Basketball:30-Minuten-Vorführung

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Die Basketballer des FC Bayern demontieren Ludwigsburg, genehmigen sich aber gegen überforderte Gäste im dritten Viertel eine Auszeit

Von Ralf Tögel, München

Die Basketballer des FC Bayern München haben am Sonntagabend eine einseitige Partie mit 94:65 Punkten gegen die MHP Riesen Ludwigsburg gewonnen und bleiben damit als Tabellenvierter in Schlagdistanz zur Spitze. Dass die Münchner über viel Offensivqualität im Kader verfügen, dürfte sich bis nach Baden-Württemberg herumgesprochen haben. Wenn nicht, sind derlei Details leicht in den Statistiken der Bundesliga nachzulesen, der FC Bayern rangiert dort an zweiter Stelle. Nur die einzig ungeschlagenen Ulmer, die neben den beiden Ligaspielen nun auch zweimal mit den Münchnern im Eurocup die Klingen kreuzen werden, sind in dieser Disziplin noch etwas besser.

Die physisch starken Ludwigsburger wollten dem mit viel Energie in der Abwehr begegnen, sie haben ja auch genügend Spieler mit Furcht einflößend dicken Oberarmen in der Mannschaft. Allein es wollte nur ein paar Sekündchen gelingen, die Bayern ließen sich kein bisschen beeindrucken. Schon die ersten Minuten gerieten zu einer Demonstration der bekannt starken Münchner Offensive, ein Dunking von Center Devin Booker, eine feine Einzelaktion von Vladimir Lucic, feine Dreier von Nihad Djedovic und Alex King. Scheinbar mühelos kamen die Gastgeber zu Punkten, was besonders beeindruckend wirkte, da das Gros derselben aus diversen schönen Spielzügen und nicht aus individuellen Aktionen resultierte.

Als dann auch noch Maxi Kleber mit einem seiner gefürchteten Blocks das Signal für die Teamkollegen gab, auch in der Defensive die Schlagzahl zu erhöhen, waren die Ludwigsburger restlos überfordert. Bis zum 12:8 konnte man noch von einem Gegner sprechen, danach wurden die Gäste in die Opferrolle gezwungen. Rechtzeitig zum Ende des ersten Viertels war der Vorsprung mit 26:16 zweistellig, danach bäumten sich die Ludwigsburger wieder ein paar Sekunden auf, ehe sie im Angriffswirbel der Gastgeber völlig untergingen. Es hatte den Anschein, als ob die Münchner einen internen Dunking-Wettbewerb veranstalteten, jedenfalls durfte fast jeder Spieler einmal den Ball mit Wucht in den Korb stopfen. Den Wettbewerb, so es diesen gegeben haben sollte, hat im Übrigen Booker für sich entschieden. Vier Minuten vor der Halbzeit (45:24) war der Vorsprung der Bayern auf mehr als 20 Punkte gestiegen, Ludwigsburg wurde nun vorgeführt. Phasenweise schien das Spiel der Münchner einfach zu schnell für die Gäste zu sein, zur Halbzeit war die Partie beim 54:31 für die Gastgeber gelaufen.

Eine Einsicht, die den Spielern beim Pausentee ganz offenbar in die Köpfe kroch, jedenfalls konnten die Ludwigsburger ihre starken Anfangssekunden im dritten Viertel deutlich ausdehnen. Es ist ja das große Mysterium dieser so talentierten Münchner Mannschaft, dass sie sich immer wieder Auszeiten genehmigt. Wie im dritten Viertel, womit sie den Ludwigsburgern eine reichlich unnötige Resultatsverbesserung gestatteten. Was Trainer Sasa Djordjevic von derlei Nachlässigkeiten hält, teilte er seinen sportlich Schutzbefohlenen in einer Auszeit recht eindringlich und erfolgreich mit. In dieser Phase war es Djedovic, der wichtige Akzente setzte, der Deutsch-Bosnier scheint langsam die Philosophie des neuen Trainers zu verinnerlichen. Seine Spielanteile waren wie schon am Mittwochabend gegen Podgorica wieder üppig, Djedovic dankte es mit einer guten Leistung und 15 Punkten. Das Viertel ging aber mit 18:14 an die Gäste, freilich nichts weiter als ein Schönheitsfehler. Die Bayern, bei denen neben Djedovic auch der überragende Kleber (19), Spielmacher Nick Johnson (14), Booker (12) und Lucic (11) zweistellig punkteten, zeigten den Gästen im letzten Viertel wieder ihre Grenzen auf.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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