Basketball:Das nächste Level

Lesezeit: 3 min

Es blieb beim Schrecken: Nationalspieler Danilo Barthel hat sich gegen Jena das Knie verdreht, ist aber in Panevecys wieder fit. (Foto: imago/Tilo Wiedensohler)

Vor dem Rückspiel im Eurocup bei Lietkabelis Panevezys versichern sich die Basketballer des FC Bayern in Jena noch einmal, dass sie mittlerweile auch dann gewinnen, wenn sie nicht gut spielen. Gut so, sagt ihr Trainer.

Von Ralf Tögel, München

Es gab ja einige Schreckmomente am vergangenen Sonntag für die Basketballer des FC Bayern im Spiel bei Science City Jena, etwa immer dann, wenn Julius Jenkins den Ball hatte. Der Guard der Thüringer, der in seinem zehnten Jahr in der Bundesliga spielt, musste den Ball nur in Richtung Korb befördern, dann fiel das Spielgerät wie an einer Schnur gezogen durch die Maschen. Egal wie bedrängt, egal wie weit entfernt vom Korb, egal aus welcher Lage - Jenkins traf. Fünf Treffer bei sechs Versuchen, gegen den quirligen Amerikaner schien kein Kraut gewachsen zu sein. Allein: Die Bayern blieben ruhig, respektive am Gegner dran, zur Halbzeit lagen sie 44:48 hinten, nach dem dritten Viertel 64:62 vorne, nach der Schlusssirene hatten sie 85:78 gewonnen.

Vielleicht das richtige Erlebnis vor der Eurocup-Partie an diesem Mittwoch (18 Uhr) beim litauischen Vertreter Lietkabelis Panevezys, denn derart hart erarbeitete Siege können wichtiger sein als jene mit 30 Punkten Differenz. So einer war den Münchnern im Heimspiel gegen den litauischen Meister gelungen, die Gäste, die seinerzeit noch kein Pflichtspiel - weder in der Liga noch im Eurocup - verloren hatten, wurden mit einer verstörenden 57:93-Packung nach Hause geschickt.

Im Hinspiel gewann der FCB gegen die Gäste aus Panevezys mit 36 Punkten Differenz

"Nicht gut zu spielen und trotzdem zu gewinnen, ist wichtig. Insofern ist das ein guter Sieg für uns", urteilte Trainer Aleksandar Djordjevic nach dem Arbeitssieg gegen Jena. Er hatte ohnehin geahnt, dass die Gastgeber diese unwirkliche Wurfquote nicht durchhalten könnten: "Es war auch klar, dass ein Team, das zehn der ersten zwölf Dreier trifft, nicht das ganze Spiel weiter so großartig werfen kann."

Und es gab einen weitaus schlimmeren Schreckmoment für die Bayern in Thüringen zu überstehen: Als sich Danilo Barthel bei einer Rettungsaktion unter dem eigenen Korb das Knie verdrehte, von den Kollegen gestützt vom Feld humpelte und mit dem Teamarzt in der Kabine verschwand. Die erste leichte Entwarnung gab es, als der Power Forward zum finalen Viertel auf die Bank zurückkehrte. Endgültige Entwarnung gab nun der Trainer: "Wir hatten große Sorgen, aber es geht ihm zum Glück gut", berichtete Djordjevic. Barthel saß im Flieger, als die Bayern am frühen Dienstagmorgen Richtung Nordlitauen abhoben. In Jena durfte er auf der Bank bleiben und sich erholen. Die Bayern haben einen Kader, der das zulässt - obwohl in Vladimir Lucic einer der Besten wegen eines gebrochenen Mittelfußes noch Monate ausfällt.

Die Seele des litauischen Teams ist 76 Jahre alt: die Zwillinge Ksistof und Darjus Lavrinovic

Barthel kann als gutes Beispiel dienen: Vor einem Jahr war der Flügelspieler, der auch als Center eingesetzt werden kann, aus Frankfurt gekommen, um den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu tun. Er wirkte manchmal schüchtern, obwohl er schon Nationalspieler war. Mit München wolle er Titel gewinnen, teilte der damals 24-Jährige mit, und lernen. Letzteres ist ihm ganz gut gelungen, Barthel ist zwei Jahre älter, hat viel von seiner Schüchternheit abgelegt und sich zu einem Faktor im Bayern-Spiel entwickelt. Er war als Back-up für Akteure wie eben Lucic, wie Milan Macvan, Devin Booker oder Maik Zirbes gekommen. Mittlerweile spielt er mit ihnen auf Augenhöhe. Es gibt eigentlich keinen Back-up in der Münchner Auswahl, abgesehen von den Nachwuchskräften. Ansonsten agieren die Akteure auf nahezu identischem Level. Das macht zum einen das Spiel der Bayern schwer berechenbar, denn es gibt viele Münchner auf dem Parkett, die ein Spiel drehen können. Und es hebt die Mannschaft auf ein höheres Level, das haben die Litauer bereits erfahren.

Schon im Vorjahr traf man sich zweimal in diesem internationalen Wettbewerb, zweimal gewannen die Bayern zwar, zweimal aber knapp. Zuletzt mit 78:72, das war im Januar. Mittlerweile ist die Münchner Mannschaft eine andere. Die Gastgeber haben sich indes stabilisiert, was vor allem für den lettischen Nationalspieler Zanis Peiners gilt, mit 14,2 Punkten pro Spiel Topscorer von Panevezys. Die Teamseele bilden nach wie vor die litauischen Zwillinge Ksistof (10,3 Punkte pro Spiel) und Darjus Lavrinovic (8,3), die 38-Jährigen haben in ihrer Heimat Kultstatus. Erschrecken kann das im FCB-Lager aber niemanden.

© SZ vom 06.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: