Badminton:In der Komfortzone

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Perspektivspieler: Lucas Böhnisch, 19, trug zum Abschluss der erfolgreichen Hinrunde vier Punkte bei. (Foto: Claus Schunk)

Badminton-Zweitligist Neubiberg nach Vorrunde auf Platz vier

Von Sebastian Hepp, Neubiberg

Für Neubibergs Youngster Lucas Böhnisch muss die Partie gegen den Dillinger Michael Teuber in etwa so gewesen sein wie das Öffnen eines Überraschungseis: Man weiß nie, was dabei herauskommt. Mal sprang Teuber mit dem Rücken zum Netz in die Luft, um dann plötzlich eine halbe Pirouette zu drehen und einen Smash ins Feld seines Gegners zu donnern. Mal verbog sich der 22-Jährige wie ein Gummimensch, um einen unerreichbar scheinenden Ball doch noch irgendwie zu retournieren. Allein, diese zwischenzeitlichen Kapriolen, die das Talent Teuber mit zum Teil aufreizender Beiläufigkeit einstreute, fochten Böhnisch nicht an. Solider und konstanter war der erst 19-jährige Neubiberger: Mit 2:0 (21:14, 21:17) Sätzen entschied das Eigengewächs des TSV das dritte Herren-Einzel für sich. An der Seite von Routinier Felix Hoffmann hatte Böhnisch zuvor auch das zweite Herren-Doppel gewonnen. Am Ende stand für Neubiberg ein 7:1-Heimerfolg, den das Team tags darauf mit einem 6:2-Sieg gegen die etwas stärker als Dillingen eingeschätzte Equipe der SG Schorndorf krönte.

Neben je zwei Zählern von Hoffmann und Böhnisch steuerte auch Hoffmanns Schwester Kathrin zwei Punkte dazu bei. "Die beiden Siege zum Ende der Hinrunde waren für uns sehr wichtig, da wir damit unsere direkten Konkurrenten um einen Nichtabstiegsplatz auf Abstand halten konnten", sagte Neubibergs Abteilungsleiter Philipp Rocholl. Sein Team steht mit 8:6 Punkten auf Platz vier der zweiten Liga, Gruppe Süd, und ließ nicht nur Schorndorf (4:10), Dillingen (2:12) und Schlusslicht Maintal (0:14) klar hinter sich, sondern verwies dank eines unerwartet deutlichen 6:2-Erfolgs gegen den SV Fischbach (6:8 Punkte) ein Team auf Augenhöhe immerhin auf den fünften Platz.

Das sah letzte Saison noch ganz anders. Von Beginn an musste der TSV um den Klassenerhalt bangen. Andererseits ist die Luft nach oben in dieser Saison sehr dünn: In der zweiten Garnitur des deutschen Meisters 1. BC Bischmisheim (14:0 Punkte), dem TSV 1906 Freystadt (12:2) und dem SV Fun Ball Dortelweil, vergangene Saison noch Erstligist (10:4), führen drei Mannschaften das Tableau an, die für Rocholl "außer Reichweite" sind. Neubiberg bezog gegen das Spitzentrio klare Niederlagen, was freilich nichts daran ändert, dass der TSV mit einem soliden Platz im Mittelfeld momentan seine Erwartungen erfüllt hat. Auf der anderen Seite steht in der am 20. Dezember beginnenden Rückrunde nur ein einziges Heimspielwochenende für Neubiberg auf dem Programm (30./31. Januar 2016 gegen Dortelweil und Maintal), weshalb die Neubiberger angesichts ihrer vergleichsweise schwachen Auswärtsbilanz das Punktepolster aus der Hinrunde gut gebrauchen können.

Mit dem Aufstieg liebäugelt man beim TSV ohnehin nicht, vielmehr will man mit der bewährten Mischung aus Routiniers und eigenen Nachwuchskräften einen "guten Mittelfeldplatz in der zweiten Liga behaupten", wie Neubibergs Teammanager Hubert Hauber betont. Da erfahrene Kräfte wie Spitzenspieler Gregory Schneider, 29, Kapitän Benjamin Placzek, 30, Felix Hoffmann, 34, und Kathrin Hoffmann, 33, berufsbedingt immer weniger trainieren könnten, gelte es nun, vermehrt Regionalligaspieler wie Benjamin Dierks, 17, oder Patrick Scheiel, 16, an den ersten Kader heranzuführen, so Hauber. Neubibergs "Trumpfkarte", der inzwischen 36-jährige ehemalige indische Nationalspieler Arvind Bhat, wird dem Zweitligakader auch in der Rückrunde jedenfalls kaum zur Verfügung stehen: Er wurde als Coach für Indiens Frauenteam verpflichtet und wird es auf internationalen Turnieren zur Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro begleiten.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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