Basketball:Verblüffender Rausch

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Nach dem Sieg beim Spitzenreiter Keltern befinden sich Jahn Münchens Zweitliga-Frauen im Aufwind

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Jahn Münchens Basketball-Manager Armin Sperber hatte das Spiel seines Frauen-Zweitligisten beim Spitzenreiter Grüner Stern Keltern am vergangenen Sonntag am PC mitverfolgt, per Livescouting. Er traute seinen Augen nicht, als dort ein 93:74-Sieg seines Vereins aufschien - und rief umgehend Trainer Rüdiger Wichote an. Der war zwar selber baff, aber bestätigte den Triumph, der nach einer Vorrunde mit nur vier Zählern an ein Basketball-Wunder grenzte. Für den Primus der Süd-Liga war es die erste Heimniederlage.

"Es war quasi ein perfektes Spiel unsererseits", berichtete Wichote, und ein deutlicher Sieg obendrein. Die TS Jahn gewann jedes Viertel, führte zur Pause bereits 51:36 und erzielte schlussendlich 93 Punkte - Saisonrekord für die Münchnerinnen. "Auf einmal fiel jeder Ball rein", stellte der Trainer verblüfft fest. Dabei galt die mangelnde Trefferquote zuletzt als großes Manko. An Kapitänin Magdalena von Geyr liegt das nicht, sie ist die Topscorerin der Liga und war auch in Keltern mit 26 Punkten beste Werferin in der Halle. Kelterns erfolgreichste Werferin, die US-Amerikanerin Marei Hjelle, fehlte zwar, doch auch ohne sie brachte der Tabellenführer immer noch vier Profispielerinnen aufs Parkett, darunter die US-Center Danielle Mauldin und Melissa Zornig. "Die haben uns wohl auch unterschätzt", vermutete von Geyr.

Mehr als 90Prozent: Münchens Mirela Damaschek bringt in Keltern nahezu jeden Wurf im Korb unter. (Foto: Johannes Simon)

Der Unterschied zur Vorrunde ist wohl, dass nicht mehr nur von Geyr punktet, auch Nicole Schmidt (23) und Mirela Damaschek (20) knackten diesmal mit beeindruckenden Trefferquoten die 20-Punkte-Marke. Schmidt traf zehn von zwölf Zweipunktewürfen, Damaschek zehn von elf, was eine Quote von mehr als 90 Prozent ergab. "30 bis 40 Prozent sind normal", weiß Wichtote. Er war voll des Lobes: "Schmidt hat ihre Schnelligkeit wie nie ausgespielt und landete einen Korbleger nach dem anderen." Besonders in der ersten Halbzeit habe sie das Spiel getragen. Selbst in der Verteidigung klappte fast alles. "Die Defense war bisher unser Manko, jetzt lassen wir beim Spitzenreiter kaum Offensivrebounds zu", resümierte Wichote beinahe ungläubig. Von Geyr meinte: "Wir haben uns durch unsere aggressive Zonenverteidigung, die zu vielen Fastbreaks führte, nach vorne in einen Rausch gespielt." Auch nach diesem vierten Saisonsieg steckt Jahn München auf Rang zehn fest. Doch Wichote hatte bereits in der Winterpause eher vom Tabellenmittelfeld gesprochen als vom Abstiegskampf - und diese Zuversicht kam offenbar nicht von ungefähr. Der Weg nach oben ist offen, allerdings müsste dazu endlich auch ein Heimsieg her - bislang kamen alle Punkte auswärts zustande. Der nächste Gegner sind die viertplatzierten BasCats aus Heidelberg. "Da sind wir nicht chancenlos", formuliert von Geyr vorsichtig. Freilich kann man nicht in jedem Spiel 90 Prozent treffen, aber etwas mehr als sonst müsste es schon sein. "Spielen wir weiter so konzentriert wie in Keltern, ist jeder Gegner zu schlagen", sagt Wichote. Teammanager Sperber, so viel ist sicher, wird nach der Zitterpartie am Computer an diesem Sonntag (16.45 Uhr) lieber wieder live in der Halle dabei sein.

© SZ vom 30.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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