Basketball:Sasas Reise in die Vergangenheit

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Spitzenspiel in der Bundesliga: Der Tabellenzweite FC Bayern München gastiert beim Primus in Berlin.

Von Ralf Tögel, München

Zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit sich die Wege von Aleksandar Djordjevic und Aito Garcia Reneses gekreuzt haben, doch der Respekt der beiden für den jeweils anderen ist ungebrochen. Vor allem Djordjevic, der als Spieler unter dem Spanier beim FC Barcelona aktiv war und zwei Meistertitel sowie den Korac-Cup gewann, schwärmt geradezu vom neuen Berliner Übungsleiter: "Er ist ein Maestro, ich habe damals viel von ihm gelernt." Der Trip nach Berlin ist also eine Reise in die Vergangenheit für den Bayern-Coach. Zugleich ist es das Spitzenspiel der noch jungen Saison: Der Erste (14:2 Punkte) empfängt den Zweiten (12:2).

Auch Reneses spricht mit Hochachtung vom Gegner, er sieht in den Bayern ein starkes, vom serbischen Basketball geprägtes Team. "Serbische Basketballer spielen sehr clever. Ich weiß das, weil ich in meinen spanischen Teams oft Spieler aus Serbien hatte wie beispielsweise seinerzeit Aleksandar Djordjevic."

Der hat indes nicht nur gelernt vom ehemaligen Lehrmeister, er hat ihm auch einiges abgeschaut. Das will der FCB-Coach nun nur zu gerne in der Hauptstadt beweisen: "Wir gehen natürlich auf Sieg. Die Halle wird voll sein, ich freue mich sehr auf das Duell." Dass seine Mannschaft dazu in der Lage ist, hat sie zuletzt am Mittwochabend in Montenegro bewiesen, als die Münchner Podgorica auf eigenem Parkett im Kampf um die Tabellenführung in der Eurocup-Gruppe B mit 76:60 Punkten düpierten. Grundlage war einmal mehr eine überaus aggressive und wirkungsvolle Defensive, das Talent der Bayern-Spieler reichte zudem einmal mehr für die notwendigen Punkte. Doch im offensiven Bereich sieht Djordjevic den größten Optimierungsbedarf, gerade Spielgestalter Stefan Jovic hängt die fordernde Saison mitsamt EM-Silbermedaille und anschließender Verletzungspause in den Knochen. Verzichten muss der FCB in den kommenden Monaten auf Vladimir Lucic, der sich in der Partie gegen Frankfurt einen Mittelfußbruch zugezogen hat.

Gleichwohl haben die Bayern am Mittwochabend gezeigt, wie gut sie das Fehlen ihres bisher wohl besten Spielers kompensieren können. Die Münchner haben einen Lauf. Was den Vergleich in Berlin so interessant macht, denn dasselbe darf man für Alba behaupten. 3:1 Siege im Eurocup, die Tabellenführung in der Bundesliga, so stark präsentierte sich der Hauptstadtklub seit Jahren nicht mehr. Was zuvorderst am Trainer liegt. Reneses ist zwar schon 70 Jahre alt und es ist sein erstes Engagement im Ausland überhaupt in seiner erfolgreichen Karriere, doch der Spanier hat es in kürzester Zeit geschafft, das neu formierte Team in kürzester Zeit zu einer Einheit zu formen, die ihm bedingungslos folgt. Neun spanische Meistertitel, Pokalsiege, der Sieg im Eurocup und Olympia-Silber mit Spanien in Peking - kein Wunder, dass sie auch in Berlin Loblieder auf den neuen Coach singen. Reneses gilt als besonderer Talentförderer, einer, der keine lauten Worte braucht, um eine Mannschaft zu entwickeln. "Er wird dieser Mannschaft noch viel beibringen", ist Djordjevic sicher. Fürs Erste ist ihm das schon ganz gut gelungen.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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