Basketball:Neues Markenzeichen

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"Vielleicht ist es eine gute Idee, immer so wenig zu schlafen": Alex King (re.) kam direkt aus dem Kreißsaal und erzielte neun Punkte für die Bayern. (Foto: DeFodi/Imago)

Nach fast schon obligatorischem Durchhänger bietet der FC Bayern beim 103:78 gegen Bremerhaven schöne Kombinationen, was 25 Assists beweisen. Trainer Djordjevic weiß den Willen zum Zusammenspiel zu schätzen

Von Markus Schäflein, München

Alle verstanden die Geste, auch wenn sie nicht ganz korrekt ausgeführt war. "Das sollte ein Fläschchen sein für die Babys, damit es meine Frau im Fernsehen sieht, aber ich hab's ein bisschen falsch gemacht", erklärte Alex King den Jubel, den er nach seinem finalen Dreier zum 103:78 (45:37) der Bayern-Basketballer im Bundesligaspiel gegen die Eisbären Bremerhaven aufgeführt hatte. Zuvor immerhin hatte der Flügelspieler alles richtig gemacht und seine starke Leistung mit neun Punkten gekrönt.

Und das, obwohl er am Abend des Spiels mit einigem Recht völlig übermüdet war. Am Sonntagmorgen um 6.38 Uhr waren die Zwillinge Alexis und Emily, denen das Fläschchen galt, zur Welt gekommen, weshalb am Abend eine Sitzschale im Audi Dome leer blieb: "Unser Frauenarzt ist Dauerkartenbesitzer, aber er hat gesagt, er kommt heute nicht, weil er zu müde ist." Ob King spielen würde, war angesichts der Ereignisse auch offen, der 31-jährige Zugang von Alba Berlin entschied sich dann aber fürs Mitwirken: "Alles war gut, meine Frau hat gesagt, ich soll spielen." Von FCB-Trainer Sasa Djordjevic erhielt er ein Sonderlob: "Er ist als Führungsspieler ganz wichtig für uns mit seiner Ansprache."

Grund zu Ansprachen lieferten die Bayern auch diesmal, die fast schon obligatorische Schwächephase in überlegen geführten Spielen erlaubten sie sich diesmal bereits im zweiten Viertel, so dass die Partie zur Pause spannend zu werden schien. "In der Halbzeit haben wir noch daran geglaubt, dass wir das Spiel drehen können", berichtete Bremerhavens Trainer Sebastian Machowski, "aber nach den drei Dreiern in Folge haben meine Spieler diesen Glauben verloren." Vladimir Lucic, Anton Gavel und Maxi Kleber stellten zu Beginn des dritten Durchgangs schnell auf 54:39 und brachten die Bayern in die Spur, Machowski nahm gleich eine Auszeit, aber die Bremerhavener fanden nicht mehr ins Spiel zurück.

Was die Münchner dann zeigten, sah plötzlich richtig gut aus. "Bei 25 Assists kann man wohl sagen, dass wir die Bälle heute sehr gut verteilt haben", meinte Djordjevic. "Es wird immer mehr zu unserem Markenzeichen, dass alle zusammenspielen wollen. Das weiß ich zu schätzen." Auch King fand, dass sein Team "den Ball gut bewegt" hatte: "Dadurch sind wir zu offenen Würfen und leichten Punkten gekommen." Nach dem durchaus deprimierenden 59:90 beim Tabellenführer Bamberg habe seine Mannschaft "eine gute Antwort gegeben und gezeigt, dass wir dadurch nicht geschwächt sind".

Die offensiven Eindrücke hinderten Trainer Djordjevic allerdings nicht daran, einige Nachlässigkeiten in der Defensive anzusprechen. "Wir haben gerade in der ersten Halbzeit zu viele Freiwürfe zugelassen", meinte er, "und wir müssen in Eins-gegen-Eins-Situationen besser verteidigen." Gelegenheit zur Verbesserung haben die Bayern nun zwei Mal zu Hause: am Mittwoch (20 Uhr) im Eurocup gegen Zenit St. Petersburg und anschließend am Samstag (20.30 Uhr) gegen Aufsteiger Rasta Vechta, wenn beim so genannten "Männerabend" nach Vereinsangaben "Freibier für Bartträger" ausgeschenkt wird, nicht jedoch offenbar für Rastaträger.

Aus Djordjevics Sicht sind echte Männer aber schon gegen St. Petersburg gefragt. "Für solche Spiele müssen wir Wettbewerbsgeist entwickeln", meinte er, die Auswärtsniederlage in St. Petersburg, die die Bayern zum Auftakt der Eurocup-Spielzeit hinnehmen mussten, soll Motivation genug sein. Zudem ist es Djordjevic wichtig, über eine gute Platzierung den weiteren Verlauf des Wettbewerbs freundlich zu gestalten und schwere Gegner vorerst möglichst zu meiden: "Um den ersten oder zweiten Platz in der Gruppe könnte es das entscheidende Spiel sein."

Dabei müssen die Bayern vor allem Ryan Toolson in den Griff bekommen, der mit durchschnittlich 26,7 Zählern pro Begegnung und zuletzt 35 gegen Malaga der Topscorer des Eurocups ist. "Ihn müssen wir aus dem Spiel rausbekommen", sagte King, "und dazu wollen wir den Schwung aus dem Spiel gegen Bremerhaven mitnehmen." Seine persönliche Vorbereitung könnte ungewöhnlich ausfallen, überlegte King, ehe er die Halle wieder Richtung Krankenhaus verließ: "Das sollte ich nicht sagen, aber vielleicht ist es eine gute Idee, vor den Spielen in Zukunft immer so wenig zu schlafen."

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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