Basketball:Hausaufgaben vor den Playoffs

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Zum Vorrundenabschluss gastiert der FC Bayern am Samstag in Bayreuth und empfängt am Montag Gießen.

Von Christopher Meltzer, München

Aleksandar Djordjevic hat nach dem Spiel gegen Oldenburg etwas Interessantes in die Mikros gegrummelt: "Heute wäre mal ein guter Zeitpunkt gewesen, ein Spiel zu verlieren." Doch obwohl Oldenburg aufmüpfig vorspielte, haben die Basketballer des FC Bayern gewonnen. Was sie zurzeit auch dann tun, wenn sie fehlerhaft spielen. Man muss schon den Kalender des alten Jahres hervorkramen, um die letzte Niederlage der Bayern in der Basketball-Bundesliga (BBL) zu datieren: Es war der zweite Weihnachtsfeiertag, der Gegner war Ulm.

Seitdem stricken die Münchner an einer Serie, die nach dem 90:83 gegen Oldenburg nun stolze 15 Siege umfasst und die in den beiden letzten Vorrundenpartien am Samstag in Bayreuth (20.30 Uhr) und Montag im Audi Dome gegen Gießen (15.30 Uhr) auf 17 ausgebaut werden könnte. Während die PR-Strategen diesen kleinen Meilenstein genüsslich in ihren Tweets unterbrachten, mahnte Djordjevic davor, die Bedeutung zu überschätzen. Ihm waren andere Dinge wichtig, etwa die "fürchterliche Einstellung", die er seinem Team attestierte. Wer dem verärgerten Djordjevic zuhörte, verstand schnell: Der Satz mit dem Verlieren war ernst gemeint. Der Trainer hätte darin wohl einen therapeutischen Mehrwert gesehen, den Schuss vor den Bug im rechten Moment, denn verschlechtern kann sich sein Team nicht mehr, der FCB bleibt mindestens Vorrundendritter.

Die Hoffnung auf Patzer von Ulm und Bamberg ist gering

Bemerkenswert ist der Einwand dennoch, verbessern kann sich der FCB nämlich noch - theoretisch sogar auf Platz eins. Dafür müsste der Zweite Bamberg aber noch einmal und Primus Ulm gar zweimal patzen - es bleibt wohl beim Gedankenspiel. Denn nie zuvor haben sich drei Teams derart weit und souverän vom Rest der Liga entfernt. Bayreuth hat als Vierter zwölf Punkte Rückstand auf den Dritten aus München. Im Playoff-System beginnt alles von vorne, viele messen der Hauptrunde daher begrenzte Bedeutung zu. Weil aber in Ulm, Bamberg und den Bayern drei nahezu gleich starke Konkurrenten die Meisterschaft zum Ziel haben, werden die Playoffs spannend wie lange nicht mehr. Schon in der zweiten Runde treffen zwei Schwergewichte aufeinander, der zweite Platz und der damit verbundene Heimvorteil im Halbfinale können also sehr wichtig werden.

Djordjevic gibt sich dennoch gelassen. "Das werden wir dann am 19. Juni wissen", antwortete der FCB-Coach auf die Frage, wie wichtig denn eine möglichst gute Platzierung für die Playoffs ist, spätestens dann nämlich ist der Titel vergeben. Die erste Playoff-Runde, die am 6. Mai mit einem Heimspiel in München beginnt, dürfte den Bayern keine Angst machen, denn die möglichen Konkurrenten Bonn, Berlin, Oldenburg und Ludwigsburg sind nicht auf Augenhöhe. Ändert sich an der Tabellenspitze jedoch nichts mehr, steuern die Bayern auf ein Halbfinale gegen Bamberg zu. Seit die Münchner die große Bühne betreten haben, elektrisiert dieses Duell der beiden potentesten Klubs die Liga, die Bayern waren es auch, die 2014 das seit 2010 laufende Bamberger Titel-Abo einmal unterbrechen konnten. Freilich waren es die Franken, die in den entscheidenden Partien meist die Nase vorne hatten: Finale 2015, Halbfinale 2016 und jüngst im Pokalfinale im Februar in Berlin.

Allerdings haben die Münchner die Hausaufgaben erledigt, nicht nur wegen der Rekordserie. "Wir haben gut und wirklich hart trainiert", sagt der Trainer, der weiß, dass man es nicht mehr selbst in der Hand hat, die Tabellenkonstellation zu ändern - auch wenn in Bayreuth und gegen Gießen gewonnen wird. Vor diesem finalen Vorrunden-Wochenende sagt Djordjevic so folgerichtig wie selbstbewusst: "Wir schauen nur auf uns."

Und sollten Bamberg oder gar Ulm tatsächlich doch noch patzen, würde das die Freude von Djordjevic über den Sieg gegen Oldenburg im Nachhinein sicher steigern.

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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