Basketball:Zu stark für Galatasaray

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Hoher Aufwand, kleine Missgeschicke: Auch Devin Booker, rechts gegen Emir Preldzic, arbeitete viel. Dabei unterliefen ihm ein paar Flüchtigkeitsfehler. (Foto: imago/Lackovic)

Der FC Bayern hat sich mit dem sechsten Sieg im sechsten Spiel vorzeitig für die Zwischenrunde des Eurocups qualifiziert - für die Münchner ist das nur ein Etappenziel.

Von Ralf Tögel, München

Machmal lassen sich ganze Spiele anhand einer einzigen Szene erklären. Ein Beispiel aus dem Basketball: Gerade hat das zweite Viertel der Eurocup-Partie zwischen dem FC Bayern München und Galatasaray Istanbul begonnen, die Bayern liegen deutlich mit 17:27 Punkten zurück. Angriff der Münchner, Center Devin Booker kann einen eigentlich guten Pass nicht fangen, der verschusselte Ball scheint verloren, Booker hechtet mit höchstem Einsatz nach dem Spielgerät, erkämpft es sich tatsächlich zurück - und passt den Ball im Liegen ins Aus.

Es war bezeichnend, wie die Bayern mit Verve versuchten, Zugriff auf die Partie zu bekommen - und sich dabei immer wieder selbst im Weg standen. Noch ein Beispiel: Anton Gavel spielt einen Alley-oop-Pass, Jared Cunningham fängt den Ball in der Luft, um ihn spektakulär in den Korb zu stopfen. Höchste Basketball-Kunst, Cunningham steht dank seiner immensen Sprungkraft schulterhoch neben dem Korb - und knallt den Ball gegen den Ring.

Sechs Spiele, sechs Siege: Die Bayern sind international weiter makellos unterwegs

Letztendlich einerlei, denn der FC Bayern drehte die Partie in der zweiten Halbzeit zu einem allein wegen der gezeigten Leidenschaft verdienten 86:78-Erfolg. Damit bleiben die Münchner Erster der Gruppe B, haben nun auch alle rechnerischen Zweifel ausgeräumt und können für die Zwischenrunde planen. Die Frage war freilich längst nur noch, auf welchem der vier Plätze, die zur Zulassung in die nächste Runde berechtigen, die Münchner in selbige einziehen werden. Die Prognose, dass dies der erste Rang sein wird, der auf einen schwächeren Gegner hoffen lässt, scheint angesichts der Tatsache, dass der FCB eines von nur drei ungeschlagenen Teams im Eurocup ist, nicht sonderlich gewagt. Man musste den Türken für diesen Abend aus mehrerlei Hinsicht dankbar sein. Zum einen sind türkische Fans im besten Fall, also in friedlichem Zustand, immer gut, um richtig Stimmung in die Bude zu bringen. Die 350 Galatasaray-Fan, ausgestattet mit reichlich Fahnen und Lärmwerkzeug, animierten die restlichen 5884 Zuschauer im Audi Dome, denen gerne mal Opern-Attitüde unterstellt wird, zur lautstarken Gegenwehr. In der Folge kam es mit steigender Spannung zu einer tollen Atmosphäre in der Halle. Zum anderen waren die Türken, immerhin Champion vor einem Jahr, ein echter Gradmesser für das, was den Bayern spätestens in der K.o.-Runde, die nunmehr das Ziel sein muss, bevorsteht: ein Gegner auf Augenhöhe. Denn Galatasaray war in der Tat ein anderes Team als im Hinspiel, dass die Münchner noch ohne größere Probleme in Istanbul beim 86:69 klar beherrschte. Rakeem Christmas, Center mit NBA-Vergangenheit, musste seine Koffer packen, dafür wurde US-Guard Jordan Taylor verpflichtet. Die bewährten Kräfte wie Scotty Hopson, Dwight Hardy und der ehemalige Münchner Alex Renfroe erinnerten daran, dass Galatasaray ursprünglich als einer der Titelfavoriten galt. Zwar steht das Team noch mit 1:5 Siegen auf dem letzten Gruppenplatz, der Zweite hat indes nur zwei Siege mehr auf dem Konto. Vier Spiele stehen noch aus, und Istanbul hat immerhin schon beide Partien gegen den Souverän aus München hinter sich.

Der wird ihnen Schützenhilfe gewähren, wie Trainer Aleksandar Djordjevic gewohnt knurrig in der Pressekonferenz betonte: "Wir spielen natürlich immer, um zu gewinnen." Und ja, natürlich war er mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden: "Wir hatten die falsche Einstellung und haben auf die Fehler des Gegners gewartet." Erst als seine Akteure, angeführt von Nihad Djedovic, mehr Druck auf den Gegner ausgeübt hätten, "sind wir ins Rollen gekommen". Und wenn seine Mannen ins Rollen kommen, sind sie auch von einem deutlich verbesserten Gegner aus Istanbul nicht aufzuhalten. Dem stimmte auch Galatasaray-Coach Erman Kunter zu. "Wir waren viel besser als im ersten Spiel, aber das ist hier nicht genug." Das war die positive Erkenntnis des Vergleichs, wenn sich die Münchner Spieler vom Sprungball weg nicht nur auf ihre individuellen Fähigkeiten verlassen, sondern hart verteidigen und den Gegner stets unter Druck setzen, dann ist ihnen schwer beizukommen.

Die Probe aufs Exempel können sie schon am Sonntag machen, dann gastiert ein Team, das ebenfalls schlecht in die Saison gestartet ist, derzeit aber mit großen Leistungen auf sich aufmerksam macht: Bamberg. Der Titelverteidiger und liebste Rivale will auf dem Parkett des Herausforderers daran erinnern, dass der Weg zur deutschen Meisterschaft nur über ihn gelingen kann. Am Sonntag (17.30 Uhr) sind Pässe ins Aus und Dunkings gegen den Ring verboten.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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