Basketball:"Ich muss bereit sein"

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Fabelhafter Zugang: FCB-Spielmacher Dru Joyce. (Foto: imago)

Der FC Bayern München hat Spielmacher Dru Joyce III vom weißrussischen Serienmeister Minsk geholt, er soll dem Team im Ringen um die Meisterschaft weiterhelfen.

Von Marcel Bothe, München

Der Name hat ja schon etwas Royales an sich. Ist es sonst doch eher Königen oder Päpsten vorbehalten, ihre Bezeichnung zu nummerieren, fällt dieser Mann als vermeintlich Normalsterblicher etwas aus der Reihe: Dru Joyce III, Thronfolger von Dru II. Der neue Spielmacher der Basketballer des FC Bayern muss gleich zum Training, er nimmt sich aber Zeit für ein kurzes Vorstellungsgespräch. Er beginnt mit seinem Vater.

Mit diesem sorgte Joyce zu High-School-Zeiten für Aufruhr: Der Sohn auf dem Parkett, der Papa an der Seitenlinie. Zusammen mit Sian Cotton, Willie McGee, Romeo Travis und dem heutigen Superstar der Cleveland Cavaliers, LeBron James, bildete Dru III die "Fab Five". Die fabelhaften Fünf gelten als vielleicht bestes High-School-Team aller Zeiten, sie gewannen mit der St. Vincent-St. Mary High School aus Akron/Ohio drei nationale Meisterschaften. Eine Geschichte, wie sie der Amerikaner liebt. Sie wurde sogar im Dokumentarfilm "More than a Game" verewigt. "Seit der Zeit damals sind Dru und ich wie Brüder", sagt James darin. Auch Dru senior kommt zu Wort: "Man möchte nicht seine Träume durch seinen Sohn leben. Aber man möchte, dass er die Dinge genießt, die du genossen hast", so beschreibt er den Spagat, den eigenen Sohn zu trainieren.

Auch der hatte mit der Situation zu kämpfen: "Ich habe alles persönlich genommen, das war nicht einfach", sagt er heute. "Aber wenn ich zurückschaue, weiß ich das wertzuschätzen. Mein Vater wollte mir bloß helfen." Natürlich erinnert er sich gerne an diese Zeit zurück. Ob ihn dieser Mythos während seiner Karriere verfolgt habe? Joyce schaut etwas irritiert: "Nein, das war großartig." Noch heute trifft er Menschen, die seine Geschichte durch den Film kennen. Sein Auftreten abseits des Spiels ist dennoch zurückhaltend, er wirkt fast schüchtern im Gespräch mit den Journalisten - und freundlich, zuvorkommend. "Dankeschön" sagt er, als ihm der Stuhl zurechtgestellt wird. Die letzten Worte, die er an diesem Tag auf deutsch sagen sollte. "Ich bin nicht sehr selbstbewusst mit meinem Deutsch", erklärt er.

Dabei hat er den Großteil seiner Profikarriere in Deutschland verbracht: Ulm (zusammen mit Romeo Travis), Trier, Oldenburg, Braunschweig und Würzburg hießen seine bisherigen Stationen - neben kurzen Abstechern gen Osten. Von 2009 an spielte er ein Jahr in Polen, zuletzt für Minsk in Weißrussland. Zurück in der Bundesliga sagt er: "Es ist cool, wenn man in die Kabine kommt und ein paar Gegner kennt - und wenn man sie schlagen kann." In Weißrussland hatte er das vermisst. Wie seine Familie, Ehefrau Lanae und die Kinder Alivia, 6, und Kanen , 3, die in Akron geblieben waren. Mit dem Sohn fand die Dru-Ära in der Familie Joyce aber ein Ende. "Ich fand einfach, dass der Name Kanen etwas hat, das man nicht vergisst", meint Dru III.

In Minsk, sagt er, hatte er eine neue Herausforderung gesucht, nun ist er zurück und verfolgt vorerst kleine Ziele: "Ich muss das System lernen, die Prozesse verstehen. Das braucht Zeit." Vor allem muss er sich an eine neue Rolle gewöhnen: In Minsk spielte er zumeist durch, in München muss er sich über Kurzeinsätze empfehlen: "Dort hatte ich viel Verantwortung, hier muss ich sofort bereit sein, wenn ich spiele. Diese Rolle muss ich akzeptieren." Gelegenheit dazu dürfte es am Sonntag geben, wenn der FCB bei den abstiegsgefährdeten Braunschweigern gastiert. Beim Debüt vergangenen Sonntag gegen Bamberg konnte Joyce in knapp drei Einsatzminuten noch nicht glänzen, doch Trainer Sasa Djordjevic hofft, dass er das Team besser macht. Und den zuletzt schwächelnden Spielmacher Nick Johnson unter Druck setzt. Beim Eurocup-Aus gegen Malaga hatte Johnson einen gebrauchten Tag erwischt und keinen einzigen Punkt erzielt, beim anschließenden 85:63 gegen Tübingen war es nicht viel besser. Dass der Plan mit Joyce aufgehen könnte, zeigte der 67:59-Triumph gegen Meister Bamberg: Mit dem 32-Jährigen Joyce auf der Bank fand der acht Jahre jüngere Johnson zur guten Form zurück.

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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