Sollner Werk:Sauberer Sauger

Lesezeit: 2 min

Das Sollner Werk, einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe im Stadtbezirk, setzt mehr und mehr auf gehobene Wertschöpfung. (Foto: Renolit/oh)

Das Unternehmen Renolit plant, seine Abluftreinigung komplett auf ein neues Verfahren umzustellen

Von Jürgen Wolfram, Solln

Die Projektbeschreibung mit der Überschrift "Regenerative Nachverbrennungsanlage 2" wäre durchaus geeignet, in der Bevölkerung Skepsis zu wecken. Tatsächlich aber soll das Vorhaben der Firma Renolit die Umweltverträglichkeit ihrer Produktion verbessern und die Energieeffizienz deutlich steigern. An seinem Standort in München-Solln plant der Hersteller von Kunststoff-Folien die komplette Umstellung seiner Abluftreinigung auf ein neues Verfahren. Statt Aktivkohlefilter kommt dabei ein "Konzentrationsrad" mit keramischen Elementen zum Einsatz, um die Rückstände von Lösungsmitteln so gründlich wie stromsparend zu absorbieren. Die technische Ausstattung liefert Envirotec, ein Spezialist für derartige Anlagen aus Hessen. In der Sollner Nachbarschaft dürfe man sich von der 2,3-Millionen-Euro-Investition "eine eindeutige Verbesserung" versprechen, versichert Geschäftsleiter Frank Severin. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für Anfang 2019 geplant, der Antrag auf Genehmigung liegt bereits beim städtischen Referat für Gesundheit und Umwelt. Mit ernsthaften Beeinträchtigungen während der Bauzeit sei nicht zu rechnen, erklärt Renolit.

Bei Erwähnung der Firma, die früher mal Alkor hieß, rümpfen manche Sollner bis heute die Nase. Das hat olfaktorische Gründe; aus der mehr als 70 Jahre alten Fabrik entströmt von Zeit zu Zeit ein Geruch, der an Buttersäure erinnert und vereinzelt schon Zweifel an der Umweltverträglichkeit des Folien-Werks an der Morgensternstraße ausgelöst hat. Severin beteuert jedoch, dass auch die alte, im Jahr 1986 eröffnete Aktivkohle-Absorbtionsanlage stets alle Umweltauflagen und Grenzwerte eingehalten habe, obwohl sie sich nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik befinde. Mit der künftigen Abluftreinigung will Renolit die Geruchsbelästigung weiter eindämmen, "auch wenn null Emissionen nicht zu erreichen sind". Mit der Nachbarschaft "im Einklang" zu leben, liege schon insofern im firmeneigenen Interesse, als ein Gutteil der 400 Münchner Renolit-Mitarbeiter in Werksnähe wohne, sagte Severin.

Die neue, vom Volumen her kleinere regenerative Nachverbrennungsanlage wird anstelle des Vorgängermodells im südöstlichen Bereich des Firmengeländes errichtet. Die Altkonstruktion soll demontiert, die darin enthaltenen Wertstoffe isoliert und verkauft werden. Nicht zuletzt sei die energieverbrauchssenkende Ersatzinvestition ein Statement, so der Geschäftsleiter, ein Zeichen des Glaubens an die Zukunft des Standorts. Ähnliches gelte für die Einführung einer neuen Kunststoffproduktlinie.

Der Mittelständler Renolit, laut Imagefilm ein "Global Player der Folienbranche", produziert mit weltweit 4500 Beschäftigten an 21 Standorten. 1946 wurde das Unternehmen mit Hauptsitz in Worms gegründet. Seine Kunststoff-Folien finden sich unter anderem in Gebäuden, in der Unterhaltungselektronik, in Fahrzeugen und Möbeln. Das Sollner Werk, einer der größten Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe im Stadtbezirk, hat sich während der vergangenen Jahre mehr und mehr aus der Massenproduktion zurückgezogen und setzt auf gehobene Wertschöpfung.

Wenn Renolit jetzt im Münchner Süden, wie angekündigt, seinen "ökologischen Fußabdruck verbessert", weckt das nicht zuletzt die wohlwollende Neugier der Lokalpolitiker. Am Dienstag, 6. Februar, befasst sich der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln mit dem Projekt Nachverbrennungsanlage. Der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) hat vorab schon mal seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Innovation zum Ende der Bürgerbeschwerden über Geruchsbelästigung führen möge: "Ich gehe mal davon aus, dass die Lage besser wird."

© SZ vom 30.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: