Actionsport:Neu aufgesetzt und abgemischt

Lesezeit: 3 min

Die BMX-Fahrer sind mit einer Riesenrampe zurück beim Munich Mash. Außerdem bei dem Dreitages-Spektakel: Wake- und Skateboarder.

Von Ralf Tögel, München

Paul braucht eine Pause. Paul, das ist Paul Thölen, einer der besten deutschen BMX-Fahrer. Gerade hat er ein paar Tricks in die Luft geschraubt, nun muss er kurz durchschnaufen.

Marion Schöne nutzt die kleine Pause des 18-Jährigen, der schon ein paar beachtliche Erfolge errungen hat, um ein bisschen Werbung für das kommende Großereignis zu machen, dem sie als Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH (OMG) sozusagen vorsteht. Der Ort für diese Ankündigung hätte nicht besser gewählt sein können, die OMG hat ins Gravity-Lab geladen, in die neue Actionsporthalle für Freestyle-Sportarten in Sendling, die Münchnern Gelegenheit bietet, solche Sportarten kennenzulernen oder ihre Fähigkeiten zu trainieren. Zum vierten Mal in Serie wird der Olympiapark im kommenden Juni Schauplatz des Munich Mash sein. Das Spektakel hat nicht nur hierzulande einen großen Stellenwert im Terminplan der Extremsport-Begeisterten, immerhin lockte die dritte Auflage des Mash im vergangenen Sommer 85 000 Menschen in den Park.

Vorwiegend junge Leute und Familien, wie Schöne erinnert, allein schon deshalb ist diese Veranstaltung auch für die OMG und damit die Stadt München ein wichtiger Imageträger. "Und es wird wieder ein neues Setup geben", blickt Schöne voraus, "das ist ja ein bisschen unser Konzept". Im Premierenjahr gab es Motocrosser, die auf einer mittels Pontons in den See gebauten Strecke Salti sprangen. Im vergangenen Jahr vollführten die Mountainbiker ihre halsbrecherischen Kunststücke auf dem Weg von einer Riesenrampe am Rand des Olympiastadions über den Coubertinplatz hinunter bis zum See; sie werden in diesem Jahr fehlen. Es wird aber nicht weniger spektakulär auf dem Gelände zugehen: Neu im Programm sind eben die BMX-Fahrer, die ihre Sprünge in etwa fünf Metern Höhe auf einer "Spine-Ramp" vollführen, zwei Halfpipes, die in etwa so aussehen wie zwei nebeneinander liegende Rückenwirbel. "Das ist dynamisch, schnell und sehr kompakt", sagt Andy Zeiss, der Sportliche Leiter des BMX-Wettbewerbs. Zeiss, der als Externer verpflichtet wurde und seit vielen Jahren hochkarätige BMX-Events organisiert, kann die besten Fahrer der Welt versprechen. So wird unter anderem der fünfmalige X-Games-Goldmedaillengewinner Daniel Dhers starten - die X-Games sind bekanntlich die Olympischen Spiele der Extremsportler.

Den jüngsten dieser Triumphe errang der Venezolaner, der in den USA lebt, im Übrigen in München, als 2013 die X-Games im Olympiapark stattfanden. Der völlig überraschende Ausstieg des amerikanischen Rechteinhabers war gleichzeitig die Geburtsstunde des Mash, den die OMG seinerzeit gezwungener Maßen als Nachfolgeveranstaltung ins Leben rief. Mit einem immensen Erfolg, wie die stetig steigenden Zuschauerzahlen in den vergangenen Jahren bewiesen haben. "Wir freuen uns, BMX ins Programm zurückgeholt zu haben", sagt auch Frank Seipp, Chef des Organisationskomitees. 2014 und 2015 waren die BMX-Fahrer in der umgebauten Olympia-Eishalle neben den Skateboardern noch fester Programmteil. Die Skateboarder, so etwas wie die Urväter der Actionsport-Szene, sind natürlich wieder mit von der Partie: Die SLS-World-Tour wird auch 2017 Station in München beim Mash machen und ihre weltbesten Vertreter wie Vorjahressieger und Skateboard-Legende Paul Rodriguez oder Publikumsliebling Nyjah Houston wieder in die Landeshauptstadt führen.

Auch der Wettbewerb der Wakeboarder wird nach seinem gelungenen Debüt im vergangenen Jahr etwas modifiziert, wie der Vorjahresdritte Nico von Lerchenfeld berichtete. Die Big Air, also die große Schanze, wird als Attraktion nicht nur bleiben, sondern mit einem "besseren Kicker" sogar noch imponierender: "Wir legen noch eine Schippe drauf", sagt von Lerchenfeld. Der Start wird in den unteren Teil des Sees verlegt, damit die Athleten auf einem Hindernisparcours mit "ein paar Rails und Boxes" schon auf dem Weg nach oben ihre Vielseitigkeit zeigen können. "Das geht in die Wertung mit ein", erklärt von Lerchenberg, der Sport werde den Zuschauern dadurch etwas mehr in seiner Ursprungsform gezeigt.

Dann blickt OMG-Chefin Schöne noch ein bisschen weiter in die Zukunft. Man werde versuchen, "demnächst auch ein paar Mädels am Start zu haben". Im BMX sei das schwer, sagt Paul Thölen noch, bevor er sich wieder in die Wave stürzt, eine Kombination aus Halfpipe, Miniramp und Bowl im Gravity-Lab. Er hat jetzt wieder Luft.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: