Bayern-Basketballer:Serbische Motivationshilfe

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Bryce Taylor ist nicht nur vom Trainer beeindruckt, der Kapitän der Münchner zeigt selbst oft genug beeindruckende Aktionen. (Foto: Imago/Bernd König)

Der FC Bayern startet gegen Frankfurt in die Playoffs, Ziel ist die Titelverteidigung.

Von Joachim Mölter, München

So eine lange Pause wie zwischen dem letzten Hauptrunden-Spieltag und dem Beginn der Playoffs haben die Bundesliga-Basketballer hierzulande selten gehabt in dieser Saison, die Mannschaften nutzten das zu allerlei gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Die Spieler von Alba Berlin beispielsweise trafen sich zum Bowling, ganz ungezwungen und ohne ihren strengen Trainer Sasa Obdradovic. Der nicht minder strenge Svetislav Pesic hingegen hat seine Profis vom FC Bayern München am Montagabend ins Kino eingeladen, zu einer Sondervorführung. Einer Dokumentation, über ihn, Pesic, einen der höchstdekorierten Coaches seines Heimatlandes mit Welt- und Europameistertiteln, dazu nationalen und internationalen Meisterschaften en masse. So ganz nebenbei war das auch etwas Motivationshilfe für die K.-o.-Runde. "Es war schon beeindruckend zu sehen, wie viel Erfolg er überall gehabt hat", sagte Mannschaftskapitän Bryce Taylor.

Der Amerikaner würde sich den Film sogar gern noch einmal anschauen, wie er versicherte, dann allerdings in einer englischen Version: Die serbischen Originaltöne hat er nämlich nicht verstanden, und von den deutschen Untertiteln "auch nur 60 Prozent". Aber die Botschaft, die von der Filmvorführung ausging, dürften nicht nur die drei serbischen Profis im Kader verstanden haben, sondern auch die deutschen und die amerikanischen: Am Trainer liegt es nicht, falls die erhoffte Titelverteidigung misslingen sollte.

Die Atmosphäre bei den FC-Bayern-Basketballern war dennoch entspannt in dieser Woche, jedenfalls im Vergleich zum Vorjahr, als der selbst auferlegte und von den Erwartungen der Fans noch verstärkte Druck des Gewinnenmüssens deutlich zu spüren war. Was aber nicht heißt, dass sie die Sache in diesem Jahr weniger ernst nehmen. "Die Aufregung steigt allmählich", bekannte Taylor vor dem Playoff-Auftakt am Samstag (20.30 Uhr) in heimischer Halle gegen die Frankfurt Skyliners. "Alle Spieler sind fit", verkündete Svetislav Pesic; "damit geht es uns besser als den Fußballern im Moment", fügte der für die Basketballer zuständige FC-Bayern-Vizepräsident Rudolf Schels hinzu.

Beim Viertelfinal-Gegner Frankfurt hat Svetislav Pesic "im Vergleich zum letzten Jahr eine extrem gute Entwicklung" beobachtet; nicht nur die 73:76-Niederlage in Frankfurt vor drei Wochen hat ihm Respekt eingeflößt. Die Skyliners haben es international im Eurocup bis ins Final Four geschafft und dabei viel Selbstbewusstsein gewonnen. "Sie sind ein junges, hungriges Team, gut gecoacht", sagt Bryce Taylor: "Ich erwarte eine hart umkämpfte Serie."

Das tun offensichtlich auch die Frankfurter, denn sie haben nicht nur Karten für ihr Heimspiel am kommenden Dienstag verkauft, sondern auch für eine mögliche vierte Partie in der Best-of-five-Serie - ein deutliches Zeichen, dass sie sich nicht in drei Spielen aus dem Wettbewerb werfen lassen wollen. Beim FC Bayern sieht man das nicht als Spitze, "das ist einfach etwas, was man von ihnen erwarten darf", sagte Taylor und erinnerte an die erfolgreiche Aufholjagd der Skyliners beim jüngsten Aufeinandertreffen, als diese einen 19-Punkte-Rückstand aufholten: "Sie haben Selbstvertrauen, sie haben uns ja besiegt."

Damit das nicht noch einmal vorkommt, hat Trainer Pesic seinen Akteuren noch einmal eingeschärft, wie wichtig die individuellen Duelle unter den Körben sind. Vor drei Wochen hatten die Frankfurter ja den Rebound-Vergleich für sich entschieden, "sie haben 40 Rebounds gegen uns geholt, das hat sonst keine Mannschaft geschafft", sagte Pesic: "Es ist auch in der Euroleague selten passiert, dass wir das Rebound-Duell verloren haben."

Der 65-Jährige hat zuletzt noch einmal vor allem seine deutschen Spieler angestachelt, indem er ihnen im SZ-Interview Bequemlichkeit vorgeworfen hat ( SZ vom Freitag). Und er hat ihnen nachdrücklich klar gemacht, dass er in der Serie gegen die Skyliners von Anfang an höchste Einsatzbereitschaft erwartet: "Das erste Spiel ist das wichtigste, das zweite ist noch wichtiger, und im dritten kann es schon entschieden sein."

Für den Fall, dass die Mannschaft noch mehr Motivationshilfe braucht, hat FCB-Geschäftsführer Marko Pesic auch schon vorgesorgt: In der Halbzeitpause der Partie werden die ehemaligen Profis Steffen Hamann und Demond Greene offiziell verabschiedet, beide waren sowohl beim Aufstieg 2011 als auch bei der Meisterschaft 2014 dabei. Ihre Nummern (6/Hamann, 24/Greene) werden künftig nicht mehr vergeben, ihre Trikots unter der Hallendecke aufgehängt, "damit sie wissen, dass der Audi Dome und der FC Bayern immer ihr zweites Zuhause sind, egal, wo sie danach noch sind", wie Marko Pesic erklärte. Die Botschaft an die aktuellen Spieler ist klar: Auch ihr könnt euch bei den Basketballern des FC Bayern München verewigen. Zum Beispiel mit einer erfolgreichen Titelverteidigung.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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