Basketball:Glückwünsche vom Berni-Double

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Findet in diesen Wochen die Lücken zum Korb: Nihad Djedovic (re.), wütend verfolgt von Podgoricas Kyle Gibson. (Foto: Aleksandar Djorovic/imago)

Der FC Bayern untermauert mit dem 76:60 im Eurocup gegen Podgorica seine gute Frühform. Dem nächsten Gegner Berlin dürfte besonders die Defensivstärke der Münchner Kopfzerbrechen bereiten.

Von Matthias Schmid, Podgorica/München

Noch als die letzten Sekunden von der Uhr liefen, eilte Aleksandar Dzikic zu seinem Kollegen Aleksandar Djordjevic, um ihm zu gratulieren. Es ist eine Geste größtmöglichen Respekts vor der Leistung des Gegners. Dzikic, Podgoricas Cheftrainer, ist eine imposante Erscheinung mit barocker Figur, die dem Bayern-Maskottchen Berni ähnelt. Münchens Coach Djordjevic nahm die Glückwünsche seines serbischen Landsmanns gerne an. Seine Mannschaft hat im Eurocup am Mittwochabend mit dem 76:60-Sieg über KK Buducnost Podgorica einen weiteren Erfolg gefeiert und dokumentiert, dass der FC Bayern schon viel weiter ist als viele Mannschaften zu diesem frühen Zeitpunkt in der neuen Spielzeit. "Es war ein gutes Spiel von uns", befand Djordjevic hinterher, "vor allem in der Defensive haben wir sehr hart gespielt."

Was den 50-Jährigen besonders freute, war die Tatsache, dass seine Spieler sich diesmal nur eine kurzzeitige Phase der Orientierungslosigkeit und Nachlässigkeit erlaubten. "Ein wichtiges Statement" sei das gewesen, sagte Flügelspieler Nihad Djedovic. Er bezog das nicht nur auf das internationale Parkett, weil die Bayern in ihrer Gruppe als einzige Mannschaft nach dem vierten Spiel ungeschlagen bleiben, sondern auch im Hinblick auf den Sonntag, wo das Spitzenspiel in der Bundesliga bei Alba Berlin ansteht. Mit einem Sieg in der Hauptstadt könnten die Bayern an den Berlinern vorbeiziehen und wieder die Tabellenführung übernehmen. "Jetzt gilt unsere volle Konzentration diesem Spiel", hob Djedovic noch in Podgorica hervor.

"Es gab diesmal nur einen gefährlichen Moment", sagt Bayern-Trainer Djordjevic

Den überzeugenden Sieg über den montenegrinischen Meister wollten die Münchner nicht groß genießen oder gar überbewerten. Es war nur eine weitere Etappe auf dem langen Weg hin zu einem Titel, den die Verantwortlichen des FC Bayern nach drei in dieser Hinsicht erfolglosen Jahren so sehr herbeisehnen. Der Sieg in Podgorica öffnete einmal mehr den Blick in die großen Möglichkeiten der hochbegabten Mannschaft, die auch die Absenz von Vladimir Lucic (OP nach Mittelfußbruch) ohne Leistungsabfall ausgleichen kann. Der Kader ist so hochwertig besetzt, dass eben ein anderer Spieler an seine Stelle rückt. Nihad Djedovic zum Beispiel. Der Deutsch-Bosnier spielt in diesen Tagen voller Selbstvertrauen, der Flügelspieler findet die Lücken zum Korb und schließt häufig mit einem lässigen Korbleger ab oder wirft aus der Distanz. Sein Dreipunktewurf zu Beginn des zweiten Viertels bescherte seiner Mannschaft auch die erste Führung in der Partie (21:20), die sie nicht mehr abgeben, sondern nach einem Schnellangriff von Anton Gavel sogar bis auf 20 Punkte ausbauen sollte (66:46/33.).

Dabei war es in Podgorica gar nicht die Offensive, die sonderlich herausragte, sondern die Defensive. "Es war ein Sieg unserer Abwehr", fand Djordjevic, der vor allem seine Spieler dafür lobte, dass sie den Rivalen vom Korb fernhalten konnten. Die Bayern-Akteure haben in der Gegenwart verinnerlicht, dass die Zukunft nur Meisterschaften bringen kann, wenn sie in jedem Spiel so leidenschaftlich und lästig verteidigen, als wäre es das letzte in der Saison. Dieser Hang zur Schufterei gefällt Djordjevic, doch der Serbe ist viel zu ehrgeizig, als dass er sich mit einer ordentlichen Defensivarbeit allein zufrieden geben würde. Ihm ist natürlich nicht verborgen geblieben, dass seine Mannschaft im Spiel nach vorne noch die eine oder andere Unzulänglichkeit offenbart, obwohl ganz hübsche Extrapässe oder wuchtige Dunks ihm immer wieder anerkennenden Applaus abringen konnten. "Offensiv können wir es besser spielen", tadelte er später auf der Pressekonferenz zunächst, um dann nach ein, zwei Sekunden des Nachdenkens selber nachsichtig mit seinen Spielern zu sein: "Wir brauchen noch Zeit für den Angriff."

Dass auch bei den Münchnern trotz ihrer hinreißenden Frühform nicht alles so gefestigt ist, dass das Gebilde gegen Herbststürme immun wäre, war im dritten Viertel zu beobachten, als Podgorica den Rückstand nach einem Dreier von Kyle Landry auf zehn Punkte verkürzte (42:52/27.). Die plötzlichen Leistungseinbrüche begleiten die Münchner bisher so zuverlässig wie die Möwen das Fischerboot. "Es gab diesmal aber nur einen gefährlichen Moment", stellte Djordjevic fest. Er konnte deshalb die Dienstreise nach Montenegro schnell als Erfolg verbuchen und sich dem nächsten Ausflug widmen. "Jetzt gilt es, uns auf das sehr wichtige Spiel in Berlin vorzubereiten", sagte Djordjevic. Sein Gegenüber Dzikic nickte und lobte: "Bayern hat eine sehr starke Mannschaft."

© SZ vom 03.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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