Badminton:Keine für den Schmollwinkel

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"Aus solchen Matches kann ich nur lernen": Lehrstunden wie gegen Lüdinghausens Nationalspielerin Karin Schnaase schüttelt Kaja Stankovic schnell ab. (Foto: Robert Haas)

Die Slowenin Kaja Stankovic arbeitet beim Badminton-Erstligisten Neuhausen-Nymphenburg fleißig und gut gelaunt an ihrem großen Ziel - den Olympischen Spielen 2020 in Tokio

Von Sebastian Hepp, München

Diese Szene in der schon etwas länger zurückliegenden Partie gegen Lüdinghausen hatte Seltenheitswert: Da setzten Kaja Stankovic und ihre Doppelpartnerin Natalya Voytsekh bei einem gegnerischen Schlag in die Mitte des Spielfelds gleichzeitig zu einem Return an, ihre Rackets krachten gegeneinander und der von Stankovic zerbarst.

Eine andere Spielerin hätte in dieser wichtigen Erstligabegegnung vermutlich ihrem Ärger Luft gemacht oder zumindest ein frustriertes Gesicht gezogen. Stankovic aber lachte, und das ist bezeichnend für die 21-jährige Slowenin in Diensten des TSV Neuhausen-Nymphenburg. Sie hat, bei allem Ehrgeiz, sichtlich Spaß am Badminton. Und kassiert sie, wie in jenem Doppel, eine Niederlage, dann zieht sie sich nicht lange in den Schmollwinkel zurück, sondern schüttelt das Negativerlebnis relativ schnell wieder ab. Anders als ihre ukrainische Stammpartnerin Voytsekh, der Niederlagen meist länger zu schaffen machen und die sich selbst ihre Siege manchmal kleinreden kann, blickt Stankovic meist schnell wieder nach vorne. Und nach vorne, das ist für sie nicht nur das nächste Match, das ist für die 1,68 Meter große Rechtshänderin auch ihr Ziel, einmal in ihrem Leben an den Olympischen Spielen teilzunehmen.

Von klein auf habe sie davon geträumt, erzählt sie, und räumt gleich ein, dass die in wenigen Monaten beginnenden Sommerspiele in Rio de Janeiro für sie wohl noch zu früh kommen. Zum einen fehle es ihr in ihrer Heimatstadt Ljubljana, wo sie lebt, studiert und auch Mitglied des dortigen Badmintonklubs ist, derzeit an einem Coach und Trainer. Zum anderen will Stankovic heuer zunächst einmal ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin abschließen und den Bachelor machen. Danach erst will sie entscheiden, ob sie die Profilaufbahn einschlagen oder sich über kurz oder lang auf ihren erlernten Beruf konzentrieren wird. Letzterer wird, wenn Olympia 2020 in Tokio für sie Realität werden soll, freilich noch zurückstehen müssen.

Obwohl Kaja Stankovic 2014 und 2015 slowenische Meisterin im Einzel wurde und im vergangenen Jahr auch im Doppel siegreich war, weiß sie, dass der Weg bis zu ihrem Traumziel noch weit und steinig ist. Auf den Boden der Tatsachen brachte sie zuletzt jedenfalls die deutsche Meisterin Karin Schnaase zurück, gegen die sie beim erwähnten Heimspiel gegen Lüdinghausen im Einzel antreten musste. Schnaase misst sich seit geraumer Zeit bei Qualifikationsturnieren für Rio mit den Besten der Welt - was in der Partie gegen Stankovic deutlich zu sehen war. Die Lüdinghauserin war antrittsschneller und ballsicherer als ihre Gegnerin und düpierte diese immer wieder auch mit herausragenden Drops, also angeschnittenen Bällen, die kurz hinter dem Netz landen. "Aus solchen Matches kann ich nur lernen", sagte Stankovic nach der 9:21, 17:21-Klatsche. Schnaase trainiere freilich nicht nur einmal täglich, wie sie selbst, sondern zweimal, und gegen eine aggressiv zu Werke gehende Spielerin wie sie fehlten ihr oft noch die Mittel, fügte die Slowenin hinzu.

Für sie und auch für Neuhausens Teammanager Philipp Blonck ist momentan jedoch viel wichtiger, dass sich Stankovic inzwischen zu einer festen Größe im Neuhauser Team entwickelt hat. Sie kommt teils im Einzel und Doppel, teils (je nach Gegner) in nur einer der beiden Disziplinen zum Einsatz. "Ich spiele jetzt meine vierte Saison für Neuhausen und bin glücklich, dass wir nach so manchem Tief im vergangenen Jahr heuer den Klassenerhalt so früh geschafft haben", resümiert sie. Neben ihrem Freundeskreis in Ljubljana fühle sie sich auch im Kreis ihrer Neuhauser Teamkollegen sehr wohl, betont sie. Die höchste slowenische Liga sei für sie jedenfalls keine Alternative, da deren Niveau "allenfalls mit der hiesigen Regionalliga vergleichbar" sei. Eher schon habe sie darüber nachgedacht, "auch mal in der österreichischen Liga zu spielen". Das aber ist, wie die Olympischen Spiele, "Zukunftsmusik".

Vorerst stehen für Kaja Stankovic die letzten Begegnungen in der ersten Liga auf dem Programm, und da geht es am kommenden Samstag und Sonntag auswärts gegen die Teams aus Refrath und Beuel. Teammanager Blonck hat angekündigt, dass die 21-Jährige da "mit Sicherheit zum Einsatz kommen wird".

© SZ vom 26.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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