Basketball:Viereinhalb Minuten

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Die Basketballer des FC Bayern liegen zur Pause gegen Frankfurt zurück und drehen das Spiel mit einem Zwischenspurt zu einem 72:60-Sieg. Wermutstropfen ist die Verletzung von Vladimir Lucic.

Von Ralf Tögel, München

Ein sicherer Halbdistanzwurf von Jared Cunningham, ein Ballgewinn von Braydon Hobbs, Stefan Jovic tanzt durch die Abwehr und punktet per Korbleger, ein Frankfurter Ballverlust, den Milan Macvan mit einem Dreier veredelt, dann der nächste Korbleger von Jovic. Kurz darauf ein Alley-oop-Dunk von Cunningham, Danilo Barthel trifft nach feinem Jovic-Pass und ein Dreier von Hobbs: 16:2 Punkte in Summe, zwischenzeitlich ließ die aggressive Defense nur einen erfolgreichen Wurf von Quantez Robertson zu. Es lief alles nach Plan für die Basketballer des FC Bayern gegen die Skyliners Frankfurt - in diesen viereinhalb Minuten zu Beginn des dritten Viertels. Und diese viereinhalb Minuten genügten den Münchnern, um einen pomadigen Auftritt zu einem guten Ende zu führen. Der Münchner Edelkader brachte den 72:60-Sieg letztendlich kontrolliert nach Hause.

Flugeinlage: Jared Cunningham lässt sich auch von Frankfurts Philip Scrubb nicht am Korbleger hindern. (Foto: Christian Kolbert/Imago)

Frankfurts Trainer Gordon Herbert hatte nicht nur seine junge Mannschaft hervorragend auf den Gegner eingestellt, er analysierte auch hernach sehr treffend: Im Normalfall sei ein Team vom Kaliber des seinen in München chancenlos, "heute aber hatten wir die Chance, hier zu gewinnen". Bis zu jenen viereinhalb Minuten, allerdings wirkten die Wenigsten der 5831 Zuschauer in der Halle besorgt, dass zum zweiten Mal nach der Niederlage gegen Würzburg etwas schief gehen könnte im Audi Dome. Zu dominant ist diese FCB-Mannschaft in der bisherigen Saison aufgetreten, vor allem die beiden Eurocup-Auswärtssiege in Istanbul und Jerusalem haben Eindruck hinterlassen. Der jüngste in Israel freilich geriet wegen eines kopflosen letzten Viertels noch unnötig in Gefahr, und die Bayern schienen diesen Schlendrian auch am Samstag gegen die Hessen aufs Parkett geschleppt zu haben. Trainer Aleksandar Djordjevic ärgerte sich auch am meisten über die 21 Ballverluste, viele davon ohne Not. Letztendlich konnte der Serbe aber einen "wichtigen Sieg" abhaken.

Geschäftsführer Marko Pesic war der Schreck über Lucics Verletzung anzusehen

Die übliche Turbo-Anfangsphase blieb schnell beim 17:9 hängen, Frankfurts Trainer Herbert nahm per Auszeit routiniert den Bayern ihren gerade gefundenen Schwung, seine Mannschaft nutzte dies, um bis zur ersten Pause auf 17:19 zu verkürzen. Vielleicht hatten die Spieler auch das Ausscheiden von Vladimir Lucic im Kopf, der war nach gerade einmal drei Minuten und seinen Punkten zum 8:4 mit dem rechten Fuß auf dem von Richard Freudenberg gelandet und dabei umgeknickt. Ausgerechnet Freudenberg, der bekanntlich von den Bayern ausgebildet wurde und nach einem College-Jahr in New York bei den Skyliners gelandet ist. Für die kam es im zweiten Viertel sogar noch besser: Angeführt vom starken Topsorer Philip Scrubb (16 Punkte) und Center Jonas Wohlfarth-Bottermann (12) glich Frankfurt schnell aus und legte dann stets vor. Dank eines Offensivfouls von Mike Morrison und dessen Freiwurfschwäche, er traf nur einen seiner vier Versuche, blieb es bei einer knappen 32:31-Führung der Gäste zur Pause.

FCB-Präsident Uli Hoeneß kam flugs aus der Arena in den Dome geeilt, um auch die zweite Profi-Sparte seines Vereins siegen zu sehen. (Foto: Christian Kolbert/Imago)

Cunningham hatte mit einem Dreier noch verkürzt, überhaupt war der Zugang der auffälligste Akteur auf dem Parkett - nicht nur wegen seiner herausragenden 23 Punkte. Es ist schon beeindruckend, wie lange der US-Amerikaner in der Luft steht, Cunningham zeigte ein paar Kunststückchen aus seinem reichhaltigen Repertoire: krachende Dunks etwa, oder im Sprung einen Korbleger antäuschen, unter dem Korb hindursegeln und auf der anderen Seite einlegen. "Er hat um ersten Mal so richtig gezeigt, was er kann", fand auch Geschäftsführer Marko Pesic, dem der Schreck von Lucics Verletzung ins Gesicht geschrieben stand. Denn der serbische EM-Silbermedaillengewinner war der wohl beste Spieler in der bisherigen Saison, er wird den Bayern fehlen. Zwar steht noch eine finale Diagnose aus, aber Lucic musste sofort in die Klinik und es sah gar nicht gut aus, wie er gestützt und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einem Bein aus der Halle hüpfte. Auch Braydon Hobbs humpelte in den Schlussminuten vom Feld, sein Knie schmerzte, aber hier konnte Pesic Entwarnung geben.

Der FCB-Kader ist indes tief besetzt, wie Pesic erinnerte, gegen Frankfurt waren es Macvan und Nihad Djedovic, die neben Cunningham zweistellig trafen. "Dann müssen jetzt andere ran", sagte Pesic noch, womit er die Mittwochspartie im Eurocup in Podgorica meinte und das Bundesliga-Spitzenspiel in Berlin. Denn mit dem Sieg gegen die Skyliners ist der FCB auf Platz zwei gesprungen - hinter Alba Berlin.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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