Badminton:Beziehungssache

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„Der eine hat die Hosen an und der andere arbeitet ihm zu“: Der ehemalige Nationalspieler Fabian Holzer (re.) erklärt so, wie sein Doppel mit dem polnischen Nationalspieler Przemyslaw Szydlowski funktioniert. (Foto: Stephan Rumpf)

Gegen Freystadt überzeugt Neuhausen beim 2:5 nur in den Doppeln und stürzt ans Tabellenende der ersten Bundesliga.

Von Sebastian Hepp, München

Im Badminton, das war eine Erkenntnis des Duells in der ersten Bundesliga zwischen dem TSV Neuhausen-Nymphenburg und dem TSV Freystadt, ist es manchmal wie in einer Ehe. Es gibt etwa gut funktionierende, langjährige Partnerschaften wie bei Tobias Wadenka und Manuel Heumann, bei denen das Feuer längst nicht erloschen ist. Einer setzte sich für den anderen derart ein, dass die beiden bei einem synchron ausgeführten Hechtsprung fast mit den Köpfen zusammengekracht wären. Eine Zugewinngemeinschaft im besten Wortsinn, beim 11:5, 11:13, 13:11,12:14 und 11:8-Erfolg bezwangen die Neuhauser in Florian Waffler und Ihsandi Hadmadi ein Duo wie Pat und Patachon: den groß gewachsenen Deutschen und seinen wieselflinken, zwei Köpfe kleineren indonesischen Partner. "Wir kennen uns seit dem neunten Lebensjahr und wissen, dass sich jeder auf den anderen verlassen kann", erklärte Heumann das Erfolgsrezept. Die zweite Erkenntnis des Dienstagabends war weniger schön: Doppel alleine reichen nicht, die Gastgeber verloren 2:5 und stürzten ans Tabellenende.

Fast wären Tobias Wadenka und Manuel Heumann mit den Köpfen aneinandergeknallt

Teilweise beharkten sich zwei Quartette gleichzeitig und lieferten den Zuschauern spektakuläre Ballwechsel zuhauf im Park Club Nymphenburg. Beim Vergleich zwischen Neuhausens Fabian Holzer und Przemyskaw Szydlowski gegen Oliver Roth und Johannes Pistorius standen drei ehemalige deutsche und ein aktueller polnischer Nationalspieler auf dem Feld.

Die Zeiten, als in der ersten Badminton-Bundesliga nur vereinzelt auch Doppel gespielt wurde, sind vorbei. Neben dem ersten gibt es neuerdings auch ein zweites Männerdoppel, zusammen mit dem Frauendoppel und dem Mixed werden nun vier von insgesamt sieben Punkten in den Doppeln vergeben. Man muss kein mathematisches Genie sein, um zu erkennen, welche Bedeutung dieser Disziplin zukommt. Der besondere Reiz des Doppels liegt an den vielfältigen Paar-Konstellationen. Die Rollenverteilung bei Wadenka/Heumann ist wie in einer gleichberechtigten Partnerschaft, was den Stärken der beiden entspricht: Heumann agiert meist am Netz, Wadenka deckt als gelernter Einzelspieler den hinteren Bereich des Courts ab.

Zwei Einzelkönner garantieren aber noch lange kein Spitzendoppel, zu einer stimmigen Mixtur gehört mehr. Oft ist es so, dass "der eine die Hosen anhat und der andere ihm zuarbeitet", wie es Fabian Holzer, vergangene Saison noch für den deutschen Meister Refrath aktiv, formuliert. Dass Holzer, 25, als der erfahrenere Spieler im ersten Doppel den Ton angibt und Szydlowski, 20, oft auf seinen Zuruf hin reaktionsschnell so manche Situation rettet, macht den Reiz der zweiten TSV-Paarung aus. "Przemyskaw braucht jemanden, der ihn führt und der die Taktik vorgibt", erklärt Holzer. Szydlowski deshalb als unermüdlichen Arbeiter im Weinberg des Herrn H. abzuwerten, würde dem Polen freilich nicht gerecht. Schlagtechnisch sei er "bereits einer der Besten im Kader", lobt Teammanager Philipp Blonck, und nach der Rückkehr in seinen Heimatverein Neuhausen scheint Doppelspezialist Holzer in Szydlowski eine "neue Liebe" gefunden zu haben, wovon eine wachsende Harmonie zeugt. Die Paarung landete gegen Roth/Pistorius denn auch ihren ersten Sieg im Ober haus - verdient in vier Sätzen.

Es sollten die einzigen zwei Punkte für Neuhausen an diesem Spieltag bleiben, am Ende hübschten sie die klare 2:5-Niederlage gegen Freystadt nur ein wenig auf. Denn Wadenka verlor das Spitzeneinzel gegen Hadmadi ebenso klar in drei Sätzen wie die Ukrainerin Natalya Voytsekh ihr Einzel gegen die finnische Nationalspielerin Nanna Vainio. Voytsekh erwischte auch bei der Viersatzniederlage im gemischten Doppel an der Seite von Holzer nicht ihren besten Tag.

Allein der Bulgare Krasimir Yankov musste sich im zweiten Einzel der ehemaligen deutschen Nummer zwei Lukas Schmidt nur knapp in fünf Durchgängen beugen. Ein weiterer Lichtblick im Neuhauser Team war die erst 17-jährige Monika Weigert, die für die derzeit verletzte Österreicherin Elisabeth Baldauf im Doppel einsprang. Ihre Partnerin Kaja Stankovic dürfte die kurzzeitige Verbindung gewiss nicht als Zwangsheirat empfunden haben. Weigert zeigte gegen Jenny Moore/Julia Kunkel Spielwitz und gute Übersicht, ein Klassenunterschied war bei der Niederlage in vier Sätzen kaum sichtbar. Über kurz oder lang dürfte die Nummer eins im Regionalligateam des TSV eine Option für den Erstligakader werden.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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