Basketball:Auf der Suche nach sich selbst

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Im Pokalspiel gegen Jahn München weckt der BC Hellenen erneut Zweifel an seiner Zweitliga-Ligatauglichkeit

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Andreas Ebertz drehte sich immer wieder verzweifelt um. Jedes Mal, wenn seine Basketballerinnen einen ihrer fatalen Fehlpässe spielten, oder wenn sie sich von den Spielerinnen der TS Jahn München den Ball stibitzen ließen. Solche Steals ließ der BC Hellenen viel zu oft zu in diesem Pokalspiel am Sonntag, dem ersten Duell der beiden Münchner Frauen-Zweitligisten.

Dass es kein spannendes Derby werden würde, war nach wenigen Minuten klar. Jahn machte es beim 88:53-Sieg am Ende sogar gnädig. Immerhin durfte der Zweitliga-Aufsteiger, der weitgehend dem Regionalliga-Meisterteam des FC Bayern entspricht und sich nach dem Vereinswechsel offiziell OSB Engineering Basket München nennt, mehr Punkte erzielen als zum Ligastart gegen Speyer-Schifferstadt. Da waren es nur magere 25 gewesen. Trotzdem bestehen ernsthafte Zweifel, ob die Formation des BC Hellenen zweitligatauglich ist.

Hellenen-Coach Ebertz klammerte sich an den einen oder anderen gelungenen Spielzug. "Wir waren konsequenter als im Spiel gegen Speyer-Schifferstadt", stellte er zur Pause fest und beklagte, dass in Katharina Dathe die etatmäßige Aufbauspielerin fehlte. Staci Gregorio, eine US-Amerikanerin, die ein Jahr in München weilt, konnte sie nicht ersetzen. Gregorio verletzte sich zudem kurz vor der Pause. Sie hatte große Mühe, den Ball mit Tempo unter den gegnerischen Korb zu bringen. Dort fand sie selten eine freie Mitspielerin, weil die aggressive Verteidigung der Gäste kaum Raum ließ. Manche Bälle gingen schon an der Mittellinie verloren. "Dann gab es immer wieder Hektik und die Bälle wurden in Panik rausgeknallt", kritisierte Ebertz die vielen Fehlwürfe.

Sie kommen kaum unter den Korb des Jahn: Hier probiert es Eva Kriebel für den BC Hellenen, Trainer Andreas Ebertz beobachtet es kritisch. (Foto: Claus Schunk)

Beim Rebound, besonders unter dem eigenen Korb, stand Tanja Lehnert meist ganz alleine gegen eine Jahn-Übermacht. Neben Spielmacherin Dathe fehlten den Hellenen auch Centerin Erika Horvathova und Sibylle Wessels. Die 26-jährige Wessels hätte sich sicher gern gegen Jahn München gezeigt, wo sie zwei Jahre lang gespielt hat. Für Jahn-Trainer Rüdiger Wichote fielen diese Absenzen jedoch nicht ins Gewicht. "So werden die Hellenen kein Spiel in der zweiten Liga gewinnen", prophezeite er. Es fehle an Tempo, an individuellen Fähigkeiten. "Das ist Regionalliga-Niveau", urteilte er, nachdem er den Gegner ausführlich in Augenschein genommen hatte. Ebertz weiß um die Mängel seines Teams, er versuchte jedoch positive Tendenzen herauszuarbeiten. "Vom zweiten Viertel bis zum Schluss war ich zufrieden", lautete sein erstaunliches Fazit. Er meinte damit, dass sein Team die zweite Halbzeit (34:37) offen gestaltet hatte - wenngleich ihm nicht entgangen war, dass der Gegner nach klarer Halbzeitführung (51:19) zwei Gänge zurückgeschaltet hatte.

Ebertz musste erkennen, dass sein Team gegen die Top Five des Gegners kaum einen Stich machte. Jahn-Topscorerin Magdalena von Geyr, die auf 30 Punkte kam, "haben wir gar nicht stoppen können - aber das ist auch eine Ausnahmespielerin". Seine Mannschaft müsse sich erst finden, betonte Ebertz. Der 56-Jährige gibt nicht so schnell auf. Auch Jammern wolle er nicht, bekräftigte er, aber: "Wir haben halt lauter Amateure am Start." Er würde sich eine bessere Trainingsbeteiligung wünschen. "Wir haben noch kein einziges Mal komplett trainiert." Die 1,92 Meter große Centerin Erika Horvathova etwa, die gegen den Jahn verhindert war, habe erst ein Mal mit der Mannschaft trainieren können. Doch Horvathova hatte im ersten Zweitligaspiel keinen einzigen Punkt erzielt. Dennoch hält Ebertz im Rebound große Stücke auf die 27-jährige Slowakin. Die nächste Bewährungsprobe für die Hellenen steht am kommenden Wochenende in Mainz an.

© SZ vom 30.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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