Basketball:Testlauf für die Aufholjagd

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Bayern-Basketballer fertigen Mitteldeutschen BC ab und hoffen auf ein Wunder im Eurocup-Rückspiel gegen Valencia

Von Matthias Schmid, München

Nach 18 Minuten ging Marko Pesic in die Knie. Der Sportdirektor des FC Bayern München fand am Sonntagnachmittag Zeit und auch ein Handtuch, um lästige Schweißflecken vom Boden zu wischen. Gewissenhaft tat er das, schwungvoll und im schicken Sakko. Nach der verstörenden 58:80-Niederlage unter der Woche im Eurocup in Valencia wollte er mit gutem Beispiel vorangehen, ein Signal senden, dass sich niemand auch für die Drecksarbeit zu schade sein darf, um das Unmögliche am nächsten Mittwoch (20.45 Uhr, Audi-Dome) im Rückspiel doch noch möglich zu machen. Das Unmögliche wäre der Einzug ins Viertelfinale.

Doch zuvor hatten die Münchner noch den Auftritt in Leipzig zu bewältigen, wo der Mitteldeutsche Basketball Club, der eigentlich im 50 Kilometer entfernten Weißenfels zu Hause ist, diesmal sein Heimspiel gegen den deutschen Meister austrug. Und Marko Pesic konnte sich nach anfänglichen Problemen doch schnell zurücklehnen in diesem Spiel, genießen und sich eben auch im feinen Zwirn hausmeisterlichen Tätigkeiten widmen. Der FC Bayern gewann am Ende 95:59 (46:30) und festigte mit dem achten Sieg in Serie auch den dritten Platz in der Basketball-Bundesliga. "Das war die erhoffte Reaktion von uns nach der Niederlage in Valencia", sagte Spielmacher Heiko Schaffartzik: "Wir waren danach alle enttäuscht und auch ein bisschen wütend auf uns, wie wir dort in der zweiten Hälfte gespielt haben."

In Leipzig haben die Münchner gut zehn Minuten gebraucht, um die bittere Eurocup-Niederlage aus ihren Köpfen und Gliedern zu spielen. Mit zwei Fehlwürfen unterm Korb von Dusko Savanovic und mit einem Ballverlust von Bryce Taylor begannen die Bayern das Spiel, nach einem Dreipunktwurf von Weißenfels' Beckham Wyrick lagen sie schnell 3:9 zurück. Der US-Amerikaner war einer derjenigen Spieler, der vor vier Jahren mit München in die erste Liga aufgestiegen war. Er ist ein erfahrener Profi, wurde einst deutscher Meister mit Bamberg und wirft am liebsten von außen. Würfe von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie hatte auch MBC-Trainer Silvano Poropat als hilfreiches taktisches Mittel angesehen, um den Favoriten zu ärgern. Das gelang zunächst auch. Nach einem weiteren Dreier Wyricks führte der Tabellenzwölfte in der sechsten Minute 14:9.

Erst die Hereinnahme von Vasilije Micic als Spielmacher brachte mehr Struktur und Präzision in die Mannschaft von Svetislav Pesic, die sich schon immer schwer getan hat gegen den MBC und in der vergangenen Saison erst nach Verlängerung gewann. Kapitän Bryce Taylor sorgte kurz vor dem Viertelende dann für die erste Führung der Gäste, die Anton Gavel und John Bryant auf 23:18 ausbauten. Der Centerspieler kam zunächst von der Bank, Vladimir Stimac erhielt diesmal den Vorzug. Und Bryant zeigte schnell, warum er einer der besten Spieler in der Liga ist und sich Hoffnungen macht, im Sommer einen Vertrag in der NBA unterschreiben zu dürfen. Der 2,11 Meter große US-Amerikaner spielte unterm Korb seine Größe und Gewandtheit so überlegen aus, als würde er gegen eine Kindermannschaft antreten und nicht gegen Berufsbasketballer. Zehn Punkte gelangen ihm in sieben Minuten, sodass die Bayern schnell zweistellig führten (36:25).

Ihr Vorsprung wuchs weiter, weil sie nicht nachließen, hinten bissig verteidigten, vorne konsequent spielten und der MBC nicht mehr vor außen traf. Das Spiel der Weißenfelser ist eindimensional, Distanzwürfe waren ihre einzige Möglichkeit, um zu punkten. Gegen eine ausgeglichene und hochwertige Mannschaft wie den FC Bayern, in der Bryant als bester Werfer mit 18 Punkten und zwölf Rebounds herausragte, war das zu wenig. Taylor traf im Schlussviertel mit einem Dreier zum 76:50 - 26 Punkte lagen die Münchner nun vorne. Am Ende siegten sie 95:59. 23 Zähler Unterschied müssten es wenigstens gegen Valencia sein, um weiterzukommen. Das sei ihr Ziel, sagte Nationalspieler Schaffartzik, "weil es nichts gibt, was unmöglich ist".

Und wenn es dem Team helfen sollte, dann greift auch Sportdirektor Pesic am Mittwoch wieder zum Handtuch und wischt kniend den Schweiß vom Hallenboden.

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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