Badminton:Moralisch wertvoll

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Nach dem Sieg im Doppel ausgepowert: Tobias Wadenka. (Foto: Anke Lütticke)

Bundesligist Neuhausen verliert zwar erneut, holt aber beim 3:4 gegen Dortelweil immerhin den ersten Punkt in dieser Saison.

Von Sebastian Hepp, München

Ob man eine Niederlage als solche wahrnimmt oder ihr derart viel Positives abgewinnt, dass man sie fast schon in einen Sieg umdeutet, liegt im Auge des Betrachters - ein anfälliges Organ. Bei der 3:4-Heimniederlage von Badminton-Erstligist TSV Neuhausen-Nymphenburg gegen den SV Fun-Ball Dortelweil muss man den Gastgebern keinen Knick in der Optik unterstellen, weil sie einen Punktgewinn feierten anstatt einen Punktverlust zu betrauern. Das Reglement erkennt bei einem 4:3 im Endergebnis dem Sieger nach wie vor zwei Punkte zu, dem Verlierer aber neuerdings immerhin einen.

Und so sprach Neuhausens Teammanager Philipp Blonck denn auch von einem "psychologisch wichtigen Punktgewinn", obwohl sein TSV Schlusslicht bleibt. Denn der TSV ist dem Vorletzten Freystadt "wieder bis auf einen Punkt herangekommen", so Blonck, was die Moral wieder "merklich gestärkt" habe. "Es wäre schön gewesen, wenn es zum Gesamtsieg gereicht hätte", zeigte sich Neuhausens Spitzenspieler Tobias Wadenka gleichwohl ein wenig enttäuscht. Seine Viersatzniederlage gegen David Peng, seinen ehemaligen Trainingspartner am Olympiastützpunkt in Saarbrücken, wäre unter anderen Umständen vielleicht abwendbar gewesen. Doch Peng sei "viel frischer und fitter" in das Einzel gegangen als er selbst. Kein Wunder: Wadenka hatte zuvor an der Seite von Manuel Heumann ein ebenso kampfbetontes wie aufreibendes Fünfsatzmatch gegen die Dortelweiler Paarung Peter Lang/Thomas Legleitner hingelegt - mit dem besseren Ende für das Heimteam (12:10). Der quirlige Linkshänder Peng hingegen konnte sich fürs Einzel schonen, fürs Doppel hatte Dortelweil vier Spezialisten am Start. "Zum Schluss hat mir die Power gefehlt", bedauerte Wadenka. Und doch kann man nicht von ungleichen Voraussetzungen sprechen.

Neuhausen hat in Fabian Holzer seit dieser Saison immerhin einen ehemaligen deutschen Nationalspieler im Doppel und Mixed in seinen Reihen. Dass Holzer das Einserdoppel mit Przemyslaw Szydlowski gegen das Dortelweiler Duo Andreas Heinz/Daniel Benz in drei knappen Sätzen verlor, ist primär der noch fehlenden Erfahrung des erst 20-jährigen Polen geschuldet. Auch kann der TSV das immer noch verletzungsbedingte Fehlen der Österreicherin Elisabeth Baldauf bislang durch Natalya Voytsekh und Kaja Stankovic gut kompensieren. Wäre sogar ein Sieg gegen den Aufsteiger aus der zweiten Liga Süd, gegen den man in der Relegation noch klar verloren hatte, die Revanche vor heimischem Publikum also und damit der erste Saisonsieg drin gewesen? Kaum, meint Philipp Blonck, denn Dortelweil hat sich inzwischen mit Yogendran Krishnan aus Malaysia und der deutschen Nationalspielerin Franziska Volkmann signifikant verstärkt. Diese beiden waren es dann auch, die in der letzten Partie des Tages gegen Holzer/Stankovic in vier Sätzen den Gesamtsieg sicherstellten.

Blonck war dennoch zufrieden. Zum ersten Mal seit langem konnte sein Team alle drei Fünfsatzmatches gewinnen. Zwei Punkte trug allein die Ukrainerin Voytsekh bei, die an der Seite von Stankovic nicht nur im Doppel, sondern auch im Einzel gegen Theresa Wurm die Nerven behielt. Voytsekh formulierte hinterher ihr schlichtes Erfolgsrezept: "Wenn man fokussiert bleibt, dann kann man auch seine beste Leistung abrufen."

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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