Sommerfest im Volkstheater:"Wuide Musik" und viel Sprizz

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Es sind gleich zwei Sommernachtsträume zu haben an diesem Sonntagabend: Der eine drinnen im Volkstheater, der andere draußen im Volksgarten. Hier feiert das Ensemble.

Stephan Handel

Es sind gleich zwei Sommernachtsträume zu haben an diesem Sonntagabend: Der eine drinnen im Volkstheater, Christian Stückls Shakespeare-Inszenierung - der andere draußen, im Volksgarten, wie der Innenhof des Hauses an der Brienner Straße genannt wird. Hier nämlich feiern Ensemble, Mitarbeiter, Freunde und Fans Spielzeitende, Abschied von scheidenden Kollegen, den Sommer und sich selbst, kurz: Es ist Sommerfest im Volkstheater.

Das geht traditionsgemäß so, dass zunächst die Schauspieler ein bisschen Programm machen. Zum Beispiel singt Barbara Romaner für ihren Kollegen Andreas Tobias Michael Jacksons "Beat it", der Angesungene zeigt dazu den Moonwalk und dass er auch den dazugehörigen Griff in den Schritt bestens beherrscht. Jean-Luc Bubert singt, von Gitarre und Bassklarinette begleitet, etwas Tomwaitsiges; einige Zuhörer behaupten später, darin tatsächlich "Hallelujah" von Leonard Cohen erkannt zu haben.

Dann erscheint ein Problem: Die Vorstellung soll beginnen - aber im Hof spielen mittlerweile die Wuidn Wachl, deren "einziger Lebenszweck" nach eigener Ansage ist, "die Pflege der bayerischen Volksmusik - zu vernichten". Dazu bedarf es natürlich einer gewissen Lautstärke, und für kurze Zeit herrscht unter den Theaterleuten die Befürchtung, das könnte Shakespeare stören. Tut es dann aber doch nicht, und so verbringen Carl-Ludwig Reichert, seine Mitwachl und Oberon, König der Elfen, einen Abend in friedlicher Koexistenz.

Theatermenschen haben wenig Geld und sind deshalb erfindungsreich. So verkaufen Schauspieler Buttons für einen Euro; vom Erlös soll irgendwie ein Klavier von hier nach da transportiert werden. Ausgesprochen dreist ist jedoch jener Trick, der einige Zeit später herumerzählt wird: Man spreche einen Bekannten an, frage, ob man von seinem Sprizz probieren dürfe, was der Bekannte schlecht verneinen kann. Man trinke und bestehe dann darauf, das Getränk unmöglich wieder zurückgeben zu können - schließlich ist Schweinegrippe.

Der Hof hat sich gut gefüllt mittlerweile, Intendant Stückl allerdings lässt sich entschuldigen - die Proben in Salzburg dauern länger. Von Auftritten beim Streetlife-Festival sind Kofelgschroa und die Landlergschwister herübergekommen und hören die Dos Hermanos, denen mal jemand sagen könnte, dass die Neue Deutsche Welle seit 25 Jahren vorüber ist. Weil aber die Luft lau ist, der Himmel nicht mehr blau, sondern dunkel, weil der Sprizz erfrischt und die Frage noch lange nicht entschieden ist, was besser schmeckt, Mai Tai oder Touchdown, bleiben alle da bis spät, im Münchner Sommernachtstraum.

© SZ vom 21.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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