Spendenaktion:BR-Symphoniker spielen 68.000 Euro für SZ-Adventskalender ein

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Ein guter Start zum Auftakt der Spendenkampagne 2017/2018. Das Vorjahr brachte eine Rekordsumme ein: 8,6 Millionen Euro werden für gute Zwecke investiert.

Von Thomas Soyer

Einfach unglaublich, wie dieses Orchester auf der Ratschgurke schrappt, gongt und die Körner in den Maracas rasseln lässt. Und wie das nicht nur Maestro Mariss Jansons vorne am Pult vor musikalischer Begeisterung dauerstrahlen lässt, sondern auch die 2500 Menschen in der Gasteig-Philharmonie schier von den Sesseln reißt. Ruhig haben die intensiven Rhythmen von Rodion Schtschedrins "Carmen-Suite" jedenfalls keinen gelassen beim Benefizkonzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks zugunsten des SZ-Adventskalenders.

Allein dieser Konzertabend, für den die Künstler auf ihre Gage verzichten, bringt dem Spendenhilfswerk der Leserinnen und Leser der Süddeutschen Zeitung zum Auftakt der Spendenkampagne 2017/2018 stolze 68 000 Euro, wie Vorstand und SZ-Ressortleiter Christian Krügel bei der Begrüßung bekannt gab. Und mehr noch: Die bereits abgeschlossene Vorjahres-Kampagne erbrachte mit 8,6 Millionen Euro Spenden das bislang mit Abstand höchste Ergebnis. Was im Saal mit tosendem Applaus und hinterher an der Spendenbox mit neuerlichen großzügigen Gaben quittiert wird. Mit diesem Geld unterstützt das Hilfswerk Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, und ermöglicht vielen Menschen Chancen und Teilhabe, die mit existenziellen Schwierigkeiten kämpfen.

Für "gute Werke" ist der SZ-Adventskalender vor 69 Jahren geschaffen worden, und "gute Werke" sind am Freitag natürlich auch das musikalische Stichwort: Denn das Publikum darf sich an Beethovens 4. Klavierkonzert erfreuen, dessen prägnante, spannende Zwiesprache die BR-Symphoniker und Solist Yefim Bronfman virtuos intonieren. Ist natürlich ernste Klassik, aber mit verstecktem Witz: Bronfmans Piano-Part spielt mit den Themen des Orchesters, umkurvt sie mitunter in beinahe parodistischer Überraschung. Bronfman behält bei aller Intensität unglaubliche Leichtigkeit, atemberaubend im feinst perlenden Pianissimo.

Feuchte Augen gibt's dann bei der "Carmen-Suite" des in München lebenden russischen Komponisten Rodion Schtschedrin. Der zwinkert und spielt mit Bizets bekannten Ohrwürmern, der Habanera oder dem stolzen Torero, der bei Schtschedrin irgendwie Angst hat, sich nicht traut. Da stoppt das Orchester plötzlich die bekannte Melodie, ein jeder hört sie gedanklich weiter - bis er merkt: Die Streicher spielen ja gar nicht mehr, der Torero schreitet ja gar nicht mehr.

Der 84-jährige Schtschedrin ist im Saal, das Publikum bejubelt ihn hingerissen. 47 Schlaginstrumente, ansonsten nur Streicher - und alles "so unglaublich leicht und schwerelos" wie Besucher Martin Rohmer lobt, oder mit dem zehnjährigen Enno zu sprechen: "Das war krass!" Die 13-jährige Lea und ihr Vater Florian, die Schtschedrins Carmen-Suite selbst schon im Kammerorchester Oberhaching an Bass und Geige mitgespielt haben, sind hinterher schier beseelt. "Die waren besser", gibt Lea lachend zu. "Die waren aber auch mehr", setzt ihr Vater hinzu.

BR-Klassik sendet eine Konzert-Aufzeichnung am Freitag, 24. November, von 20.05 Uhr an.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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