Basketballer des FC Bayern:Neue Gangart

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Der bleibt bei mir: Vladimir Stimac (li.) beim Sieg gegen Crailsheim, jetzt wollen die Bayern-Basketballer in Ulm weiteres Selbstbewusstsein tanken. (Foto: Johannes Simon)

Die Bayern-Basketballer werten das Spiel in Ulm als Playoff-Härtetest.

Von Ralf Tögel, München

Es ist nicht lange her, als Svetislav Pesic vor den Spielen gegen Frankfurt, Bonn und Ulm gewarnt hat. Seinerzeit wurde die Aussage des Münchner Trainers mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen, hatten sich die Basketballer des FC Bayern doch gerade mit einigem Erfolg daran versucht, ein paar Rekorde aufzustellen: 23 Dreier in Tübingen, einzige ungeschlagene Mannschaft der Eurocup-Zwischenrunde, solche Sachen. Die Gegner waren in diesen Wochen reihenweise mit teils deklassierenden Niederlagen bedacht worden, die Angst vor Gegnern wie Frankfurt, Bonn oder Ulm schien: unbegründet. Schien. Denn es folgte das schmerzhafte Eurocup-Aus, das Spuren hinterließ, die bis in die Bundesliga ausstrahlten. Nach den Pleiten gegen Braunschweig und in Göttingen jedenfalls sind Gegner wie Frankfurt, Bonn oder Ulm wieder erheblich näher an den Meister herangerückt. Daran kann auch der jüngste Erfolg gegen Crailsheim nichts ändern, denn die sind Vorletzter. Pesic, sollte ihn das freuen, kann immerhin für sich reklamieren, dass er schon seinerzeit den Durchblick gehabt hat.

Jetzt darf die Partie in Ulm am Ostersonntag (15 Uhr) als Gradmesser gelten. Denn leichte Gegner werden den Münchnern in der Endphase der Bundesliga-Hauptrunde nicht mehr begegnen, es geht vielmehr auswärts gegen die direkten Verfolger aus Ulm, Frankfurt, Bonn und Oldenburg, zu Hause erwartet der Tabellendritte die punktgleichen vor ihm platzierten Klubs aus Berlin und Bamberg. Also Wochen der Wahrheit? Marko Pesic, Sportdirektor der Münchner, kann mit solchen Floskeln nicht viel anfangen. Er interpretiert die Partie in Ulm vielmehr als Chance: Mit Blick auf die Playoffs, für die sich der FCB mit dem 110:76 gegen Crailsheim vorzeitig qualifiziert hat, "ist das genau der richtige Gegner", sagt Pesic. Sein Team könne sich gleich auf "die Gangart" in der K.o.-Phase einstellen.

Die Mannschaft jedenfalls ist fit, sagt der Trainer, neu sei nur, dass Nihad Djedovic wieder mit der Mannschaft trainiere, einen Einsatz in Ulm schließen die Verantwortlichen aber aus. Danach folgt eine Spielpause für die Bayern, bekanntlich haben sie am Pokal-Wochenende frei. Die bislang eher bescheidene Saison kann nur die Titelverteidigung noch retten. Ein Sieg in Ulm ist daher nicht nur aus stochastischen Gründen unabdingbar, auch die mentale Verfassung des Teams lässt sich mit solchen Erfolgserlebnissen grundlegend verbessern. Dass es um die Psyche des Teams nicht optimal bestellt war, will das sportlich verantwortliche Vater-Sohn-Gespann gar nicht klein reden, schon das Spiel gegen Crailsheim habe daher aufbauende Wirkung: "Es gibt keinen Ersatz für Siege", sagt Marco Pesic, die Therapie soll in Ulm fortgesetzt werden, gegen ein Team, dem Marko Pesic viel zutraut: "die werden ein ernstes Wort im Meisterschaftskampf mitreden". Sechs Siege in Serie feierte der Vierte zuletzt, der sich mit dem griechischen Nationalspieler Ian Vougioukas auf der Center-Position vor vier Wochen weiter verstärkt hat.

"Wir wissen, was uns dort erwartet", sagt Pesic, er meint die Atmosphäre in der mit 6000 Zuschauern ausverkauften Arena, denen nichts größere Freude bereiten würde, als die vermeintliche Übermacht aus München zu düpieren. Doch genau hier liegt auch die große Chance: Ein Sieg könnte den dringend benötigten Impuls auf dem Weg zur Titelverteidigung geben.

Den Kampf um die ersten beiden Plätze erklärt Pesic nach den Pleiten gegen Braunschweig und Göttingen als verloren, daran ändere auch die Niederlage von Primus Bamberg in Ludwigsburg wenig. Zumal Pesic das Restprogramm seines Teams als vergleichsweise schwerer erachtet.

Dass nicht alle diesen Gedanken abgelegt haben, weiß er: "Die Spieler denken daran, aber ich denke kurzfristig", sagt Pesic, Denn erst einmal gelte es, den dritten Tabellenplatz zu sichern. Jetzt werden ihm alle glauben.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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