Basketball:Makellos

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Nach dem Eurocup-Sieg gegen Podgorica, dem letzten Heimspiel in diesem Kalenderjahr, verabschiedete sich die Mannschaft von den Fans. Bis 2018. Denn die Bayern gedenken, noch lange im Wettbewerb zu bleiben. (Foto: Christian Kolbert/imago/kolbert-press)

Der FC Bayern verabschiedet sich mit einem Sieg gegen Podgorica - dem neunten im neunten Eurocup-Spiel - von seinen Fans. Platz eins in der Gruppe war schon sicher, nun sind die Münchner Titelfavorit.

Von Ralf Tögel, München

Aleksandar Dzikic atmete schwer. Es waren auch einige steile Treppen zu bewältigen, auf dem Weg von der Halle in den Presseraum. Der 46-jährige Basketball-Trainer des montenegrinischen Meisters Buducnost Podgorica hat ein paar Kilo zu viel auf den Rippen, das war nicht zu übersehen. Da saß der massige Übungsleiter also nach der knappen 82:85-Niederlage seiner Mannschaft und bat um einen kurzen Moment, um wieder zu Atem zu kommen.

Welchen Stellenwert Basketball in Podgorica hat, belegen nicht nur zehn nationale Titel; seit 2007 ging die Meisterschaft stets an das Team aus der Hauptstadt. Auch waren die mitgereisten Journalisten aus Podgorica, die in die Heimat berichteten, in der Überzahl. Als einer von ihnen Trainer Dzikic die Frage stellte, ob er sich über die knappe Niederlage ärgere, holte der tief Luft. Dann beantwortete er die Frage mit einer Gegenfrage: Ob denn alle wüssten, wo man sich befinde. "Wir sind hier bei Bayern München, dem athletisch dominierenden Team im Eurocup. Diese Mannschaft wurde gebaut, um den Titel zu gewinnen. Und ich hoffe, sie wird das tun." Dieser FC Bayern habe "Euroleague-Niveau, mindestens". Und ja, er sei zufrieden mit dem Resultat und wie seine Mannschaft aufgetreten sei. Mehr Ehrerbietung war kaum denkbar.

Dzikic wünschte den Münchnern noch viel Glück auf ihrem Weg zum Titel und entschwand. Seine Würdigung ist nicht so übertrieben, schließlich war es für die Bayern im neunten Eurocup-Spiel (und zugleich letzten Heimspiel des Jahres) der neunte Sieg. Als Gruppensieger standen sie bereits vorher fest. Der Mannschaft war die enorme Belastung der vergangenen Wochen anzumerken, die Liga und internationales Geschäft fordern. Allein im Dezember standen die Bayern bislang sieben Mal auf dem Court, drei Auswärtsspiele folgen noch. Zu schlagen waren sie dennoch nicht. Münchens Trainer Aleksandar Djordjevic sprach hernach von den leeren Blicken der Spieler, in denen er die "physische und mentale" Anstrengung erkannte. Und die wird nicht kleiner. Schon an diesem Freitag steht das schwere Ligaspiel in Bayreuth an: "Nun müssen wir uns schnell erholen."

Djordjevic wollte angesichts der mäßigen Leistung mit seinem Akteuren nicht zu hart ins Gericht gehen, sah aber 14 Ballverluste als Resultat der fehlenden Frische, sowie leichte, nicht erzwungene Fehler. Er sah aber auch viele gute Aktionen, wie immer. Sein Team hat in dieser Saison erst ein einziges Mal verloren, eilt seit dem 13. Oktober von Sieg zu Sieg, mal mehr, mal weniger souverän. Gegen Podgorica eher weniger. Was auch am Gegner lag. Die Gäste hätten mit einem Sieg die Weichen Richtung Zwischenrunde stellen können. Entsprechend beharrlich kämpfte Podgorica, steckte immer wieder deutlichere Rückstände weg. Was vor allem an zwei Akteuren lag: dem überragenden Spielgestalter Nikola Ivanovic, der mit 27 Punkten auch Topscorer war, und Nemanja Gordic (22), der mit drei Dreiern hintereinander im Alleingang zum 74:74 ausglich. Fünf Minuten waren da noch zu spielen, ein idealer Zeitpunkt für die Montenegriner, um der Partie eine neue Richtung zu geben. Bis zu diesem Moment war es Podgorica nie gelungen, den Münchnern derart bedrohlich nahezukommen.

"Ausruhen können wir uns nach der Saison", sagt Nationalspieler Danilo Barthel

Die Bayern wussten dank ihrer großen individuellen Klasse stets zu kontern. In Jared Cunningham (15), Devin Booker (15), Nihad Djedovic (13), Milan Macvan (11) und Braydon Hobbs (10) punkteten erneut fünf Spieler zweistellig, bei den Montenegrinern gelang das neben den beiden starken Guards nur Center Kyle Landry (10). Es war egal, wen Trainer Djordjevic ins Getümmel schickte, in seinem Kader ist jeder einzelne Akteur in der Lage, das Spiel zu befeuern. Booker mit seinen spektakulären Dunks, Cunningham mit seiner unglaublichen Sprungkraft und Schnelligkeit oder Hobbs, der immer dann zur Stelle ist, wenn es gilt, den Elan des Gegners zu bremsen. Sein Trainer war daher voll des Lobes für den Amerikaner: "Er hat einen großen Basketball-IQ, kann im Angriff immer etwas kreieren, alle Mitspieler profitieren von ihm", sagte Djordjevic.

Hobbs musste lachen, als er von den schönen Worten des Chefs erfuhr: "Ich versuche, der Mannschaft zu helfen, sie besser zu machen." Auch der Guard gab zu, dass die Mannschaft "ein bisschen müde" war, dass die vergangenen Tage zehrend waren. "Aber das gehört dazu, ist Teil des Basketballs." In der Schlussphase der Partie jedenfalls war Hobbs wieder zur Stelle, mit seinen überraschenden Pässen und einem Dreier. Booker stopfte den Ball mit krachender Wucht in den Korb, Macvan zog ein Foul und Cunningham blockte einen Dreierversuch von Landry.

Dann war es geschafft, der nächste Sieg in einer bisher makellosen Eurocup-Saison. Danilo Barthel merkte indes an, dass man noch nichts geschafft habe. Auch im Vorjahr beendete der FC Bayern die Eurocup-Vorrunde in souveräner Manier. Um dann im Viertelfinale zu scheitern. Vorsicht sei also angebracht. Warum das nicht erneut passiere? "Weil wir aus Niederlagen lernen", sagte Barthel, und: "Ausruhen können wir uns nach der Saison."

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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