MTSV Schwabing:Die Pläne des Hyper-Realisten

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Zu klein: Samuel Scheurich und die Dachau Spurs (re.) verloren gegen Schwabing um Justin Hedley deutlich (Foto: Niels P. Jørgensen)

Schwabings Basketballer schlagen Dachau und wollen mittelfristig in die zweite Liga.

Von Matthias Schmid, München

Es sind Biografien wie die von Ole Sebald, die Robert Scheinberg stolz machen. Der 20-Jährige war im vergangenen Sommer vom Regionalligisten MTSV Schwabing ausgezogen, dessen Trainer Scheinberg bekanntlich ist, um sich im Berufsbasketball zu versuchen. Als Sebald nun am Samstag mit seinem neuen Klub Crailsheim Merlins nach München zurückkehrte, spielte er in der Bundesliga beim deutschen Meister FC Bayern unerschrocken auf. Er traf gleich seinen ersten Dreier und präsentierte sich auch sonst nach seiner Einwechslung sehr auffällig. "Positiv war, dass die jungen Spieler wie Ole eine gute Intensität ins Spiel gebracht haben und nicht vor Ehrfurcht erstarrt sind", lobte Crailsheims Trainer Ingo Enskat Sebald trotz der deutlichen 76:110-Niederlage.

Scheinberg war Sebalds größter Förderer in Schwabing, er hatte ihm einst das Probetraining beim Schwabinger Kooperationspartner Crailsheim verschafft. Scheinberg sieht es als seine Aufgabe an, hochbegabte Jugendspieler so auszubilden, dass sie eines Tages im Profibasketball mitmischen können. Auch nach dieser Regionalliga-Saison werden sich wieder einige Spieler wie der Engländer Liam Carpenter und der Pakistaner Salman Manzur entscheiden müssen, wohin sie wechseln werden. Sie sind zu groß geworden für das Jugendprogramm, zu gut für die vierthöchste deutsche Liga und haben entsprechende Angebote vorliegen. "Wir müssen nun schauen, was das Beste für die beiden ist", sagt Scheinberg. Er stellt die individuelle Ausbildung der Spieler stets über die Interessen des Klubs, Schaden nimmt der Verein davon aber nicht - im Gegenteil.

Nach dem 90:64-Sieg vom Wochenende beim Tabellenletzten Dachau Spurs verbesserten sich die Münchner zwei Spieltage vor dem Saisonende auf den achten Platz. "Wir können mit dem Verlauf der Saison sehr zufrieden sein", sagt Scheinberg, "wir haben uns in der Liga etabliert und immer weniger mit dem Abstieg zu tun." Nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr hatten sie die Premierenspielzeit noch auf dem elften Rang beendet. Für die neue Saison planen die Schwabinger nun, noch den einen oder anderen erfahrenen Spieler dazuzuholen, "damit wir insgesamt stabiler und die jungen Leute so besser unterstützt werden", wie Scheinberg sagt. Um gute Spieler muss er sich dabei gar nicht bemühen, Schwabing genießt mittlerweile einen so guten Ruf im Münchner Basketball, dass die Spieler schon von allein anfragen, ob sie mitmachen dürfen. "Das ist natürlich für uns eine angenehme Situation", sagt Scheinberg. Im Moment findet er die Regionalliga auch noch völlig ausreichend, um seine 16- bis 18-jährigen Akteure an den höherklassigen Männerbasketball heranzuführen.

Die beiden älteren Nachwuchsmannschaften Schwabings spielen jeweils in der Bundesliga. Auch mit den Männern drängt Scheinberg in zwei, drei Jahren in die professionelle ProB. Da er kein Träumer ist, sondern eher ein Hyper-Realist, bereitet er dieses Ziel fast schon staatsmännisch vor. "Es ist nicht allein eine wirtschaftliche Frage, ob wir in München einen Pro-B-Ligisten stemmen können", sagt Scheinberg. Er will sich deshalb unabhängig von einem einzelnen Geldgeber machen und das Projekt breit anlegen, mit einer starken Nachwuchsförderung. Aus diesem Grund haben die Schwabinger gerade erst eine Kooperation mit dem TSV München-Ost vereinbart, um die Jugendarbeit von der U10 bis zur U14 zu verbessern und auf ein höheres Niveau zu heben.

Mit dem Erstligisten Crailsheim arbeiten sie ja schon länger gedeihlich zusammen. "Als einzelner Verein kann man einen Aufstieg in die ProB nicht schaffen, da müssen sich mehrere Klubs zusammentun", sagt Scheinberg. Mit seinen ambitionierten Plänen, die bisher noch nicht ausgearbeitet sind, sondern eher noch in seinem Kopf herumschwirren, will er erreichen, dass sich in einigen Jahren deutsche Toptalente für sein Ausbildungsprogramm entscheiden. Vielleicht kann er dann auch mal einen ehemaligen Spieler von ihm erleben, der in der Basketball-Bundesliga die Meisterschaft gewinnt.

© SZ vom 31.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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