Basketball:Aufstieg nicht ausgeschlossen

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Die Frauen der TS Jahn München starten in ihre Playoff-Finalserie gegen den USC Freiburg. Sie sind nicht chancenlos.

Von Karl-Wilhelm Götte, München

In diese Verlegenheit wollte Armin Sperber eigentlich nicht kommen. Aber nun muss sich der Manager des Basketball-Zweitligisten TS Jahn München ernsthaft Gedanken darüber machen, wie der Verein einen Aufstieg seiner Frauenmannschaft in die Bundesliga stemmen könnte. Mit einem 72:64-Sieg im dritten und letzten Duell in Bad Homburg hat sich das Team von Trainer Rüdiger Wichote überraschend für das Playoff-Finale der 2. Liga Süd qualifiziert. Tip-off für das erste Spiel der Best-of-three-Serie gegen den USC Freiburg ist an diesem Sonntag (15.30 Uhr) in der Halle an der Weltenburger Straße.

Freiburg ist der Bundesligaabsteiger der vergangenen Saison und der Favorit. Doch Freiburg ist keine Übermannschaft, und so könnte der Jahn am Ende womöglich in der ersten Liga landen. "Wir haben die Lizenz bei der DBBL beantragt", sagt Sperber, "aber im Detail haben wir uns noch nicht mit einem Aufstieg beschäftigt." Erst einmal gelte es sich sportlich zu qualifizieren. Das sagen alle Beteiligten bei der TS Jahn, aber natürlich hat sich der Verein mit der Option befasst. Den Minimaletat von 50 000 Euro und auch alle anderen Anforderungen der DBBL wie eine Anzahl von Jugendmannschaften und einen hauptamtlichen Trainer erfüllt der Verein.

München hat eine meisterliche Tradition im Frauen-Basketball: Von 1947 bis 1951 wurde die Turnerschaft (TS) viermal deutscher Meister. Das liegt freilich lange zurück, die finanziellen Dimensionen sind heute andere. "Wir haben den Lizenzantrag gestellt, aber noch nicht zugesagt, dass wir, wenn wir es sportlich schaffen, am Ende auch aufsteigen", sagt Sperber. 50 000 Euro, über die man schon jetzt in der zweiten Liga verfüge, würden für ein Erstligateam kaum ausreichen. Sperber rechnet eher mit 150 000 Euro. Spitzenvereine würden sogar ein Vielfaches dieser Summe ansetzen. Ob sich dieses Geld in München für Frauen-Basketball auftreiben lässt? Der Sportliche Leiter ist skeptisch: "Läuft hier etwas außer Fußball, Fußball, Fußball?" Sperber fällt jedenfalls kein Verein in der Landeshauptstadt ein, der im Volleyball oder Handball bei Männern oder Frauen erstklassig wäre. Ob der bisherige Hauptsponsor, ein Bauunternehmen, sein Engagement ausweiten würde, ist ungewiss.

Natürlich müsste sich Jahn München für die erste Liga verstärken. Auch Anne Delafosse spricht von einer "Achse", die man mit zwei, drei zusätzlichen Spielerinnen schaffen müsste. "Qualität, Tiefe und Erfahrung" seien wichtige Kategorien, sagt die 33-Jährige. Die ehemalige Nationalspielerin, die im Laufe ihrer Karriere 14 Titel sammelte, weiß, wovon sie spricht. Der Verein sollte seinen großen Talenten Emily Bessoir und Leonie Fiebich allerdings keine US-Profis vor die Nase setzen, plädiert Delafosse dafür, "diese beiden tollen jungen Spielerinnen" unbedingt zu halten. Im Übrigen könne sich Jahn München glücklich schätzen, so eine gute Mannschaft zu haben.

Das größte Talent der Mannschaft: Leonie Fiebich, 18 (rechts). (Foto: Claus Schunk)

Rüdiger Wichote, der die Mannschaft seit 2012 trainiert, feilt erst einmal an einer passenden Playoff-Taktik gegen die "Eisvögel" aus Freiburg. In der Hauptrunde hat München zweimal gegen die Badenerinnen verloren. "Da war jedoch Leonie Fiebich nicht dabei", erinnert Wichote. Freiburg lebt vor allem von der 20-jährigen Aufbauspielerin Luana Rodefeld und von den beiden US-Amerikanerinnen Kristen Gaffney, 24, und Kelly-Anne Hughes, 22. Rodefeld ist eine gefürchtete Dreierschützin und Gaffney - obwohl nur 1,85 Meter groß - die wohl beste Center-Spielerin der Liga. Im Durchschnitt kommt sie auf 22 Punkte pro Spiel und räumt jede Menge Rebounds ab. Viermal erzielte Gaffney bereits mehr als 30 Punkte in einer Partie.

Wichote erwartet einen "sehr strukturierten Gegner", sagt aber: "Wir können auf alles variabel reagieren und auch improvisieren." Er selbst kann auf seinen kompletten Achterkader zurückgreifen. Die in Bad Homburg umgeknickte Verena Seligmann hat sich wieder fit gemeldet. "Freiburg ist Favorit, aber wir werden uns nicht verstecken, dafür sind wir zu gut", versichert Teamleaderin Delafosse vor dem ersten Duell. Das zweite und ein eventuell nötiges drittes Spiel, so will es der Modus, finden in Freiburg statt. Am nächsten Wochenende ist jedoch Pause: Die U18 der TS Jahn mit Bessoir, Fiebich und Johanna Häckel spielt dann im "Final Four" in München um die deutsche WNBL-Meisterschaft.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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