Sozialarbeit im Sub:Sex nur mit Schutz

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Über Sex offen zu reden, falle auch vielen schwulen Männern noch immer schwer, sagt Sozialarbeiter Jan Geiger. (Foto: Robert Haas)

Jan Geiger klärt Männer über Risiken und Vorsorge auf

Von mayr

"Alle mögen Sex, aber keiner möchte sich währenddessen Gedanken über HIV machen", sagt Jan Geiger und bringt damit das Dilemma seiner Arbeit auf den Punkt. Seit einem halben Jahr betreut der Sozialarbeiter die HIV-Präventionsstelle im Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum Sub. Das ganze Jahr über berät die Anlaufstelle Betroffene, bietet kostenlose HIV-Tests an und leistet Aufklärungsarbeit.

Obwohl die Zahl zuletzt leicht zurück gegangen ist, zählen homo- und bisexuelle Männer nach wie vor zur größten Risikogruppe einer HIV-Infektion in Deutschland. "Als schwuler Mann bin ich automatisch mit dem Thema konfrontiert", sagt Geiger. Die Aufmerksamkeit in der Szene sei hoch, was sich aber nicht zwingend im Alltag niederschlage.

"Die Leute haben oft ein Halbwissen über sicheren Sex", sagt der 30-Jährige. Dass das Kondom nicht oder nicht konsequent gebraucht wird, ist seiner Erfahrung nach die Hauptursache für die HIV-Neuinfektionen in München. Oft heißt es dann: "Der sah so gesund aus", oder: "Der war doch noch so jung." Die Leute würden eine Risikoabschätzung aufgrund sehr gefährlicher Annahmen machen, sagt Geiger.

Der Sozialarbeiter sitzt damit gewissermaßen in einem Spagat. Eigentlich lautet seine Botschaft: "Habt Spaß an Sex." Aber gleichzeitig möchte er die Menschen dazu bringen, immer an ihren Schutz zu denken. Hier die Brücke zu schlagen, sei nicht immer einfach. "Denn über Sex in der Öffentlichkeit zu sprechen, ist nach wie vor ein Tabu - auch in der schwulen Szene."

Um diese Tabus zu brechen, holt sich Geiger Hilfe bei bekannten Persönlichkeiten. Für Mitte Januar hat er etwa den HIV-positiven Pornodarsteller Hans Berlin ins Sub eingeladen. Berlin spricht offen über seine Infektion und warum es sich im Leben lohnt, negativ zu bleiben. So platziert Geiger zwanglos und durch "einen sexy Typen" seine Präventionsbotschaft. Viele wüssten noch nicht, dass man sich mit der neuen Präexpositionsprophylaxe (Prep) schon im Voraus schützen kann. Und auch die Angst vor dem Test möchte der Sozialarbeiter in der Szene bekämpfen: "Wenn du deinen Status kennst, kannst du damit umgehen."

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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