Sound of Munich Now Labelnight:Blasmusik-Pop und Mundart-Punk

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Münchner Plattenfirmen präsentieren bei der Labelnight Mundartmusik aus dem Alpenraum. Alle haben sich (im weitesten Sinne) auf Folk und Folklore spezialisiert. Und doch sind die Unterschiede gewaltig.

Von Michael Bremmer und Theresa Parstorfer

Es ist schwer, Münchner Bands in stilistische Gruppen zu unterteilen - zu vielschichtig ist die Szene. Jede Band macht etwas Eigenes, deswegen wird es in München nie ein einheitliches Image wie in Hamburg ("Hamburger Schule") oder Berlin ("Hauptstadt-Pop") geben. Schon eher ist eine Gliederung nach der Zugehörigkeit zu einer Plattenfirma möglich - und das reicht in München von jung (Flowerstreet Records) bis urig (Trikont).

Beim Festival "Sound Of Munich Now", veranstaltet vom Feierwerk und der Süddeutschen Zeitung, präsentieren sich vier Münchner Plattenfirmen: Alpinrecords, Südpolmusic, Redwinetunes sowie Gutfeeling Records - alle haben sich (im weitesten Sinne) auf Folk und Folklore spezialisiert. Und doch sind die Unterschiede gewaltig. Alpinrecords stellen gemeinsam mit Südpolmusic am Freitag, 6. November, sechs Künstler vor. Hier geht es um Blasmusik-Pop und Dialekt-Folk, kurz: um Mundartmusik aus dem Alpenraum.

Bei Gutfeelig Records steht bayerische Offenheit im Vordergrund - ohne Vorbehalte. Da treffen bayrische Landler auf scheppernden Ska, Zwiefache auf Drei-Akkorde-Punk. Bei Redwinetunes wiederum geht es um Folk-Musik in allen Variationen. Veröffentlicht wird nur, was das Team um Gerald Huber berührt - am besten junge Talente. Vor wenigen Monaten hat Huber, Musikjournalist und Musiker, Ella Josaline entdeckt - eine 16-jährige Sängerin, um die bereits große Plattenfirmen buhlen. Auch Jesper Munk, mittlerweile bei einem Major-Label, war zunächst bei Redwinetunes unter Vertrag.

Dieses Gespür für neue Talente zeigt sich auch am Samstag, 7. November, bei der Labelnight von Redwinetunes. Natürlich: Hier stehen auch die etablierten Bands auf der Bühne. Triska etwa, das verträumte, entschleunigte Musikprojekt von Heidi Triska und Gerald Huber. Auch die Musik von The Marble Man ist eher bittersüß, manchmal aber auch euphorisch. Die melancholischen Gitarrenklänge von Nick & the Roundabouts berühren und verzaubern. Diese Bands sind bekannt, aber es gibt auch Entdeckungen zu machen: Sebastian Kölbl etwa brach mit 16 die Schule ab, ging als Trompeter mit Jamaram auf Tour und hat nun eine eigene Band um sich versammelt: Schoko & Band. Benjamin Süß alias Wendekind singt deutsche, kluge Texte, poetisch unterlegt von elektronischen Beats. Paul Kowol hat gerade die Schule abgeschlossen und möchte jetzt die Münchner Bühnen mit seiner Gitarre und seiner mal weichen, mal rauchigen Stimme erobern.

Auch Patrick Oginski gilt als erfolgreicher Talentsucher, als Geschäftsführer von Südpolmusic hat er unter anderem den Musiker Mathias Kellner entdeckt: Der ehemalige Schreiner schlug sich als vom Arbeitsamt geförderte Sänger-Ich-AG durch, jetzt füllt er Hallen. Er ist auch der erste Künstler von Alpinrecords, einem Label von Südpol und Sony. Natürlich darf Mathias Kellner bei der Labelnight nicht fehlen. Bayern-Blues und Alpen-Pop gibt es an diesem Abend zur Genüge. Pitbull auf Barisch und im Auto? DeSchoWieda setzen auf Mundart-Coverversionen - eine wilde Kombi, die bei ihrer Version von "Timber" großen Spaß bereitet.

Auch die Kinihasn interpretieren Hits auf Bairisch. In ihrer Version von "All about that bass" (bei ihnen: "Schau doch ned so beys"), untermalen Blechbläser und Ziehharmonika die ironischen Texte. Ihre Liebe zu Mundart und bayerischer Tradition beweisen auch die Blechbixn. Sie schwingen sich in kurze Lederhosen und packen die Blasinstrumente aus. Außerdem auf der Bühne: Otto Schellinger, eine virtuose Ein-Mann-Band, und Harry Blank, der von sich behauptet, das "bayerische Chanson" erfunden zu haben. Er ist übrigens auch Hauptdarsteller in der BR-Serie "Dahoam is dahoam".

Mit Fernsehserien kennen sich auch die Macher von Gutfeeling Records aus - Andreas Staebler und seine Mannen haben den Soundtrack für "München 7" eingespielt. Die Plattenfirma haben sie 1993 nur gegründet, um ihre eigenen Bands und fortan auch die Projekte ihrer Kumpels zu veröffentlichen - und so wird die Gutfeeling-Labelnight ein großes Freundestreffen. Wie rau, schräg und modern Gstanzln klingen können, beweisen die Landlergschwister. Natürlich ist auch G. Rag am Start - diesmal gemeinsam mit seiner human beatmachine Zelig. Man hört den für G. Rag so typischen gedämpften Gitarrensound, aber er klingt härter, direkter.

Mit vorproduzierten Tracks und einer Loop-Maschine hört sich Fred Raspail ein bisschen nach Bob Dylan an - und ein bisschen nach Herzschmerz. Leonie Felle ist Künstlerin und Fotografin. Leonie singt auch: wunderschöne, Chanson-artige Lieder. Und was gehört noch zu einem Freundestreffen: eine Rückkehr. 2000 hat sich Trans Love Energy aufgelöst, jetzt wird ein Neuanfang gestartet - eine Allstar-Band mit Musikern aus verschiedenen Combos. Solche Zusammenschlüsse gibt es hier häufig, auch deswegen ist es schwer, Münchner Bands in stilistische Gruppen zu unterteilen.

Labelnight alpinrecords , Hansa 39, Freitag, 6. November, Einlass und Beginn 20 Uhr. Labelnight redwinetunes , Orangehouse, Samstag, 7. November, Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr. Labelnight gutfeeling records , Kranhalle, Samstag, 7. November, Einlass 18 Uhr, Beginn 19 Uhr.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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