Basketball:Groß denken

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In seiner Zeit in Spanien hat Vladimir Lucic nie in Murcia gewonnen. Das will er nun mit den Bayern nachholen. (Foto: Lackovic/Imago)

Basketball: Vladimir Lucic findet beim FCB langsam seine Form

Von Matthias Schmid, München

Über die A7 benötigt man von Valencia nach Murcia knapp zweieinhalb Stunden mit dem Auto. Vladimir Lucic ist diese Strecke in seiner Zeit beim spanischen Basketball-Erstligisten Valencia Basket nie gerne gefahren. Und der Palacio de los Deportes, die Halle in Murcia, wollte ihm nie besonders gefallen. Beides aus ganz nachvollziehbaren Gründen. "Ich habe dort nie ein Spiel gewinnen können", erzählt der Flügelspieler des FC Bayern.

Doch der Spielplan im Eurocup will es nun so, dass die Münchner an diesem Mittwoch (21 Uhr) beim heimstarken Klub antreten müssen, zum sechsten Gruppenspiel im zweitklassigen europäischen Wettbewerb. "Das wird ein hartes Spiel", prophezeit Lucic, "weil die Fans dort ihr Team als sechster Spieler frenetisch unterstützen." Der 27-Jährige hofft dennoch darauf, dass er seine ernüchternde Bilanz ein wenig aufhübschen kann. Nebenbei stünden die Bayern mit dem vierten Saisonsieg vorzeitig in der Zwischenrunde. Die Vorzeichen sind ganz gut, dass der Serbe erstmals die Halle als Sieger verlassen könnte. Das Hinspiel entschieden die Münchner mit 92:84 für sich, es war ein kurioses Spiel damals mit zwei völlig unterschiedlichen Hälften, zunächst dominierte der FCB, nach dem Seitenwechsel die Spanier. Mit etwas Glück und Geschick konnten die Münchner ihren Vorsprung noch bis zur Schlusssirene verteidigen. "Das war Murcias wahres Gesicht, was die Mannschaft in der zweiten Hälfte gezeigt hat", sagt Lucic.

Erstmals seit langem reist er wieder gerne nach Murcia. Nach Spanien, in das Land, in dem er drei Jahre lebte, bis er sich in diesem Sommer nach München übersiedelte. Nach anfänglichen Oberschenkelproblemen findet der 2,04 Meter lange Small Forward immer besser zu der Form, die ihn zu einem begehrten Spieler in Europa gemacht hat. Lucic ist ein Profi, der flink und athletisch zugleich ist, er braucht nur wenige Würfe für viele Punkte. Zuletzt beim 85:72-Heimsieg gegen Rasta Vechta in der Bundesliga traf er sieben seiner acht Versuche aus dem Feld. Addiert mit den Freiwürfen sammelte er am Ende 18 Punkte - es war sein Bestwert bisher in der BBL. "Die Umstellung zu Beginn der Saison auf eine neue Liga, einen neuen Klub und Trainer fiel mir schwer, weil ich drei, vier Wochen in der Vorbereitung wegen meiner Verletzung verpasst habe", gibt Lucic zu.

Nur sehr langsam gewöhnte er sich deshalb an das körperbetontere Spiel in Deutschland, an das Tempo. "Hier wird sehr viel physischer gespielt als in Spanien", versichert Lucic. Inzwischen hat er aber gelernt, damit umzugehen, er kann seine Stärken nun immer häufiger entfalten. "Ich spiele wieder mit großem Selbstvertrauen", sagt Lucic. Es sind vor allem die kleinen, unauffälligen Dinge in seinem Spiel, die den Münchner Basketballern guttun, Dinge, die nicht unbedingt auf dem Statistikzettel abzulesen sind. Lucic verteidigt zum Beispiel sehr energisch, schnappt sich unter dem Korb viele Abpraller und hat auch einen guten Blick für den besser postierten Mitspieler. "Ich bin kein Spieler, für den Punkte das Wichtigste sind", sagt er selbst: "Ich mache eher die großen Dinge, die über eine gesamte Saison hinweg entscheidend sind."

Aber auch in einzelnen Partien ist er ein Spieler, der den Unterschied bringen kann. Das weiß auch sein Trainer Sasa Djordjevic, der erfreut zur Kenntnis nimmt, dass Lucic "große Schritte nach vorne gemacht hat und allmählich sein echtes Wettkampfniveau erreicht", wie er sagt. Lucic will seinen Landsmann nicht enttäuschen und mithelfen, dass er auch mit dem FC Bayern den Eurocup gewinnt - wie vor zwei Jahren mit Valencia.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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