Basketball:Der Plan der Tropics

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Spalier nach oben? Moritz Wohlers (Mitte, beim Sieg gegen Schwabing) war Profi, mittlerweile ist Basketball Hobby. Aufsteigen würde er trotzdem gerne. (Foto: Claus Schunk)

Regionalliga-Tabellenführer TSV Oberhaching-Deisenhofen strebt mit Macht in die 2. Basketball-Bundesliga. Nun gilt es Sponsoren zu finden. Der Oberhachinger Verein soll nicht unter dem Aufstieg leiden.

Von Matthias Schmid, Oberhaching

Daniel Müller hat vor ein paar Tagen auf dem Kyberg vorbeigeschaut, dem Geschäftsführer der ProB gefiel, was er da alles inspizieren konnte. Seine wichtigste Botschaft: Die schlichte Gymnasiumhalle lässt professionelle Basketballspiele zu. Oberhaching-Deisenhofen wäre ein würdiger Vertreter in der dritthöchsten Spielklasse, übermittelte Müller an TSV-Vorstandsmitglied Gunther Wünsche noch. Der seufzt erst mal am Telefon. Er kennt das ganze Prozedere ja schon, das Lizenzierungsverfahren der untersten Profiliga mit den verschiedensten Auflagen, von der Einspielmusik über die Raumtemperatur (zwischen 15 und 25 Grad Celsius) bis zur Anwesenheitspflicht des Cheftrainers bei der Pressekonferenz ist alles streng reglementiert.

Vor vier Jahren waren die Basketballer des TSV Oberhaching-Deisenhofen nur einen Sieg von Meisterschaft und Aufstieg entfernt. Doch die Niederlage in Treuchtlingen hatte alle Vorbereitungen jäh gestoppt. Geschichte wiederholt sich nicht - normalerweise. Das Team von Mario Matic führt wieder die Tabelle an, fünf Spieltage stehen aus, der Spielplan will es, dass das letzte Saisonspiel die Tropics, richtig, nach Treuchtlingen führt. "Das ist eine interessante Konstellation", sagt Wünsche.

Nun gilt es Sponsoren zu finden. Der Verein soll unter dem Aufstieg nicht leiden

Lange haben sie im Vorstand darüber debattiert, ob sie die Lizenzierungsunterlagen einreichen sollen. Einerseits wollten sie den Wunsch der Mannschaft und des Trainers gerne erfüllen, die unbedingt in die ProB streben, wo auch die zweite Mannschaft des FC Bayern aufläuft. "So eine Chance kommt vielleicht nur einmal im Leben", sagt Matic. Er kennt die Stärken und Schwächen der Klasse, er hat dort schon sieben Jahre die Giants Nördlingen trainiert. Andererseits: Wie soll das finanziert werden, ohne den Gesamtverein zu belasten? Der Durchschnitts-Etat in der ProB liegt bei etwa 200 000 Euro, viel Geld für eine kleine Abteilung. "Wir werden jetzt versuchen, das nötige Geld aufzutreiben, damit der Verein darunter nicht leiden muss", sagt Wünsche. Er hofft, genügend Sponsoren zu finden, denn: "Wir planen einen längeren Aufenthalt dort", zwei bis drei Jahre sollen es schon sein.

Die Voraussetzungen sind durchaus vorhanden, in Moritz Wohlers (Bremerhaven) und Peter Zeis (Bayreuth) gibt es zwei ehemalige Erstligaprofis, in John Boyer und Miljan Grujic Spieler, die im Ausland höherklassig gespielt haben. Doch alle vier verbindet, dass sie voll berufstätig sind und Basketball ein Hobby ist. "Daran würde ein Aufstieg nichts ändern", sagt Coach Matic. "Bei uns wird es keinen Profi geben", fügt er hinzu, um den Satz abrupt abzubrechen. Er lächelt und sagt: "Es sei denn, es finden sich so viele Sponsoren."

Daran glaubt auch Wünsche nicht. Anders als der Vorstand, der über zwei, drei personelle Verstärkungen spricht, will Matic nicht ins Detail gehen, er ist ein wenig abergläubisch. Denn eine Niederlage könnte alle schönen Pläne zunichte machen. Nur dank des direkten Vergleichs führt Oberhaching die Tabelle punktgleich (36 Zähler) vor der Reserve des Erstligisten Gotha Rockets an. "Die wollen unbedingt aufsteigen, und haben zuletzt gegen die Hellenen München fünf Profis aus dem BBL-Kader eingesetzt", erzählt Matic. Er behält für sich, was er darüber denkt, zwischen den Zeilen ist herauszuhören, dass er dies nicht ganz fair findet. Die Hintergründe kennt er. Die Rockets, finanziell gebeutelter Tabellenvorletzter der Beletage, wollen im Falle eines Abstiegs in der ProB mit der zweiten Mannschaft neu anfangen und so den Absturz in die Bedeutungslosigkeit verhindern.

Oberhaching, betont Matic, müsse nicht aufsteigen: "Wir lassen uns nicht verrückt machen, weil wir schon jetzt eine Riesensaison spielen." Ihn selbst erstaunt das am meisten, weil sein Team aufgrund der beruflichen Verpflichtungen kaum trainieren kann - höchstens zweimal in der Woche. "Es ist eigentlich ein Wunder, dass wir oben stehen, weil wir ständig improvisieren müssen." Ehrgeizig sind sie nach wie vor, die Tabellenführung soll bis zum Ende verteidigt werden. Weiter als an das nächste Spiel will Matic aber nicht denken. "Das ist eine üble Floskel, aber wir tun gut daran, diese Haltung zu leben", sagt er vor dem Spiel an diesem Samstag beim Siebten Ansbach. Dort kann Spielmacher John Boyer wieder mitwirken. Beim 75:62-Sieg gegen Schwabing fehlte der US-Amerikaner aus privaten Gründen. Egal wie die Saison ausgehen wird, sagt Matic, er sieht den Klub als Gewinner: "Überall spürt man, dass hier etwas entsteht."

Die Jugendarbeit soll - unabhängig von der Liga - in jedem Fall verbessert werden. Aber ganz am Ende gibt der Trainer dann doch zu, dass es ganz schön wäre, in der nächsten Saison wieder einen Pro-B-Ligisten trainieren zu dürfen. Mario Matic sagt: "Ich hätte da auch schon einen interessanten Spieler aus der Region im Blick."

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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