Basketball:Ohne Lederhosen

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Unbeirrt: Solange Deon Thompson noch mitspielte, lief es wenigstens halbwegs für den FC Bayern. (Foto: imago/Eibner)

Nach acht BBL-Siegen in Serie verlieren die Basketballer des FC Bayern ersatzgeschwächt in Ulm mit 72:91

Von Stefan Galler, München

Normalerweise kennt man das nur aus den Playoffs: Andauernd treffen die Basketballer des FC Bayern München derzeit nämlich auf den gleichen Gegner. Am Sonntag ging es zum dritten Mal seit Jahresbeginn gegen Ratiopharm Ulm, diesen Mittwoch steht gleich noch Duell Nummer vier an, abermals auswärts, diesmal allerdings wieder im Eurocup. Das Match in der Basketball-Bundesliga (BBL) am Sonntag brachte die erste Niederlage für die Bayern in dieser Saison gegen den Dauerrivalen: Mit 91:72 fertigten die Ulmer den Tabellenzweiten ab, entscheidend dabei eine ganz starke Phase im dritten Viertel, kurz nachdem Münchens Deon Thompson wegen seines zweiten unsportlichen Fouls vorzeitig vom Feld musste.

Die Münchner hatten auch schon vor Thompsons Ausschluss Personalprobleme, mussten nicht nur auf Kapitän Bryce Taylor (Oberschenkel), sondern auch auf den zuletzt wieder zu großer Form aufgelaufenen Nihad Djedovic (Wadenprobleme) verzichten. "Ich denke, es ist nichts Großes, am Montag werde ich untersucht", sagte der Small Forward, der noch am Donnerstag beim Eurocup-Sieg gegen den türkischen Klub Bandirma (77:62) bester Werfer der Bayern gewesen war, am Rande der Partie. Auch Power Forward Maxi Kleber reiste angeschlagen nach Ulm, ein Grippevirus hatte ihn zuletzt zwei Tage ans Bett gefesselt, dementsprechend ließ ihn Coach Svetislav Pesic erst einmal draußen.

Von Anfang an rappelte es in der Halle, es entwickelte sich ein Spiel mit vielen Zählern. Zunächst war das durchaus im Sinne von Trainer Pesic, denn seine Mannschaft erwischte den besseren Start, Dusko Savanovic und Anton Gavel eröffnete den Punktereigen mit zwei Dreiern, die Gäste zogen schnell auf 11:4 und später 18:9 davon. Doch dann kehrte sich das Momentum in die andere Richtung, ein 10:0-Lauf drehte das Spiel, es hieß 21:18 für Ulm und am Ende des ersten Drittels 24:22. Die zuletzt so beeindruckende Defense der Bayern funktionierte diesmal nicht wie gewohnt, mit zunehmender Spieldauer gingen immer mehr Rebounds unter dem eigenen Korb verloren, Thompson und Paul Zipser standen frühzeitig bei drei Fouls - und der Vorsprung der Ulmer wuchs kontinuierlich: Bis zur Halbzeit hatten sich die voll motivierten Schwaben, die vor allem von der Drei-Punkte-Linie ein wahres Feuerwerk abbrannten, bis auf 47:40 abgesetzt. Insbesondere Shooting Guard Chris Babb erwischte einen hervorragenden Tag, am Ende kam er auf 29 Punkte, setzte alleine sieben von zehn Dreiern ins Ziel.

Im Gegensatz zu ihm kam Bayern-Center John Bryant ausgerechnet an seiner alten Wirkungsstätte überhaupt nicht zurecht. Immer wieder überrumpelten die Ulmer den 127-Kilo-Mann, vorne wollte ihm gar nichts gelingen, nur zwei Punkte standen am Ende in seiner Bilanz. Im dritten Drittel saß "Big John" denn auch viel draußen, während Thompson die Abwehr organisierte und die Gäste prompt zu einem Comeback ansetzten: Just als die heimischen Fans erstmals "Zieht den Bayern die Lederhosen aus" anstimmten, drehten die Geschmähten innerhalb von etwas mehr als zwei Minuten das Spiel von 50:60 auf 61:60, unter anderem dank der Dreier von Justin Cobbs (2) und Savanovic.

Es folgte die wohl spielentscheidende Szene, als Thompson einen Fast-Break gegen Per Günther mit seinem vierten Foul stoppte, die Referees darin ein unsportliches Vergehen sahen. Thompsons zweites im Spiel, er musste raus. "Das war kein unsportliches Foul", klagte hernach sein Teamkollege Gavel, "das soll keine Ausrede sein, wir hätten es kompensieren müssen und das ist uns nicht gelungen". Denn bei den Bayern riss nun total der Faden, Ulm zog bis zum Ende von Abschnitt drei auf 72:63 davon und ließ die nun immer mehr nachlassenden Bayern auch im Schlussviertel nicht mehr zurück in die Partie. "Wir haben es nach dem entscheidenden Lauf der Ulmer nicht geschafft, zurückzukommen", klagte Gavel. Neues Spiel, neues Glück am Mittwoch, da geht es dann an gleicher Stelle für den FCB um den Gruppensieg in der Eurocup-Zwischenrunde.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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