Basketball:Das Kleber-Momentum

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Rumms, da ist er: Mit einem Dunking gibt Maxi Kleber seinen Einstand bei den Bayern. (Foto: imago/nph)

Maximilian Kleber gibt nach seiner hartnäckigen Fußverletzung gegen die Eisbären Bremerhaven sein Debüt für die Basketballer des FC Bayern. Die mühen sich gegen den Abstiegskandidaten zu einem 96:86-Erfolg und klettern damit auf den zweiten Tabellenplatz

Von Ralf Tögel, München

Es war ein Sonntagabend, der den Münchnern in Erinnerung bleiben wird. Was nicht nur am 96:86-Erfolg der Basketballer des FC Bayern gegen die Eisbären Bremerhaven lag. Auch die mächtige Rückkehr des Winters wird im Gedächtnis haften bleiben, denn während drinnen die Basketball-Profis ins Schwitzen kamen, herrschte draußen Schneechaos.

Aber es gab einen weiteren Rückkehrer zu bestaunen, der zumindest bei den Zuschauern im Dome den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen wird: Drei Minuten und sieben Sekunden waren im zweiten Viertel gespielt, als es plötzlich laut wurde: An der Seitenlinie stand Maximilian Kleber zu seinem ersten Einsatz im Münchner Trikot bereit, der Zugang, der das Bayern-Spiel ja zumindest gehörig vitalisieren, wenn nicht gar auf ein neues Level bringen soll. Und Kleber war nicht gewillt, lange hinter dem Berg zu halten mit seinen Fähigkeiten, nicht einmal 120 Sekunden, nachdem er das Parkett betreten hatte, schickte ihn sein Kapitän Bryce Taylor nach einem Ballgewinn mit einem feinen Pass auf die Reise zum gegnerischen Korb, und Kleber hämmerte den Ball unter dem Jubel der 5245 Zuschauer per Dunking hinein.

Schon das erste Spiel gegen diesen Gegner war für die Bayern ja zu einem besonderen geworden, denn vor sechs Wochen hatte die Mannschaft von Cheftrainer Svetislav Pesic eine unschöne Niederlagenserie beendet. In einem wahren Krimi hatte K.C. Rivers seine Farben mit einem wilden Dreier erst in die Verlängerung geworfen, letztendlich markierten die Münchner mit dem hart erkämpften 86:80 einen Wendepunkt. Rivers ist zwar längst zurück bei Real Madrid, aber seither hat das Spiel der Münchner an Struktur und Qualität gewonnen, gegen Bremerhaven feierte der Vorjahreszweite bereits den achten Sieg hintereinander. Dabei waren die Gäste aus dem hohen Norden keineswegs gewillt, nach dem mentalen Aufbauhelfer zum Jahresende nun die Rolle des Sparringspartners zu übernehmen. Bremerhaven spielte einmal mehr sehr unangenehm, verteidigte hart und hielt verbissen dagegen. Vor allem die drei flinken Guards Kyle Fogg, Jerry Smith und Lorenzo Wiliams bereiteten den Gastgebern Probleme, sie erzielten 20 der 24 Bremerhavener Punkte im ersten Viertel. Dass die Münchner dennoch 25:24 vorne lagen, lässt sich hingegen an keinen einzelnen Spielern festmachen, vielmehr boten die Münchner einen Querschnitt durch ihre Möglichkeiten: sichere Dreier von Dusko Savanovic und Taylor, viel Zug zum Korb durch den wiedererstarkten Nihad Djedovic, einen bissigen Anton Gavel, der gleich seinen ersten Dreierversuch versenkte, sowie ein Rebound-Übergewicht dank John Bryant und Deon Thompson. Die Bayern hatten schlichtweg die besseren Möglichkeiten, was sich zusammen mit dem Kleber-Momentum im zweiten Viertel zunehmend bemerkbar machte. Schnell war die Führung zweistellig (34:24, 12. Minute), fortan blieb es zumeist bei einem Abstand in diesem Bereich.

Ein Selbstläufer war aber auch der zweite Vergleich mit den Eisbären nicht: Bremerhaven stemmte sich tapfer dagegen, auch übertrieben es die Bayern hin und wieder mit der Suche nach dem besonders freien Mann, anstatt schnöde zu punkten, zur Pause schien der 57:43-Vorsprung dennoch komfortabel. War er aber nicht, denn die Gäste nutzten jede Nachlässigkeit geschickt aus und belegten eindrucksvoll, dass die Liga insgesamt enorm an Qualität zugelegt hat. Die Eisbären wehrten sich mit einigem Erfolg, verkürzten im dritten Viertel auf 68:76 und holten weiter auf. Bis auf drei Punkte kamen sie heran (75:78, 34.), letztlich setzte sich aber der bessere Kader durch. Trainier Pesic monierte vor allem die Abwehrleistung im dritten Viertel, sprach von "Überheblichkeit" und mahnte, dass derlei in der Bundesliga "sehr gefährlich ist". Beim Pflichtsieg trafen Taylor (19), Djedovic (12), Alex Renfroe (11) und Bryant (11) zweistellig, besonders wird aber die Rückkehr von Maxi Kleber im Gedächtnis haften bleiben.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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