Badminton:Hoher Preis

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Kämpft wie ein Löwe, auch mit eigenen Konzentrationsschwächen: Krasimir Yankov fehlt im zweiten Einzel oft das letzte Quäntchen Nervenstärke. (Foto: Anke Lütticke)

Erstligist TSV Neuhausen-Nymphenburg verliert zweimal und bleibt abgeschlagen Letzter. Ein Profiteam will und kann sich der Verein nicht leisten.

Von Sebastian Hepp, München

Manuel Heumann war sichtlich angefressen. Er wusste auf die Frage, warum sein Team am Wochenende wieder einmal keinen Punkt einfahren konnte, keine Antwort mehr. Im Grunde hätte man die Partie am Samstag gegen Trittau als Kopiervorlage für die Begegnung am Sonntag gegen Wipperfeld nehmen können. In beiden Heimspielen ging der Badminton-Erstligist aus München mit 2:5 unter, beide Male waren es das zweite Neuhauser Doppel mit Heumann und Tobias Wadenka, sowie die Ukrainerin Natalya Voytsekh im Dameneinzel, die punkten konnten.

Nach dem einmal mehr furios erkämpften Fünfsatzerfolg gegen Wipperfeld lagen sich Heumann und Wadenka in den Armen, ein seltener Glücksmoment. Kurz war sogar vergessen, dass zuvor Fabian Holzer und der Pole Przemyslaw Szydlowski im ersten Doppel eine Dreisatzklatsche kassiert hatten. Und dass sich die Hoffnung auf einen Erfolg des Damendoppels mit Voytsekh und Kaja Stankovic in vier Sätzen zerschlagen hatte. Und so war es wohl als Kampfansage zu verstehen, als Heumann nach seinem Sieg im Doppel, mit dem der TSV gegen den Aufsteiger aus der zweiten Liga Nord auf 1:2 verkürzte, einen Federball beherzt gen Boden drosch. Allein es nützte nichts. Vielmehr kam es so, wie es bereits viele Male im Lauf dieser Saison gekommen war: Außer der ukrainischen Nationalspielerin Voytsekh konnte niemand im TSV-Kader mehr einen Punkt beisteuern.

Wadenka trifft im Spitzeneinzel meist auf hochkarätige Ausländer oder deutsche Nationalspieler, denen er mal mehr (wie dem Dänen Joachim Persson vom TSV Trittau), mal weniger (wie zuletzt dem Finnen Likka Heino) Paroli bieten kann, am Ende geht meist sein Kontrahent als Sieger vom Platz. Der Bulgare Krasimir Yankov kämpft im zweiten Einzel zwar wie ein Löwe, am Ende des entscheidenden fünften Durchgangs fehlt ihm jedoch nicht selten das letzte Quäntchen Nervenstärke oder Konzentration. Im Mixed trifft die Formation des TSV immer wieder auf Weltklasse-Duos, wie den neuen deutschen Senkrechtstarter Mark Lamsfuß und die finnische Nationalspielerin Jenny Nyström vom BC Wipperfeld. So entfaltete Lamsfuss gegen Holzer und Stankovic eine solche Dominanz auf dem Court, dass selbst der ehemalige deutsche Nationalspieler Holzer ihm wenig entgegenzusetzen hatte. Holzer, 25, der vom deutschen Meister TV Refrath zu seinem Heimatverein zurückgekommen war, wartet mit dem vier Jahre jüngeren und unerfahrenen Szydlowski im ersten Doppel weiter auf den Durchbruch. Nur gegen Freystadt gelang bisher ein Sieg.

In der Summe ist das eine traurige Bilanz: Neuhausen hat kurz vor Abschluss der Hinrunde nach acht Begegnungen nur einen einzigen Punkt auf dem Konto, und der rührt von einer 3:4-Heimniederlage gegen Dortelweil her. Der Vorletzte Freystadt ist mit vier Punkten inzwischen enteilt. Selbst Teammanager Philipp Blonck, der auch herbe Niederlage wegzulächeln weiß, macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "Mal ist es der eine, mal der andere Spieler aus dem Team, der für eine positive Überraschung sorgt. Aber wir bräuchten mal zwei oder drei, die an einem Spieltag über sich hinauswachsen." Der TSV-Kader kann in seiner jetzigen Besetzung nicht in der Beletage bestehen, die Mannschaftsdecke ist zu dünn, zumal derzeit immer noch die Österreicherin Baldauf verletzt fehlt. Ein Profiteam, wie in der ersten Liga vielfach üblich, will und kann der TSV sich nicht leisten, sagt Blonck.

Stattdessen wird das Konzept bevorzugt, bayerische Nachwuchsspieler in den Kader zu integrieren - selbst um den Preis, dass man absteigt.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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