Basketball:Im Schnellzug ans Ziel

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Der FC Bayern München offenbart beim 94:63 in Göttingen früh in der Saison seine großen Möglichkeiten

Von Ralf Tögel, München

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie Ondrej Balvin seine Gliedmaßen zusammenfalten musste, um irgendwie auf seinem Sitz Platz zu finden. Die Basketballer des FC Bayern waren mit dem ICE nach Niedersachsen gereist, zum Bundesligavergleich mit der BG Göttingen. Eine neue, aber keine schlechte Idee, denn den Münchnern schien die ungewöhnliche Anfahrt mit dem Zug keineswegs in den Knochen zu stecken. Die Bayern bestritten ihre dritte Saisonpartie vielmehr mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit und gewannen hoch überlegen mit 94:63 Punkten.

Das galt auch für den 2,17 Meter großen Center Balvin, der trotz der Präsenz eines Wandschranks mit Übergröße sehr beweglich unter dem Korb agierte und seine Leistung mit 14 Punkten belohnte. Bayern-Trainer Aleksandar Djordjevic hatte vor der Partie noch daran erinnert, dass man nach wie vor damit beschäftigt sei, sich kennenzulernen. Womit er wohl einige Dellen in der Abstimmung im Spiel seiner Mannschaft ansprach, seine Auswahl agierte gleichwohl bereits recht harmonisch. Entsprechend gelassen konnte der Serbe die Angelegenheit von der Seitenlinie aus verfolgen, nur im ersten Viertel mussten sich die Münchner eines hartnäckigen Kontrahenten erwehren und nach einer schnellen 10:1-Führung den Ausgleich zum 12:12 hinnehmen. Doch das Team blieb ruhig, besann sich auf seine spielerischen Fähigkeiten und hatte zur Pause die Kräfteverhältnisse wieder zurecht gerückt.

Man war vor dem Vergleich ja kaum umhingekommen, selbigen als eine Art Spitzenspiel zu sehen, immerhin trafen zwei Teams aufeinander, die ihre beiden ersten Saisonspiele jeweils gewonnen hatten. Göttingen sogar auswärts, vor Wochenfrist immerhin in Ludwigsburg. Doch zur Heimpremiere war ein Gegner angereist, der sich in anderen sportlichen Sphären beheimatet fühlen darf. Die Münchner beeindruckten mit individuellen Fähigkeiten: Maxi Kleber, der erstmals eine Saison praktisch beschwerdefrei begonnen hat, war mit 19 Punkten erneut Topscorer. Zugang Reggie Redding (16) hatte sichtlich Mühe, nach dem Spiel sein Lächeln zu unterdrücken. Er sei einfach nur froh, beim FC Bayern und überhaupt in der Bundesliga zurück zu sein, sagte der 28-jährige Amerikaner, der ein weniger schönes Jahr in der Türkei hinter sich hat. Jetzt scheint er den richtigen Platz gefunden zu haben, soll im Plan von Trainer Djordjevic eine wichtige Rolle spielen. Noch fehlt den Bayern ja ein hochwertiger Spielmacher als letztes Mosaiksteinchen. Momentan schickt der Coach neben Alex Renfroe und dem unverwüstlichen Anton Gavel auch Shooting Guard Redding auf diese Position. Und der hat sichtbar Spaß, was an den starken Kollegen und am "großen Coach" liege. Phasenweise beeindruckten die Bayern mit flinkem und sicherem Passspiel, blitzschnellen Fastbreaks, zauberten gar mit krachenden Dunkings, Alley-oop-Pässen oder spektakulären Blocks.

Zu bemängeln gab es angesichts der Überlegenheit nur die Rebounds, was es den Göttingern ermöglichte, nicht schon nach dem ersten Viertel entscheidend zurückzuliegen. Auch die Zugänge wie Vladimir Lucic (10), der ebenfalls zweistellig punktete, Devin Booker (4) und Alex King (8) fügen sich stimmig ins Kollektiv. Etablierte Kräfte wie Bryce Taylor (9) und Nihad Djedovic (8) vervollständigen den hochkarätig und tief besetzten Kader.

Noch ist nicht viel passiert, daran erinnerte der angenehm entspannte Trainer noch. Man darf von Djordjevic indes auch in Zukunft noch die eine oder andere gute Idee erwarten.

© SZ vom 04.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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