Basketball:Reaktionstest

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Nach dem Aus im Eurocup erwarten die Bayern Braunschweig

Von Ralf Tögel, München

Svetislav Pesic macht sich bisweilen eigene Regeln. Nach dem Knockout im Eurocup gegen Valencia, der bekanntlich ehrabschneidende Ausmaße annahm, ließ der kauzige Serbe erst einmal die versammelte Presse eine Stunde warten. Man muss wissen, dass der internationale Wettbewerb Regeln unterliegt, so müssen die Teams nach dem Spiel Journalisten Zugang zu den Kabinen gewähren, auch eine zeitnahe Pressekonferenz zählt dazu. Pesic scherte das nicht, er wollte den Spielern seine Einschätzung des Geschehenen umgehend nahebringen. Die Tür blieb zu. Als er dann vor der Presse erschien, war seine Laune dahin.

Erst einmal mahnte er an, die Realität zu akzeptieren, international sei man eben weit entfernt von Gegnern wie Valencia. Kein Problem, hatten alle gesehen. Nach dem frühen Pokal-Aus war also ein zweites Ziel verpasst? Mitnichten, insistierte Pesic, er habe das Pokal-Top-Four nie als Ziel ausgegeben. Schweigen im Raum. Derlei werde immer von außen hereingetragen, und außerdem, in Berlin kann man scheitern. Punkt. Wahre Klasse offenbare sich durch Nachhaltigkeit, einzelne Siege wie der im Vorjahr gegen Real Madrid? Makulatur. Was im Übrigen auch für Berlin gelte, Alba ist noch in der Euroleague zugange, kann solche Achtungserfolge vorweisen, man solle das nicht überbewerten. Die Laune war wieder gestiegen, der 65-Jährige kam ein bisschen ins Plaudern, dozierte noch ein wenig über den Unterschied von Selbstvertrauen und Selbstüberschätzung und schloss mit der Feststellung: "Mit Berlin und Bamberg sind wir im Moment auf Augenhöhe."

Über Braunschweig sagte er: nichts. Das darf man Pesic aber nicht vorwerfen, an Braunschweig dachte in diesem Moment niemand. Dem Trainer darf man als Letztem unterstellen, dass er einen Gegner auf die leichte Schulter nimmt. Wie seinem Sohn, dem Bayern-Sportdirektor: "Gegen diesen starken Gegner können wir uns wieder beweisen", sagt Marko Pesic vor dem Heimspiel gegen die Löwen. Er erwarte am Samstagabend (18.30 Uhr) eine Reaktion der Mannschaft. Die Niedersachsen hoffen darauf, dass den Münchnern das kürzlich im internationalen Wettbewerb Erlebte noch in den Köpfen sitzt - eine vage Hoffnung. Denn seit die Verletzungsmisere der ersten Saisonhälfte einigermaßen verdaut ist, hat Pesics Team einen deutlichen Leistungssprung nach vorne gemacht. Braunschweig hat gute Einzelspieler wie Dru Joyce, den Trauzeugen von NBA-Superstar LeBron James, oder Trent Lockett und Tim Abromaitis; überhaupt haben die Gäste eine starke US-Fraktion im Team, was sich auch daran zeigt, dass sie als aktueller Neunter um einen Playoff-Platz kämpfen. Der FCB wird sich davon nicht aufhalten lassen, denn es gibt ein neues Ziel, sagt Marko Pesic: Platz eins nach der Hauptrunde.

© SZ vom 14.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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