Basketball:Skigymnastik gegen Braunschweig

Lesezeit: 2 min

Schonen oder Spielpraxis verschaffen für die Pokal-Endrunde? Bayern-Trainer Pesic muss in die Körper seiner verletzten Profis hören

Von Matthias Schmid, München

Svetislav Pesic findet, dass Basketballspielen und Skifahren wenig gemein haben. Streng genommen sogar gar nichts, und das liegt nicht nur daran, dass Skifahrer in Deutschland lediglich in Bottrop und Neuss unter einem geschlossenen Dach eine kleine Abfahrt hinunterwedeln könnten. Dennoch kramt der Basketball-Cheftrainer des FC Bayern München vor dem Heimspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr, Audi Dome) gegen den Tabellenneunten Löwen Braunschweig den Vergleich mit dem Wintersport hervor.

Die Teamärzte haben ihm die Rückkehr der beiden zuletzt absenten Führungsfiguren Bryce Taylor und Nihad Djedovic zugesagt. Sie seien bereit, bestätigten ihm die beiden Profis auf Nachfrage mannhaft. "Aber bereit ist man im Basketball nur, wenn man auch vorher richtig trainiert hat", stellt Pesic klar: "Das ist nicht wie Skifahren, wo ich die Bewegung einmal gelernt habe und sie auch dann noch kann, wenn ich nach zwei Jahren Pause das erste Mal wieder fahre."

Pesic klingt in diesen Tagen etwas verbittert. Das sonst so selbstverständlich wirkende Selbstbewusstsein ist aus seinen Sätzen verschwunden. Und das hängt nicht zuletzt mit den beiden Niederlagen gegen Ulm zusammen. "Man kann Selbstvertrauen nur aufbauen, wenn man gut spielt und gewinnt", sagt der 66-Jährige. Es ist eine Floskel, die Trainer gerne dahinsagen, um Druck von sich und der Mannschaft zu nehmen. Aber für Pesic ist das kein Allgemeinplatz. Er wünscht sich, dass er endlich mal über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem kompletten Kader trainieren könnte. "Immer wenn wir wichtige Spiele gewinnen müssen, fallen Profis bei uns verletzungsbedingt aus", sagt Pesic, ein Mangel, den er schon seit längerem zu moderieren hat.

Die Niederlage im Eurocup in Ulm hatte allerdings keinen Einfluss auf die Tabellenkonstellation. Die Münchner erreichten trotzdem als Gruppenerster das Achtelfinale, wo sie es nun mit Ligakonkurrent Alba Berlin zu tun bekommen. Das Hinspiel findet am 24. Februar statt. Davor steht die Endrunde im deutschen Pokal in München an. Es ist der erste Höhepunkt in dieser Basketball-Saison, der erste Titel, der vergeben wird. "Den würden wir gerne holen", sagt Pesic. Im Halbfinale trifft der FC Bayern auf Meister Brose Baskets Bamberg. Man könnte also glauben, dass München diesem Turnier schon alles unterordnet, auch die Partie gegen Braunschweig. "Doch ehrlich gesagt verschwendet weder das Trainerteam noch die Mannschaft nur einen Gedanken an den Pokal", versichert Pesic.

Den Serben beschäftigt vielmehr die Frage, welche Spieler er gegen Braunschweig und am kommenden Dienstag in Göttingen aufbieten kann. Am Freitagabend soll endgültig über den Einsatz von Kapitän Taylor und Djedovic entschieden werden. "Ich hoffe, dass sie uns wenigstens ein bisschen helfen können", sagt Pesic. Die beiden leiden noch an den Folgen ihrer Verletzungen. Während Taylor einen Bluterguss auskuriert, der operativ entfernt werden musste, plagt Djedovic eine Verhärtung an der Wade. Zwei seiner besten Spieler weiter zu schonen, damit sie ausgeruht und völlig genesen ins Pokalwochenende am 20. und 21. Februar gehen können, hält Pesic für keine allzu gute Idee. "Nur wenn sie vorher schon Spielpraxis sammeln, haben sie für uns den größten Nutzen."

Pesic bleibt im Moment nichts anderes übrig, als weiter zu experimentieren. Er lässt nichts unversucht, um seinen physisch stark beanspruchten Spielern die erforderlichen Pausen zu gewähren. Gegen Ulm durfte zum Beispiel der 18-jährige Karim Jallow fast 20 Minuten ran. Auch der 20 Jahre alte Daniel Mayr spielte mehr als sonst. "Er hat seine Sache sehr gut gemacht", lobt Pesic. Doch Mayr wird wohl gegen Braunschweig fehlen, weil er sich erkältet hat. So wird Svetislav Pesic weiter auf die Bulletins der Ärzte warten. Denn die Mannschaft stellt in diesen Tagen nicht er, die Mannschaft stellen die Mediziner auf.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: