Basketball:Die üblichen Unverzichtbaren

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Wenig Entlastung: Nicole Schmidt (li.) ist eine jener vier Spielerinnen, ohne die es beim Basketball-Zweitligisten TS Jahn München einfach nicht geht. (Foto: Claus Schunk)

Jahn-Basketballerinnen mühen sich gegen Aufsteiger zum Sieg

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Die Zweitliga-Basketballerinnen der TS Jahn München haben ein Problem: Fast immer lastet die Verantwortung auf den Schultern von nur drei, vier Spielerinnen. Schwächeln diese, laufen die Münchnerinnen Gefahr, auch mal gegen Außenseiter schlecht auszusehen. Der am vergangenen Sonntag erst in der Verlängerung hart erkämpfte 85:78-Sieg gegen den Aufsteiger Bad Homburg machte diese Schwäche einmal mehr deutlich. Trotzdem hat die Jahn-Formation als Tabellenvierter gute Chancen, sich für die beiden noch zu vergebenen Playoff-Plätze zu qualifizieren. Sofern sie die beiden restlichen Spiele der Hauptrunde gewinnen, winkt ihnen Platz drei oder vier in der zweiten Bundesliga-Süd. Einen Durchhänger wie gegen Bad Homburg darf sich das Münchner Team künftig allerdings nicht mehr erlauben.

Gegen Bad Homburg funktionierte nämlich bis zur Halbzeit auch die Starting-Five nicht. "Das Spiel sollten wir klar dominieren, aber wir schaffen das nicht", kommentierte Jahn-Trainer Rüdiger Wichote den Pausenstand von 40:44 mit düsterer Miene. Besonders in der Abwehr machte er Defizite aus: "Die klappt überhaupt nicht." Spielmacherin Nicole Schmidt übte Selbstkritik an der Anfangsformation mit ihr, Magdalena von Geyr, Jezabel Ohanian und Mirela Damaschek. "Wir hatten keine Linie", sagte sie achselzuckend. Münchens Starting Five hat immer den Auftrag, ordentlich vorzulegen, damit die zweite Reihe der Münchnerinnen, wenn sie zur Entlastung aufs Parkett kommt, nicht unter Druck gerät. "Das hat einfach nicht funktioniert", bedauerte Schmidt; auch nicht gegen den Tabellenvorletzten.

"Dabei wussten wir genau, wie sie spielen", klagte auch Spielführerin von Geyr. "Sie haben nichts Überraschendes gemacht." Trainer Wichote hatte der Mannschaft per Videostudium genau gezeigt, wie der Gegner aus Hessen abzuschirmen ist. Trotzdem kam Bad Homburg gegen die schläfrige Münchner Defensive auf 44 Punkte in der ersten Halbzeit. Wichote konnte den Ersatzspielerinnen kaum Spielzeit einräumen - das Risiko, dann den Anschluss zu verlieren, war zu groß.

In Halbzeit zwei wurde es nicht besser. Ständig liefen die Gastgeberinnen einem Rückstand hinterher. Mit Glück und den Punkten von Schmidt und von Geyr konnte sich Jahn München in die Verlängerung retten. Zwischenzeitlich war Wichote der Verzweiflung nahe, er legte sich lautstark mit den Schiedsrichtern an, was der Mannschaft ein technisches Foul und noch mehr Rückstand einbrachte.

In der Verlängerung erwachte plötzlich das Publikum, und den vier Stützen der Mannschaft gelang es mit einer enormen Energieleistung, den Gegner noch niederzuringen. Schmidt, Ohanian und von Geyr, die kaum Ruhepausen hatten, bekamen vor Anstrengung immer mehr Farbe in ihre Gesichter. Routinier Ohanian, obwohl nur 1,70 Meter groß, fischte einen Rebound nach dem anderen unter dem eigenen Korb und setzte mit insgesamt 18 Rebounds eine Saisonbestmarke. Sie bediente dann von Geyr oder die schnelle Schmidt, die immer häufiger den direkten und erfolgreichen Weg zum Korb fand. Auch Mirela Damaschek punktete plötzlich wieder. Dieses Quartett verbuchte 81 der 85 Münchner Punkte, die restlichen vier gingen auf das Konto von Marie-Anne Bohn, die in der heißen Spielphase ebenfalls wichtige Rebounds ergatterte. "Ich bin noch fit, ich könnte jetzt noch weiterspielen", versicherte Schmidt nach Spielschluss immer noch energiegeladen. Wichote lobte den kämpferischen Einsatz der Arrivierten, zeigte sich aber trotzdem unzufrieden mit der Leistung der Mannschaft: "Wir waren einfach nicht gut, das darf gegen so einen Gegner nicht passieren."

Schon gar nicht können sich die Münchnerinnen das gegen die nächsten Gegner Würzburg und Speyer-Schifferstadt erlauben. Fünf Mannschaften - Bad Aibling und Heidelberg sind durch - konkurrieren jetzt noch um die restlichen zwei Playoff-Plätze. "Platz vier ist unser Ziel, der dritte Platz wäre die Kür", bekräftigte Magdalena von Geyr. Besonders das abschließende Heimspiel gegen Speyer-Schifferstadt, einen direkten Konkurrenten im Rangeln um die Playoff-Plätze, hat von Geyr im Visier: "Da wünschen wir uns eine große Kulisse, die uns antreibt."

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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