft hervor: "Wir waren in Unterzahl ziemlich gut und haben dann selbst in Überzahl getroffen." Damit meinte er DiSalvatore und sich selbst, die für die zwei EHC-Powerplaytore des Tages verantwortlich zeichneten. Sparre zeigte sich "glücklich" über seine Leistung, "aber der Sieg war wichtiger".

Sparre ist mit 25 Punkten (acht Tore, 17 Vorlagen) Münchens drittbester Scorer. Das klingt im ersten Moment nicht überraschend, ist es aber, wenn man weiß, welch schweren Saisonstart er hatte. Mickrige drei Scorerpunkte hatte er nach neun Spieltagen auf seinem Konto - für Sparre ein ungewohntes Gefühl. Nachdem er in der vergangenen Spielzeit unter dem damaligen Trainer Pierre Pagé eine der tragenden EHC-Offensivsäulen gewesen war - 16 Tore und 22 Assists machten ihn hinter Alexander Barta zum erfolgreichsten Punktesammler -, musste er sich unter Don Jackson an eine neue Rolle gewöhnen. Sparre kam hauptsächlich in der dritten oder vierten Angriffsreihe zum Einsatz, seine Eiszeit war deutlich geringer als unter Pagé.

Hallo, hier, ich will wieder rein: Gegen Straubing war Daniel Sparre kaum zu halten - zwei Tore erzielte der 30-Jährige selbst, drei bereitete er vor. (Foto: Imago/Gepa Pictures)

Jackson hatte keine Zweifel an Sparres Einsatz ("Er spielt immer hart und ist ein solider Kerl"), nahm ihn aber aus der Topreihe, um Platz für Felix Schütz zu machen. Einige etablierte Spieler hätten nicht die Eiszeit, "die sie sich vielleicht vorstellen", sagte Jackson in jener Phase, hob aber auch hervor, dass es "keine Quertreiber" gebe. Namen nannte er damals nicht, all das traf aber unter anderem auf Sparre zu. Der 30-Jährige arbeitete mit vollem Einsatz wie eh und je, doch für einen Stürmer, der es gewohnt war, Verantwortung im Offensivdrittel zu übernehmen, ist es oftmals schwer, bei wenig Eiszeit produktiv zu sein. Die Gefahr, zu verkrampfen - wissend dass man nur wenige Gelegenheiten hat, sein Können zu zeigen - ist groß und wirkt hemmend. Sparre erging es da ähnlich wie Uli Maurer, der sogar 20 Spiele auf sein erstes Saisontor warten musste.

Doch Sparre arbeitete sich in Jacksons Hierarchie wieder nach oben und bildet nun zusammen mit Topscorer Garrett Roe und Jon DiSalvatore die zweite Angriffsformation der Münchner. Nebenbei entwickelte er sich zum Auswärts-Talisman des EHC. In den vergangenen sieben Auswärtsspielen der Münchner, die sie allesamt gewannen, blieb der Angreifer nur beim 3:2-Sieg in Augsburg vor zwei Wochen ohne Punkte. In den restlichen sechs Partien steuerte er drei Tore und zehn Assists bei - im Schnitt also mehr als zwei Punkte pro Spiel. Die Fünf-Punkte-Gala in Straubing machte ihn zum aktuell heißesten Rädchen in der perfekt geölten Maschine namens EHC, die derzeit wie eine Dampfwalze durch die DEL rollt.

© SZ vom 09.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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