Badminton:Spielender Nationaltrainer

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Krasimir Yankov motiviert Erstligist Neuhausen

Von Sebastian Hepp, München

Körperlich austrainiert, mit guter Übersicht auf dem Court, sprungstark und schnell: Wenn man dem Bulgaren Krasimir Yankov beim Einsatz für den Badminton-Erstligisten TSV Neuhausen-Nymphenburg zuschaut, fallen einem zunächst diese Attribute ein. Und: Yankov ist ein guter Motivator. Der 30-Jährige mit Wohnsitz in Wien, zugleich österreichischer Nationaltrainer der Frauen und Männer für die Einzeldisziplin, konnte diese Eigenschaft in der Partie gegen den 1. BC Beuel zuletzt vor allem an sich selbst erproben. Im zweiten Herreneinzel gegen den Inder Akhsay Dewalker feuerte sich Yankov nach seinen zahlreichen, fast ansatzlos die Linie entlang geschlagenen Rückhand-Winnern immer wieder selbst an. Ein "Auf geht's!" oder "Yes!" war da jeweils von ihm zu vernehmen, eigene Fehler hingegen quittierte er meist nur mit einem Lächeln.

Hätte man in dieser Phase des dritten Durchgangs an dem Bulgaren etwas kritisieren wollen, wären es allenfalls die Haltungsnoten gewesen. Sein Spiel wirkte angesichts der geschmeidigen, weichen Bewegungen des Inders noch etwas eckiger und kantiger als sonst. Dass es an diesem Tag auch nicht so effizient war wie das seines Gegners, stellte sich erst von Ende des dritten Satzes an heraus, als Yankov einen Satzball bei 10:9-Führung nicht nutzen konnte und den Durchgang noch mit 10:12 abgab. Nach einer 3:1-Führung im vierten Durchgang war bei ihm dann irgendwie die Luft raus, so dass am Ende eine 11:8, 5:11, 10:12, 4:11-Niederlage zu Buche stand. Nun muss man wissen, dass Yankov in der Partie gegen Bonn-Beuel im Einzel nur für den Österreicher David Obernosterer eingesprungen war, der sich bei seinen vielen Turniereinsätzen im Olympiajahr eine Hüftverletzung zugezogen hatte. Anstatt nur Doppel zu spielen wie ursprünglich vorgesehen, bestritt Yankov - nachdem Tobias Wadenka ins Spitzeneinzel aufrücken musste - auch das zweite Einzel. Angesichts der nur knappen Niederlage gegen Dewalker also Grund genug für den Bulgaren, mit sich zufrieden zu sein.

Doch wer dies glaubt, der kennt den hohen Anspruch von Yankov an sich selbst noch nicht. "Es fehlt mir im Moment das Gefühl für das Spiel. Wenn man den Ball nicht gut kontrollieren kann, dann versucht man andere Sachen und riskiert mitunter zu viel", sagte er selbstkritisch. "Hätte ich mein Einzel gewonnen, dann hätte es heute zum Gesamtsieg für uns gereicht", haderte der Bulgare noch ein wenig mit der 3:4-Niederlage gegen Beuel. Weil er wegen seiner Doppelbelastung als Trainer und Spieler kaum zum Trainieren komme, könne er sich nur "von Begegnung zu Begegnung" die nötige Matchpraxis holen, um solche Partien wie gegen Dewalker künftig zu gewinnen, fügt er hinzu. Dass er sich dies zutraut, daran lässt Yankov keinen Zweifel.

Von 2006 bis 2010 spielte er beim TV Refrath, zunächst in der dritten, dann auch in der zweiten und schließlich in der ersten Liga. "Damals habe ich alle meine Matches gewonnen", erzählt er nicht ohne Stolz, und fügt hinzu: "Die deutsche Bundesliga ist eine der stärksten in Europa." So viel er von sich selbst verlangt, so hohe Ziele setzt sich der Neuhauser Zugang auch mit seinem neuen Team. "Unser Ziel muss es sein, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben und einen ungefährdeten Mittelplatz zu belegen." Dass er in David Obernosterer und Elisabeth Baldauf gleich zwei seiner österreichischen Schüler in seinem Team hat, sei ein glücklicher Umstand. "Dann kann ich meinen Spielern auch in der Ligarunde mit Rat und Tat zur Seite stehen", freut er sich.

Ein Auge hat Yankov auch auf den erst 20-jährigen Polen Przemyslaw Szydlowski geworfen, mit dem er (allerdings erfolglos) im Doppel antrat. Szydlowski spielt ebenfalls seine erste Saison für Neuhausen. "Er hat viel Potenzial", sagt der Talentspäher Yankov. Zunächst aber hat Yankov das Heimspiel an diesem Dienstagabend (19 Uhr) gegen den TSV 1906 Freystadt, einen Konkurrenten um die so wichtigen Nichtabstiegsplätze, im Blick. "Da müssen wir unbedingt zwei Punkte holen", fordert Yankov.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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