Badminton-Bundesliga:Gekommen, um zu lernen

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Aufsteiger Neuhausen zahlt bei Heimpremiere Lehrgeld

Von Sebastian Hepp, München

"Das war's", sagte ein ernüchterter Zuschauer zu seinem Begleiter, als Kaja Stankovic gerade ihr Badminton-Einzel in zwei Sätzen gegen Elisabeth Baldauf verloren hatte (16:21, 18:21). Erstliga-Aufsteiger TSV Neuhausen lag somit bei seiner Heimpremiere im Park Club Nymphenburg am Dienstagabend 0:3 gegen Rosenheim zurück. Und Tobias Wadenka war da im Spitzeneinzel gegen David Obernosterer bereits klar auf der Verliererstraße.

Als der Österreicher Obernosterer gegen den über weite Strecken gut mithaltenden Wadenka schließlich den Matchball zum 21:19 und 21:11 verwandelt hatte, war tatsächlich alles gelaufen - die Rosenheimer führten nun uneinholbar mit 4:0. Den Vorsprung bauten sie im zweiten Herreneinzel dann noch auf 5:0 aus, die Partie endete schließlich 5:1 für Rosenheim. Und die Art und Weise, wie Matthias Almer gegen den gut aufgelegten Neuhauser Patrik Beier am Ende mit 21:12, 21:11 gewann, stand beispielhaft für die meisten Matches der Gastgeber an diesem Abend: Oft waren es nur Nuancen, die bei den Ballwechseln den Ausschlag für ihren Punktverlust gaben, aber in der Summe wuchsen sie sich dann oft zu klaren Zweisatzniederlagen aus.

Beier hatte dabei die undankbare Aufgabe, einem routinierten Hünen von gut 1,90 Metern zu begegnen, der ebenso clever wie druckvoll agierte. Und: Wo immer der 23-jährige Neuhauser den Ball hinspielte, Almer war schon dort. "Er war einfach eine Nummer zu groß für mich", sagte Beier, und fügte hinzu: "Im doppelten Wortsinn." Sein Gegner habe ihn gezwungen, die Bälle sehr gut zu platzieren und ihn immer wieder zu Fehlern verleitet, analysierte Beier.

Die größere Konstanz der Akteure ist - neben schnelleren Ballwechseln - wohl der entscheidende Unterschied zwischen erster und zweiter Liga, wie auch Beiers Mannschaftskollege Lucas Bednorsch befand. An der Seite von Manuel Heumann unterlag er dem lange Zeit zweitbesten deutschen Doppel Oliver Roth/Peter Käsbauer in einem packenden Match mit 15:21 und 16:21. "Wir sind gut ins Spiel reingekommen und haben im zweiten Satz 10:7 geführt, aber dann haben wir zu viel nachgedacht und verkrampften ein wenig", sagte Bednorsch. Seinem Spaß an der Begegnung tat dies aber keinen Abbruch: "Die Rosenheimer trainieren acht bis neun Mal pro Woche, wir dagegen sind fast alle Hobbyspieler. Wir sind hier, um zu lernen."

Neuhauser Glücksgriff: Die ukrainische Profispielerin Natalya Voytsekh gilt schon jetzt als große Stütze. (Foto: Schunk)

Ausgerechnet im gemischten Doppel, bei dem man sich die geringsten Siegchancen ausgerechnet hatte, kam Neuhausen dann doch noch zum Ehrenpunkt. Der ukrainische Zugang Natalya Voytsekh und Tobias Wadenka bezwangen die auf Weltranglistenposition 25 stehende Paarung Isabel Herttrich/Peter Käsbauer mit 21:13 und 22:20. Überhaupt scheint sich die 22-jährige Profispielerin als Glücksgriff für Neuhausen zu erweisen. Beim Saisonauftakt in Dortelweil hatte sie am Sonntag mit ihrem Erfolg gegen die starke deutsche Ranglistenspielerin Anika Dörr nach 0:2-Rückstand ihres Teams "die moralische Wende zum 3:3-Unentschieden eingeleitet", wie Neuhausens Teammanager Philipp Blonck konstatierte.

Mit dem ersten Punkt und der Zuschauerresonanz zwei Tage später in eigener Halle war Blonck "sehr zufrieden". Rund 350 Badmintonfans zählte der TSV gegen Rosenheim, mit badmintontv.de ließ sich zudem das Internetfernsehen blicken. Die roten Teppiche, mit denen die Spielfelder umrandet waren - eine Verbandsauflage -, sahen schick aus, die Zuschauer wurden von einem Catering-Service an kleinen Stehtischen verwöhnt. Teammanager Blonck war so verzückt, dass er selbst der 1:5-Niederlage noch Gutes abgewinnen konnte. "Wir sind in keiner Partie untergegangen." Immerhin.

© SZ vom 18.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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