Basketball:Gut zugehört

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Basketballer des FC Bayern München zeigen Bremerhaven beim 101:68-Auswärtssieg die Grenzen auf

Von Ralf Tögel, München

Es ist ja kein unbekanntes Phänomen für die Basketballer des FC Bayern München, dass sie großen Leistungen weniger große folgen lassen. Das war im vergangenen Jahr so, als die Mannschaft per Wildcard in der Euroleague starten durfte und des Öfteren Probleme in der Basketball-Bundesliga (BBL) bekam. Das war vor einer Woche so, als die Mannschaft in der Euroleague beim FC Barcelona eine sehr respektable Leistung zeigte, um danach in eigener Halle gegen den Bundesliga-Aufsteiger BG Göttingen mit 81:95 Punkten unterzugehen. Dem Unerklärlichen begegnete einer mit besonders viel Unverständnis und Zorn: Trainer Svetislav Pesic. Wenig verwunderlich war es unmöglich, am späten Donnerstagabend einen Spieler zu finden, der nach dem überragenden 81:75-Triumph gegen den griechischen Serienmeister Panathinaikos Athen nicht sofort an die äußerst schwere Aufgabe zwei Tage später bei den Eisbären Bremerhaven erinnerte. Es waren keine leeren Worte, denn die Bayern ließen ihrem ersten Euroleague-Sieg auch in der BBL eine Machtdemonstration folgen und demontierten die Eisbären in deren Halle mit 101:68 Punkten.

Die Machtverhältnisse hätten vor der Partie nicht klarer verteilt sein können, auf der einen Seite der Meister, mit Rückenwind aus der kontinentalen Königsklasse. Dort der Tabellensiebte, der zudem ein traumatisches Erlebnis aus der Vorwoche verarbeiten musste: In Bayreuth erlebten die Bremerhavener ein desaströses erstes Viertel, lagen ohne einen einzigen erzielten Punkt mit 0:22 nach zehn Minuten hinten. Ein Negativrekord, der für die Ewigkeit gemacht scheint. Zudem ging Spielmacher Lorenzo Williams gegen die Bayern angeschlagen ins Spiel, eine weitere Schwächung. Was sollte also schon passieren? Einiges, denn Bremerhaven, das gegen den Zuschauermagneten in die Bremer ÖVB-Arena umgezogen war, legte vor 9523 Zuschauern forsch und ohne jeden Respekt los, führte nach dem ersten Viertel 24:19.

Doch die Münchner wussten sich sehr bald zu steigern, die Unaufmerksamkeiten ließen nach, die Intensität der Defense nahm zu. Spielmacher Vasilije Micic, der gegen Athen noch übermotiviert und wenig erfolgreich zu Werke gegangen war, ließ in Bremerhaven nicht nur wegen seiner 16 Punkte sein großes Potenzial aufblitzen und hielt sein Team mit sieben Zählern in den ersten Minuten auf Schlagdistanz. Im zweiten Viertel kamen langsam auch all die anderen Spitzenspieler ins Laufen, das schnelle Kombinationsspiel tat ein Übriges, die Gäste übernahmen das Kommando. Ob John Bryant (16), Anton Gavel (11), Dusko Savanovic (13), Nihad Djedovic (10) oder Jan Jagla (10), Robin Benzing (8) oder Heiko Schaffartzik (8) - es war egal, wer auf dem Parkett stand, die Münchner stellten jederzeit das deutlich bessere Personal. Vor allem die starke Abwehrarbeit der Gäste machte den Eisbären zusehends zu schaffen, Ballgewinne wurden konsequent in Punkte umgesetzt. Zur Pause lag Bayern bereits mit 50:39 in Führung, "alles Kopfsache", erinnerte Lucca Staiger auf dem Weg in die Kabine. Für den Trainer kein Grund zur Zufriedenheit, die ersten zehn Minuten lagen Pesic im Magen, grummelnd machte er sich auf den Weg in die Kabine.

Doch die Spieler hatten seinen Worten gut zugehört, denn im dritten Viertel wurde Bremerhaven vom sehenswerten Teamplay der Bayern regelrecht seziert. In der Kombination mit den deutlich besseren Individualisten ergab sich eine Überlegenheit, die den letzten Durchgang zu einer besseren Trainingseinheit werden ließ. 78:51 führte München vor dem letzten Viertel, das Spiel war längst entschieden. Und ganz nach dem Gusto des Trainers hielt der FCB das Tempo bis zur Schlusssirene hoch: "Genauso müssen wir eigentlich immer spielen." Pesic lächelte.

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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