Baseball:Auf dem Papier ist nicht auf dem Platz

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Null Punkte, und nur sechs Spieler erreichen die erste Base: Das jüngste europäische Duell endet für die Disciples (re. Daniel Patrice) frustrierend. (Foto: Claus Schunk)

Die Haar Disciples verlieren auch ihre ersten Euro-League-Heimspiele und werden den eigenen Ansprüchen weiter nicht gerecht

Von Fabian Swidrak, Haar

Es bestand reichlich Gesprächsbedarf. Eine halbe Stunde war die Partie bereits vorbei, da saß Mitch Stephan immer noch auf dem Rasen im Sportpark Eglfing und diskutierte mit seinem Catcher William Thorp. Zuvor hatte der Spielertrainer des Baseball-Bundesligisten Haar Disciples bereits lange vor der versammelten Mannschaft gesprochen und dabei deutliche Worte gewählt. Er tat sich schwer, diesem Abend etwas Positives abzugewinnen.

"Die haben uns ordentlich auf den Sack gegeben", fasste Stephan die 0:15-Niederlage zusammen, die sein Team am Dienstag in der Euro League Baseball gegen den tschechischen Klub Draci Brno kassiert hatte und die noch schmerzlicher hätte ausfallen können, wäre die Partie nicht aufgrund des deutlichen Spielstands nach sieben von neun Innings abgebrochen worden. "Wir haben defensiv nicht einmal viele Fehler gemacht, die Tschechen haben einfach richtig auf den Ball gehauen", sagte Stephan. "Aber dass wir null Punkte machen, geht natürlich überhaupt nicht." Gerade einmal sechs Spieler der Disciples erreichten nach einem gültigen Schlag die erste Base. Schon am Montagabend hatte Haar das erste der beiden Duelle gegen die Tschechen 1:8 verloren.

Für die Disciples waren es die beiden ersten Heimspiele in der vor dieser Saison gegründeten Euro League, zum ersten Mal gab es in Haar unter der Woche hochklassiges Baseball zu sehen. Die Resonanz war mit jeweils rund 150 Zuschauern nicht schlecht, aber eben auch nicht so groß wie erhofft. Und so stellt sich nach mittlerweile fünf zum Teil klaren Niederlagen in sechs Spielen die Frage nach dem Sinn, den die gerade einmal vier Teams umfassende, vermeintliche europäische Eliteliga für die Disciples als zweitem deutschen Vertreter neben den Buchbinder Legionären aus Regensburg (im Vorjahr Zweiter) hat.

Aktuell ist das Team aus dem Münchner Osten bereits mit den eigenen Zielsetzungen in der Bundesliga überfordert. Erstmals wollten die Disciples in dieser Saison das Halbfinale der Playoffs erreichen. Nach 16 Spielen muss der Tabellenfünfte der Staffel Süd nun sogar darum bangen, überhaupt an der Endrunde teilnehmen zu dürfen. Haar hat bereits vier Niederlagen mehr als die auf dem dafür benötigten vierten Platz liegenden Stuttgarter kassiert.

Die Ergebnisse aus der Euro League steigerten das Selbstvertrauen seiner Spieler nicht gerade, räumt Stephan ein, er sagt aber auch: "Nach so vielen Dämpfern in den letzten Wochen lässt sich die Stimmung eigentlich nicht mehr weiter dämpfen." Ausgerechnet jetzt kommt am Freitagabend (18 Uhr) der Tabellenführer aus Regensburg zum Bundesligaduell nach Haar, am Samstag (14 Uhr) müssen die Disciples dann auswärts bei den Oberpfälzern ran. Stephan sagt dennoch: "Wir können die Playoffs noch erreichen. Auf dem Papier ist die Mannschaft dafür gut genug."

Damit die Mannschaft auch auf dem Platz wieder gut genug wird, nahm Stephan zuletzt personelle Änderungen im Kader vor und musterte den US-amerikanischen Pitcher DJ Jauss aus. "Einige unserer Spieler haben sich als Fehleinkäufe erwiesen", sagt Stephan, der als Spielertrainer auch Geschäftsführer der im März gegründeten Spielbetriebs GmbH ist. Ersetzt wurde Jauss inzwischen durch den Australier Justin Erasmus, der zuvor beim niederländischen Erstligisten Oosterhout Twins gespielt hatte, das Land wegen eines ablaufenden Visums aber wieder verlassen musste. "Die niederländische ist die stärkste Liga in Europa. Dort hat er stark gespielt und auch heute hatte er drei richtig gute Innings", sagte Stephan nach der Partie gegen Draci Brno. "Ich hoffe, dass er länger bei uns bleibt."

Angetan hatte es ihm auch die Leistung des Eigengewächses Markus Dierolf (Pitcher). "Er wirft mit seinen 20 Jahren besser als so mancher Einkauf", sagte Stephan. In der vergangenen Saison erhielt Dierolf kaum Einsatzzeit, in der Euro League bekommt er öfter die Chance. "Heute hat er sie genutzt. Das freut mich", sagte Stephan am Dienstagabend, der damit doch noch etwas Positives hatte.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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