Badminton:Erstligisten dringend gesucht

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Das Projekt geht weiter: Neuhausen probiert es erneut in der ersten Liga, auch mit Natalya Voytsekh. (Foto: Johannes Simon)

Weil die Eliteklasse ausdünnt, muss Neuhausen doch nicht absteigen

Von Sebastian Hepp, München

Der einen Pech, des anderen Glück - so lässt sich das Ergebnis der Planspiele am grünen Tisch zusammenfassen, die der ersten Badminton-Garnitur des TSV Neuhausen Nymphenburg wider Erwarten den Verbleib in der ersten Bundesliga ermöglichen. Sportlich stand das Team vom Park Club an der Stievestraße als Absteiger eigentlich fest. Mit der mageren Bilanz von 2:34 Punkten belegte es bei seiner Premiere im Oberhaus den letzten Platz, knapp hinter dem TSV Dortelweil (3:33 Punkte). Doch kurz vor Ostern wartete Neuhausens Teammanager Philipp Blonck mit der frohen Botschaft auf, dass der TSV doch "erstklassig bleiben wird".

Der vermeintliche Absteiger profitiert davon, dass der FC Langenfeld als Gruppenerster der zweiten Liga Nord, auf sein Aufstiegsrecht verzichtet hat, und die zweite Garnitur des 1. BC Bischmisheim, die kürzlich aus der Gruppe Süd als Sieger hervorging, nicht in die Beletage aufsteigen darf - weil dort bereits ihre erste Mannschaft spielt. Wie Blonck weiter ausführt, scheiden die Zweitplatzierten der zweiten Ligen, Wittorf und Fischbach, laut Reglement als Nachrücker in die erste Liga aus.

Doch auch ohne diese Umstände wäre Neuhausen der Abstieg wohl erspart geblieben, wie Blonck kürzlich erfahren hat. Denn ihm zufolge hat der zweite offizielle Absteiger Dortelweil kundgetan, selbst im Fall des Klassenerhalts nicht mehr in der ersten Liga spielen zu wollen, nachdem zwei Leistungsträger inzwischen bei Top-Vereinen der ersten Liga angeheuert haben. "Fabian Holzer wechselt zum TV Refrath und Einzelspezialist Kai Schäfer spielt meines Wissens künftig für Düren", berichtet Blonck. Damit nicht genug: Der PTSV Rosenheim, der die Saison als Drittletzter (13:23 Punkte) abschloss und damit die Klasse hielt, hat sein Team ebenfalls aus der ersten Liga abgezogen, aus personellen Gründen. In Matthias Almer, David Obernosterer und Elisabeth Baldauf beschäftigt Rosenheim nämlich drei Österreicher, die demnächst schwerpunktmäßig an Qualifikationsturnieren für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro teilnehmen werden und ihrem Team deshalb nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Das Olympia-Syndrom wird nach seinen Worten in der kommenden Saison nicht nur Rosenheims Österreicher treffen. Auch etliche deutsche Nationalspieler werden auf Qualifikationsturnieren unterwegs sein und für ihre Klubs nur gelegentlich antreten. Letztere dürften also personell geschwächt sein. Ob in der im September beginnenden Ligarunde wie bisher zehn oder nach aktuellem Stand nur acht Mannschaften (Neuhausen mitgerechnet) an den Start gehen, ist derzeit noch offen. Der Deutsche Badminton-Verband (DBV) wird laut Blonck im Lauf der nächsten Wochen eine Entscheidung darüber treffen, ob die erste Liga wieder auf zehn Teilnehmer aufgestockt wird.

Den TSV Neuhausen ficht dies nicht an, er hat dem DBV seine Teilnahme an der Erstligarunde 2015/16 bereits bestätigt. "Wir haben sowohl für die erste wie für die zweite Liga geplant und werden mit der gleichen Besetzung antreten wie in der vergangenen Saison", sagt Blonck - und ergänzt, dass sowohl Hauptverein als auch Sponsoren das Projekt erste Liga weiterhin unterstützen. Neben den deutschen Teammitgliedern blieben dem TSV auch die Ukrainerin Natalya Voytsekh und die Slowenin Kaja Stankovic erhalten, und für Amelie Oliwa, mit der wegen ihres anstehenden Staatsexamens kommende Saison kaum zu rechnen sei, rückt Christina Kunzmann nach mehrmonatigem Chinaaufenthalt wieder in den Kader. Ob für die eine oder andere Position noch Verstärkungen geplant seien, lässt der Teammanager offen. Für unabdingbar, um im Konzert der Großen besser mitmischen zu können, hält er dies jedenfalls nicht. "Wir haben in der ersten Liga heuer viel Erfahrung gewonnen und uns auf diesem Niveau stabilisiert", gibt sich Blonck selbstbewusst. Er verweist auf Steigerungen gegen Ende der Runde, als etwa in den Begegnungen gegen Lüdinghausen und Düren jeweils eines der beiden Herreneinzel gewonnen wurde. Nicht ohne Stolz fügt er hinzu: "Wir sind jetzt der einzige bayerische Verein, der noch in der ersten Bundesliga vertreten ist."

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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