Badminton:Pädagogik mit dem Schläger

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Gelehrige Schüler: Vergangene Saison feierte Spielertrainer Markus Ewald, der beruflich an einer Realschule unterrichtet, mit dem OSC München den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, den Aufstieg in die Regionalliga. (Foto: Robert Haas)

Groß, drahtig und zupackend: Wie der Realschullehrer und Spielertrainer Markus Ewald den OSC München zu einer der größten Badminton-Sparten in Oberbayern entwickelte.

Von Sebastian Hepp, München

"Sie sind nicht der einzige, der sich schwertut, die Halle zu finden", sagt Markus Ewald mit aufrichtigem Bedauern. Irgendwo zwischen den zum Teil eingerüsteten Fassaden eines verschachtelten Gebäudekomplexes befindet sich die Grundschule an der Gerastraße. Bis man dort dann endlich die richtige und auch offene Eingangstür zur Sporthalle des OSC München-Moosach und in dieser dann auch den Trakt fürs Badmintontraining der Kinder und Jugendlichen gefunden hat, hat man einige fast schon kafkaesk anmutenden Fehlversuche hinter sich.

Realschullehrer Markus Ewald hat einen Teil des nachmittäglichen Jugendtrainings übernommen, es beginnt mit Seilspringen als Aufwärmtraining. An diesem Tag haben sich vor allem Anfänger oder leicht Fortgeschrittene unter den 12- bis 14-Jährigen eingefunden. Die leistungsstarken Spielerinnen und Spieler trainieren zusätzlich auch noch am Bezirksstützpunkt (Altersklasse U11) oder am Stützpunkt des Bayerischen Badminton-Verbandes (BBV). Vergangene Saison feierte Ewalds Team den bisher größten Erfolg der 120 Mitglieder umfassenden Badmintonabteilung: den Aufstieg in die Regionalliga. Dem Ersten der Bayernliga Süd war die Relegation zwar erspart geblieben, weil einige Bundesligamannschaften sich aus finanziellen Gründen aus der Liga zurückzogen und die nachrückenden Mannschaften aus der Regionalliga in dieser nun ihrerseits Plätze freimachten. Doch den Aufstieg hat sich das Team, so Ewald, allein schon dank seiner überzeugenden Saisonleistungen verdient, als man beispielsweise den größten Konkurrenten Landshut in dessen Halle 5:3 bezwingen konnte und mit dem 4:4 im Rückspiel den einzigen Punkt in der Ligarunde abgab. Am Ende stand für den OSC ein Punktverhältnis von 31:1 zu Buche. Doch nicht nur wegen dieses Erfolges ist Ewald für den Badmintonnachwuchs des OSC München ein Vorbild.

Es gehe nicht um Leistungssport, sondern um Verantwortung, sagt Gründer Franz Schimmer

Ewald ist groß, drahtig und zupackend, seine 41 Jahre sieht man ihm nicht an. Der bundesligaerfahrene Spieler hat "mit dem Badminton erst spät angefangen", wie er sagt. Dank seines chinesischen Trainers, eines "Schleifers", und seiner Athletik als vielseitiger Leistungssportler habe er schon bald ein ziemlich hohes Niveau erreicht. Und doch sagt Ewald: "Die Geschwindigkeit beim Badminton war früher deutlich langsamer, heute wird viel effizienter trainiert, es ist alles viel professioneller und dynamischer." Sein eigenes Niveau jedenfalls hat er offenbar halten können, denn Ewald ist der mit Abstand älteste Spieler seiner Mannschaft.

Die Mischung aus Routiniers und Youngsters - Michael Clemens, 23, ist der Jüngste im Kader - hält der Pädagoge für einen Vorteil im Ligabetrieb. Dass der OSC neben einem Regionalligateam auch über eine starke zweite Garnitur verfügt, die Zweiter der Bezirksoberliga wurde, und mit der dritten Mannschaft den Meister der Bezirksliga Nord stellt, verdankt der Verein im Wesentlichen einem Mann: Franz Schimmer. Der Abteilungsleiter hat früh begonnen, Badminton in den Schulsport zu integrieren. "Wir haben immer an Schulwettkämpfen teilgenommen und waren auf Münchner Ebene sehr erfolgreich", erzählt der pensionierte Gymnasiallehrer. Auf Bezirksebene habe es indes meist nur zu dritten Plätzen gereicht. "Wenn wir weiter erfolgreich sein wollen, müssen wir etwas unternehmen", habe er damals gefordert. So sei schließlich die Idee entstanden, im OSC München-Moosach eine eigene Badmintonabteilung zu gründen.

Seit 2001 verfügt der 1972 anlässlich der Olympischen Spiele in München gegründete OSC nun auch über die Sparte Badminton. Es ist in erster Linie Schimmers Engagement zu verdanken, dass die Abteilung mittlerweile zu den größten in Oberbayern gehört. Wenn man sieht, wie er Anfängerinnen und Anfängern die Bälle übers Netz zuwirft, sie in der richtigen Schlägerführung unterweist, sieht man, wie sehr sein Herz am Sport hing und hängt. Es gehe ihm nicht darum, Leistungssportler heranzuzüchten, sagt Schimmer. Er verstehe sein Engagement auch "als eine gesellschaftliche Verantwortung", nicht zuletzt beim Thema Integration. So zählen beispielsweise auch muslimische Schüler zum Nachwuchs des Vereins.

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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