Deutsche Eishockey-Liga:Der Schlussstein

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Ein Team zusammenzustellen ist schwieriger, als zu puzzeln: Doch EHC-München-Manager hat ein passendes Teil gefunden: Dave Reid bleibt. Doch zwei andere müssen gehen.

Johannes Schnitzler

Einen Mannschaftskader zu bauen, ist ein bisschen wie ein Puzzle legen. Andererseits: Beim Puzzle sind die Teile vorgegeben; die Frage lautet nur, welches wohin gehört. Ein Team zusammenzustellen ist dagegen sehr viel komplizierter. Die Grundmenge der infrage kommenden Teile ist erst einmal nahezu unbegrenzt. Und dann ist da der menschliche Faktor: Wer passt spielerisch und charakterlich zu wem? Vielleicht spricht deshalb Christian Winkler, der Manager des Eishockey-Erstligisten EHC München, lieber von Bausteinen. So ein Baustein ist etwas Dreidimensionales. Auch bildlich kommt er der Vorstellung davon, etwas aufzubauen, näher.

"Ein langer Weg mit dem EHC": Für Dylan Gyori, seit 2006 beim EHC, ist er vorerst zu Ende. (Foto: Robert Haas)

Gerade hat Winkler wieder so einen Baustein gefunden. Lange suchen musste er nicht, er lag gewissermaßen griffbereit: Dave Reid, kanadischer Verteidiger, wird bis mindestens 2012 beim EHC bleiben. Der 32-Jährige spielt seit 2008 in München, 181 Mal bisher. Reid ist kein spektakulärer Schlagschütze oder genialer Spielgestalter. Exzentrisch an ihm ist allenfalls seine Rückennummer 95,5, die Frequenz eines örtlichen Radiosenders (der "offizieller Medienpartner" bleiben darf). Reid ist das, was man grundsolide nennt. Einer, auf den man bauen kann. "Wir wissen sehr genau, was wir an Dave haben und sind überzeugt, dass er auch zukünftig ein wichtiger Baustein für das Team ist", sagt Winkler.

Reid ist mit dem EHC in die Deutsche Eishockey-Liga aufgestiegen, in den ersten 54 DEL-Spielen der Vereinsgeschichte erzielte er drei Tore und gab 18 Vorlagen. Was wichtiger war: Er kassierte nur 28 Strafminuten - Trainer Dave Cortina liebt so viel Disziplin. Reids Vertragsverlängerung ist eine Schlüsselpersonalie in den Planungen des EHC. Mit dem Kanadier stehen nun 21 Profis im Kader: zwei Torhüter, sieben Verteidiger und zwölf Stürmer. Den bislang sechs Zugängen - Torwart Jochen Reimer (Wolfsburg), den Verteidigern Jens Olsson (Rouen) und David Cespiva (Mannheim) sowie den Stürmern Klaus Kathan (Hannover), Jason Ulmer (Wolfsburg) und Andreas Pauli (Krefeld/DNL), der per Förderlizenz an seinen Heimatverein Bad Tölz (Oberliga) ausgeliehen werden soll - werden laut Winkler nur noch zwei oder drei folgen. George Kink (28, SC Riessersee), Christoph Fischhaber (22, Bad Tölz) und Förderlizenzspieler Marco Miller (21, Ravensburg) sind Try-out-Kandidaten für die 13. Planstelle im Angriff, eine Förderlizenz wird an Verteidiger Marcus Weber (18, Riessersee) gehen. Darüber hinaus sucht der EHC noch einen dritten Torhüter. Kleiner Vorbehalt: "Falls es zu einem neuen Kooperationsvertrag zwischen DEL und DEB kommt und es überhaupt noch Förderlizenzen gibt", sagt Winkler.

Klar ist damit auch, dass die Nordamerikaner Bryan Schmidt, Jordan Webb und Dylan Gyori keine Verträge für die kommende Saison erhalten. Die Lizenzen für zehn ausländische Spieler, die dann pro Partie auf dem Spielberichtsbogen stehen dürfen, sind vergeben. Eine Hintertür bleibt noch offen für Brandon Dietrich. Der kanadische Stürmer zog sich im Oktober einen Kreuzbandriss zu und fiel für den Rest der Saison verletzt aus. Der 33-Jährige könnte beim EHC als Edeljoker zum Einsatz kommen, sobald sich ein Ausländer verletzt - was angesichts der Misere in der zurückliegenden Spielzeit fast schon einer Einsatzgarantie gleichkommt. Die Entscheidung liegt bei Dietrich.

Anders verhält es sich bei Dylan Gyori. Der 32-Jährige, mit Unterbrechung seit 2006 beim EHC, erhält nach Angaben seines Anwalts nicht wie erhofft bis zum 1. September die deutsche Staatsbürgerschaft. "Dylan ist einen langen Weg mit uns gegangen", würdigt Christian Winkler die Verdienste des Veteranen. Mit anderen Worten: Für den Kanadier Gyori ist zurzeit kein Platz im EHC-Modell. Über einen Umweg, zum Beispiel in die Zweite Liga, könnte er allerdings zurück in den Münchner Kader finden. "Sobald er die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, ist Dylan für uns natürlich wieder interessant", sagt Winkler.

Der Manager hat seine Bausteine beieinander. Nun muss Trainer Pat Cortina sie passend zusammenpuzzlen.

© SZ vom 27.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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